Corona-Booster bringt das Immunsystem auf Trab
Vor dem Impf-Aktionstag am Samstag in Heilbronn beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um die dritte Impfung.

Durch eine Booster-Impfung wird der Immunschutz gegen Covid-19 noch einmal stark verbessert. Dennoch zögern viele Menschen und fragen sich, ob sie den erneuten Piks wirklich brauchen. Vielleicht ist das Immunsystem ja noch fit genug, um das Coronavirus erfolgreich zu bekämpfen? Reicht die durch die bisherigen Impfungen erzeugt Abwehrkraft noch aus? Und welche Impfstoff-Kombination ist die richtige? Wir beantworten wichtige Fragen rund ums Boostern.
Wer bekommt den Booster?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt den Booster mit einem mRNA-Impfstoff für alle Menschen ab 18 Jahren. Bisher wurde die dritte Impfung nur für Menschen empfohlen, die 70 Jahre und älter sind, außerdem für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie medizinisches und pflegerisches Personal, Immungeschwächte und Menschen, die mit dem Einfachimpfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden.
Was bringt eine Auffrischungsimpfung?
Die zusätzliche Impfung stärkt das Immunsystem nochmals gegen das Sars-CoV-2-Virus. Daher kommt die Bezeichnung Booster, also Verstärker. Denn eigentlich sei der Begriff Auffrischung nicht ganz korrekt, schreibt der Immunologe Carsten Watzl auf Twitter. Dadurch werde der Eindruck erweckt, als werde mit der dritten Impfung etwas wieder hergestellt, das verloren gegangen sei. Doch mit dem Booster stelle man nicht nur den Zustand nach der zweiten Impfung wieder her: Die Immunität sei nach dem Booster sogar noch besser als nach der zweiten Impfung. Das mache auch Sinn, so der Experte. Denn jedes Mal, wenn das Immunsystem mit dem Erreger oder dem Impfstoff in Kontakt komme, werde die Immunität stärker, besser und dauerhafter.
Wie lässt sich herausfinden, ob noch eine Schutzwirkung besteht?
Mit einem Antikörpertest kann eine Immunreaktion auf das Coronavirus nachgewiesen werden, erklärt Holger Blackholm, Geschäftsführer des MVZ Labor Blackholm in Heilbronn. Da liegt der Gedanke für viele nahe, vor einer Auffrischung zu prüfen, wie hoch ihr durch die bisherigen Corona-Schutzimpfungen aufgebauter Immunschutz noch ist. "Die Nachfrage ist gestiegen", sagt Blackholm.
Wer sollte vor dem Boostern einen Antikörpertest machen?
Für die meisten Menschen sei dies nicht relevant, erklärt Blackholm. Eine generelle Empfehlung dazu gibt es auch vom Robert-Koch-Institut (RKI) nicht. Wer allerdings etwa anfällig für Infekte oder allgemein immungeschwächt ist, dem gebe so ein Test womöglich eine wichtige Info dazu, wie gut die Impfungen angeschlagen haben, sagt Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte (BDL).
Welche Arten von Tests gibt es?
"Es gibt mehrere Schnelltest-Variaten", erklärt Labormediziner Blackholm. Die einfachste kann man im Drogeriemarkt kaufen. Zu Hause wird dann ein Tropfen Blut auf eine Art Löschpapier gegeben, welches an ein Labor geschickt wird. Goldstandard aber ist der Elisa-Test. "Das ist nicht vergleichbar", betont der Experte mit Blick auf die Qualität. Für den Elisa-Test wird mit einer Spritze Blut durch Fachpersonal abgenommen, in der Regel in der Hausarzt-Praxis, aber auch im Labor vor Ort, und die Probe anschließend mithilfe von Enzymen auf Antikörper untersucht. "In der Regel erhalten Sie das Ergebnis bei uns taggenau", sagt Blackholm. Wurde die Probe nicht direkt im Labor entnommen, wird der Befund über den behandelnden Arzt mitgeteilt.
Was kostet der Antikörpertest eigentlich?
"Der Antikörper-Test ist eine Selbstzahler-Leistung", sagt Blackholm. Die Kosten muss man also selbst tragen. Angemessen für Antikörpertests, bei denen die Wirkung schon erfolgter Impfungen gecheckt wird, sind gut 20 bis 30 Euro.
Was sagen die Antikörperspiegel über meinen Schutz aus?
"Aktuell noch nicht viel, daher sollte man eine Booster Impfung auch nicht von einem Antikörpertest abhängig machen", twitterte Immunologe Watzl vergangene Woche. Wissenschaftlich gesicherte Grenzwerte, bis zu denen ein Infektionsschutz besteht, gibt es noch nicht. "Aber: Die Höhe der Antikörper korreliert mit dem Schutz", so Watzl. Umgekehrt muss sich niemand um ein "Zuviel" sorgen: "Sicherheitsbedenken für eine (Auffrisch-)Impfung bei noch bestehender Immunität gibt es nicht", erklärt das RKI.
Gibt es Schätzungen zum Grenzwert?
Im Test werden Labormediziner Bobrowski zufolge in der Regel die sogenannten Anti-Spike-Antikörper (IgG) geprüft. Damit die Ergebnisse aussagekräftig und vergleichbar sind, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Standard festgelegt, der in der Einheit BAU/ml angegeben wird (BAU = Binding Antibody Units). Mit Blick auf Daten seines Labors und unter anderem aus Israel sagt Bobrowski: Unter einem Wert von 21,8 BAU/ml sei kein messbarer Schutz durch Anti-Spike-Antikörper gegeben. Darüber liege jedoch ein großer Graubereich. "Nach meiner Einschätzung ist ein Wert von 500 so hoch, dass man nicht sofort eine Drittimpfung benötigt", so der Laborarzt. Bei allem über 1000 BAU/ml könne man von einem guten Schutz sprechen. Das deckt sich mit dem, was Carsten Watzl zum Thema schreibt.
Und wenn die Werte sehr niedrig sind?
Bei der Diskussion um die hohen Grenzwerte gehe es um einen Schutz vor der symptomatischen Infektion, schreibt Immunologe Watzl. Der Schutz vor schwerer Erkrankung könne auch bei niedrigeren Werten immer noch hoch sein. Deshalb sein Rat: Keine Panik bei geringen Antikörperwerten, aber besser einen Booster-Termin vereinbaren.
Welcher Impfstoff wird zum Auffrischen verwendet?
Laut RKI soll ein mRNA-Impfstoff verwendet werden, also die Vakzine von Biontech oder Moderna - auch wenn zuvor ein Vektor-Impfstoff verabreicht wurde. Wurde bei der Grundimmunisierung bereits ein mRNA-Impfstoff verwendet, soll möglichst der gleiche Impfstoff für die Auffrischimpfung benutzt werden. Das Vakzin von Moderna soll aber laut jüngster Empfehlung der Stiko für Menschen unter 30 Jahre nicht mehr eingesetzt werden.
Welche Impfstoff-Kombination bringt die beste Booster-Wirkung?
Wer seine Grundimmunisierung mit einem Vektorimpfstoff bekommen hat, erhält als Booster die Vakzine Comirnaty von Biontech oder Spikevax von Moderna. Das bringt dem Immunschutz offenbar einen enormen Schub, wie eine Studie unter Federführung von Robert L. Atmar vom Baylor College of Medicine in Houston zeigt, die jetzt zur Diskussion als Preprint veröffentlicht wurde. Der Wechsel von Biontech zu Moderna und umgekehrt führt dagegen nur zu kleineren Verbesserungen. Es sei unerheblich, welchen mRNA-Impfstoff man für die Auffrischung nehme, folgert Immunologe Watzl.
Wann sollte die Booster-Impfung erfolgen?
In Deutschland empfiehlt die Stiko in der Regel einen Abstand von sechs Monaten zwischen Grundimmunisierung und Auffrischung. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf fünf Monate kann im Einzelfall oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind erwogen werden. Menschen mit stark geschwächten Immunsystem können sich laut Empfehlung der Stiko schon nach 28 Tagen die dritte Dosis abholen. Dies gilt auch für alle, die als erste Impfung den Johnson & Johnson-Impfstoff bekommen haben.
Impfaktion
Am Samstag, 20. November, bieten neben dem Impfpunkt in der Heilbronner Kaiserstraße 40, dem Impfbus und dem Impfvan auch niedergelassene Ärzte Auffrisch-Impfungen ohne Termin an. Mitzubringen sind die Versichertenkarte der Krankenkasse, der Impfausweis, ein Ausweis sowie, falls möglich, das Aufklärungsmerkblatt und die Einverständniserklärung des RKI (www.rki.de). Adressen und Öffnungszeiten unter www.heilbronn.de/coronavirus und www.landkreis-heilbronn.de.