Reaktivierung der Bottwartalbahn: Diese Trassen sind noch im Rennen
Vier mögliche Trassen gibt es für eine Reaktivierung der Bottwartalbahn. Zwei sind nach Stimme-Informationen in der engeren Auswahl. Damit dürfte eine Vorentscheidung gefallen sein, ob Flein dabei ist oder nicht.

Rechtsrum oder linksrum? Ob eine reaktivierte Bottwartalbahn über Abstatt und Untergruppenbach führen würde oder dem historischen Verlauf über Talheim folgt, ist nach wie vor völlig offen. Der Kreistag des Landkreises Heilbronn entscheidet am 18. März, welche Variante den Vorzug erhält. Die Gemeinden ringen um den Zuschlag.
"Wir waren noch nie so nah dran." Hans-Joachim Knupfer gilt als Experte für die Bottwartalbahn. Dass auf der stillgelegten Strecke zwischen Marbach und Heilbronn einmal Stadtbahnzüge rollen, hält er für wahrscheinlich, auch wenn das in jedem Fall noch viele Jahre dauern wird. Im Landkreis Ludwigsburg und weiter bis hinter Beilstein ist der Verlauf weitgehend unstrittig, weiter nördlich im Landkreis Heilbronn gilt das keinesfalls. Hier gibt es vier Varianten, denen eine Machbarkeitsstudie bescheinigt hat, dass sie wirtschaftlich zu realisieren wären.
Einen Favoriten hat Fachmann Knupfer, er halt sich aber bedeckt - wie so viele dieser Tage, da die Entscheidung näher rückt. Der Kreistag muss sich am 18. März festlegen, welche Strecke vertieft untersucht wird. "Das wird spannend", hört man allenthalben aus den Kreistagsfraktionen. Keiner legt sich fest. Noch nicht.
Bottwartalbahn: Spielt Flein eine Rolle oder nicht?

Eine Vorentscheidung ist gleichwohl gefallen. Nach Informationen der Heilbronner Stimme liegen nur noch zwei der vier Optionen auf dem Tisch, offiziell heißen sie Variante 1 und 3 (siehe Karte). Das sind die historische Strecke über Talheim sowie eine Trasse über Abstatt, Untergruppenbach, den Teilort Donnbronn und direkt weiter nach Heilbronn. Das heißt: eine direkte Anbindung des Bosch-Firmenstandorts bei Abstatt (Variante II) ist unwahrscheinlich. Und: Flein ist raus.
Alexander Krüger will das nicht bestätigen, Fleins Bürgermeister verweist auf den jüngsten Gemeinderatsbeschluss, in dem es heißt: "Sofern der Kreistag Heilbronn sich für eine Trassenplanung über die Gemeinden Abstatt und Untergruppenbach als neue Vorzugsvariante entscheidet, sollte die Gemeinde Flein ebenfalls Berücksichtigung finden." Krüger sagt aber auch, es gebe "kein Kirchturmdenken". Letztlich könne Flein, das per Bus gut an Heilbronn angebunden ist, mit jeder Lösung leben. "Für uns", sagt Krüger, "ist alles okay."
Die Gemeinden, so ist zu hören, werden wenige Tage vor der Entscheidung den Kreistagsfraktionen noch einmal ihre Argumente darlegen. Der Ost-Ast schneidet bei Wirtschaftlichkeit und Fahrgastpotenzial etwas schlechter ab, führt aber an den großen Firmenstandorten von Bosch und Magna mit derzeit zusammen 7000 Arbeitsplätzen zumindest vorbei. "Die mitzunehmen, ist wichtig für die Mobilitätswende", unterstreicht Abstatts Bürgermeister Klaus Zenth seine Position.
Firmenstandorte als Trumpf für Ost-Variante der Bottwartalbahn
Sein Untergruppenbacher Amtskollege Andreas Vierling wirbt ebenfalls für die aus seiner Sicht "deutlich bessere Variante", sieht aber einen "Wettbewerb auf Augenhöhe". Ihre Hausaufgaben haben die Kommunen gemacht. So gibt es etwa eine Auswertung, die Wohnorte der Bosch- und Magna-Mitarbeiter berücksichtigt. So wohnten rund 1700 von ihnen an einer möglichen Ost-Trasse der Bahn, fast 4000 sind es, wenn man die unmittelbar anschließenden Strecken der Stadt- und Regionalbahnen einbezieht.
Auch die Anbindung der Hightech-Standorte an den künftigen KI-Park in Heilbronn wird ins Feld geführt. Unsicherheitsfaktor der Debatte: In diesem Jahrzehnt wird es vorhersehbar nichts mehr mit der Umsetzung. Niemand weiß, wie sich Unternehmensstandorte bis dahin entwickeln, oder welchen Einfluss der Homeoffice-Trend auf das Fahrgastpotenzial haben wird.
Bottwartalbahn: Kriterien der Wirtschaftlichkeitsberechnungen angepasst
Aus Sicht von Bernd Bordon sticht der Firmen-Trumpf ohnehin nur zum Teil. "Wir müssen uns mit 6000 Arbeitsplätzen nicht verstecken", sagt Ilsfelds Bürgermeister, der auch der SPD-Fraktion im Kreistag vorsteht. Bei zentralen Kennzahlen liegt die historische Trasse leicht in Front. Der Kosten-Nutzen-Faktor von 1,9 ist überragend, hier schneidet die Konkurrenz allerdings auch nicht viel schlechter ab. Bei früheren Wirtschaftlichkeitsberechnungen war das Projekt noch krachend gescheitert. Seither wurden die Kriterien angepasst, unter anderem haben Umweltschutzaspekte größeren Stellenwert. Das verhalf dem Vorhaben über die wichtige Hürde.
Weiterer Vorteil der Schozachtal-Strecke: Sie fädelt nach den bisherigen Entwürfen so ins Heilbronner Stadtgebiet ein, dass der Sontheimer Campus der Hochschule direkt eingebunden wäre. Während im Landkreis die Diskussion rege geführt wird, hält sich die Stadt Heilbronn bislang zurück, was ihre Präferenzen angeht.
Bei der Machbarkeitsstudie war auch untersucht worden, ob beides zusammen geht. Die Kombi-Variante aus Ost- und Westbahn war aber durchgefallen. Wenn man Puffer für zu erwartenden Kostensteigerungen einrechne, falle der Kosten-Nutzen-Faktor unter den Wert 1, hieß es in der Expertise – ein Ausschlusskriterium.
Reaktivierung: Wie es nun weitergeht
Wenn sich der Kreistag entschieden hat, gehen die vertieften Planungen weiter. Spannend wird sein, welchen Teil der Baukosten der Bund übernimmt. Die übliche Quote sind 75 Prozent bei Neubau. Bis zu 90 Prozent sind möglich, allerdings nur bei Reaktivierungen. Auf welchen Abschnitten das hier der Fall ist, muss noch geklärt werden. Anders als etwa im Zabergäu gibt es im Bottwar- und Schozachtal keine Bahntrasse mehr, an vielen Stellen ist der ehemalige Verlauf der Bahn überbaut.