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Saharastaub über Heilbronn: Bald könnte es Blutregen geben

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Das erste Sommer-Wochenende wird in Baden-Württemberg von einem Wetterumschwung abgelöst. Was bleibt, ist zunächst der Saharastaub. Und der kann in Form von Blutregen vom Himmel kommen.

von Chris Petersen und dpa
Saharastaub aus Nordafrika verdunkelt und verfärbt den Himmel über Heilbronn. Das Phänomen war bereits an Karsamstag zu beobachten.
Saharastaub aus Nordafrika verdunkelt und verfärbt den Himmel über Heilbronn. Das Phänomen war bereits an Karsamstag zu beobachten.  Foto: Veigel, Andreas

Nach einem Sommer-Wochenende mit Rekord-Temperaturen in Baden-Württemberg blieb es am Montag zwar noch einmal warm, doch am Dienstag ist es damit zunächst vorbei. Den Prognosen der Meteorologen zufolge wird's bis zur Wochenmitte deutlich kühler – und wohl auch nasser. Am Donnerstag jedoch steigen die Temperaturen schon wieder, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Ganz so warm wie am vergangenen Wochenende dürfte es aber nicht werden. In der Zwischenzeit müssen sich die Menschen in der Region jedoch auf Niederschlag einstellen – und der kann in Form von Blutregen fallen. Statt südlicher Afrika-Luft weht dann nämlich der Wind vom Atlantik her. 

Saharastaub: Der Himmel über der Region Heilbronn ist gelblich trüb eingefärbt

Die hohen Temperaturen der vergangenen Tage haben laut dem DWD auch mit dem Klimawandel zu tun. Durch ihn sei es hierzulande allgemein wärmer geworden, sagte ein Meteorologe. Am Wochenende transportierte ein Tiefdruckgebiet die "wärmstmöglichsten Luftmassen aus Nordafrika zu uns". Insgesamt sei der Atlantik deutlich wärmer geworden, größere Kaltlufteinbrüche seien seit Januar ausgeblieben, weshalb die Monate Februar und März die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen seien. Auch an der Station in Öhringen wurden im März einige Wetter-Extreme gemessen.


Am Montag geht der DWD von Höchstwerten bis zu 29 Grad aus. Und ein Phänomen, das bereits an Karsamstag zu beobachten war, ist auch am Montag in Heilbronn deutlich sichtbar: Saharastaub, der den Himmel gelblich-diesig eintrübt. Doch was hat es mit dem Phänomen auf sich? Der Deutsche Wetterdienst hat einige Daten und Fakten zu dem Wetterphänomen zusammengetragen.

Woher kommt der Saharastaub und wie gelangt er in die Atmosphäre?

In der Regel stammt der Staub, der in Mitteleuropa auftritt, aus nördlichen Sahara-Regionen. Bestimmen lässt sich die Herkunft an der Farbe: Staub aus der Westsahara ist rot bis braun gefärbt, in östlichen und südlicheren Bereichen ist er eher gelblich bis weiß. Der Staub besteht vorwiegend aus Quarz (Silikate), Aluminosilikaten und Eisenoxiden, aber auch Magnesium und Phosphor, typischerweise in oxidierter Form, können vorkommen. 

Doch wie gelangen die winzigen Staubkörnchen in die Atmosphäre? Laut DWD gelten bodennahe Winde in der Sahara als Auslöser. Außerdem spielen Bodenfeuchte und Korngrößen eine wichtige Rolle. Je nach Wettersituation können die Partikel in Höhen von bis zu mehreren Kilometern "angehoben" werden. Transportiert wird der Wüstenstaub typischerweise in Höhen zwischen zwei und sieben Kilometern über Grund. 

Die Partikel sorgen dafür, dass das Sonnenlicht gestreut, teils reflektiert und auch absorbiert wird. Das kann laut DWD dazu führen, dass sich der blaue Himmel milchig weiß färbt. Bräunliche bis gelblich-rötliche Verfärbungen von Wolken sind auf die farbigen Staubpartikel selbst zurückzuführen und lassen auf eine hohe Saharastaub-Konzentration schließen.

Wann tritt das Saharastaub-Phänomen auf – und wie lange dauert es?

In Mitteleuropa treten Saharastaub-Ereignisse häufiger im Frühjahr und im Sommer auf. Laut DWD liegt das an den in diesen Jahreszeiten vorherrschenden Windsystemen und Strömungsmustern über der Sahara.

In Deutschland ist das Wetterphänomen unterschiedlich ausgeprägt. Laut DWD kommt das Phänomen südlich der Main-Linie mit rund 60 Ereignissen im Jahr doppelt so häufig vor, wie nördlich davon. Die meisten Ereignisse sind im Gegensatz zu dem aktuellen Staub-Phänomen aber kaum wahrnehmbar und oftmals dauert das Auftreten nur einige Stunden an. 

Wie gefährlich ist der Saharastaub – und hat er auch einen Nutzen?

Nach Angaben des DWD ist der Staub nicht toxisch. Und auch das Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung Freiburg stuft das "Mitbringsel" aus Afrika als ungefährlich ein, wie das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" berichtet. Allerdings komme es zu einer erhöhten Feinstaubbelastung, die sich auf das Wohlbefinden auswirken könne.

Für empfindliche Personen können die kleinen, lungengängigen Partikel unter 2.5 µm Durchmesser durchaus Probleme bereiten, heißt es beim DWD. Vor allem, wenn sie in Zeiträumen ab mehreren Stunden in größeren Mengen in der Luft auftreten. Besonders Asthmatiker und Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen leiden häufiger unter Beschwerden. In Südeuropa, wo Saharastaub-Ereignisse deutlich häufiger auftreten als in unseren Gefilden, gibt es laut den Meteorologen sogar Hinweise auf eine höhere Sterblichkeit nach längeren Saharastaub-Ereignissen.


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Das Auftreten von Saharastaub kann aber nicht nur die Leistungsfähigkeit von Menschen beeinflussen: So produzieren Photovoltaikanlagen aufgrund der Reduktion der Sonnenstrahlung am Boden und der Ablagerung von Staubpartikeln auf den Solarpanelen deutlich weniger Strom. 

Hier gibt's Tipps, wie man Saharastaub vom Auto entfernt.

Während manche Menschen unter dem Saharastaub leiden, ist wirkt er auf Pflanzen wie ein Dünger. Vor allem die Böden im Karibik-Raum und der südamerikanische Regenwald profitieren von den mineralstoffreichen Ablagerungen. In Mitteleuropa ist der Düngeeffekt laut DWD wesentlich geringer. 

Wie der Saharastaub wieder aus der Atmosphäre verschwindet

Nach Angaben der Meteorologen gibt es zwei Prozesse, die dazu führen, dass der Staub aus der Atmosphäre verschwindet: Entweder sinken die Körnchen durch die Schwerkraft zu Boden (trockene Disposition), oder es erfolgt eine "Auswaschung" mit Niederschlägen – so wie beispielsweise am vergangenen Osterwochenende im Raum Heilbronn. Letzteres Ereignis wird wegen der rötlichen Färbung auch "Blutregen" genannt.

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