Betroffene überzeugt: Whatsapp-Betrug kann jeden treffen
Vermehrt versuchen Unbekannte, über den vielgenutzten Messenger-Dienst Whatsapp Geld von Familien zu ergaunern. Betroffene geben an, dass die Betrüger sehr sehr perfide sind.

"Hallo Papa, mein Handy ist kaputt." Die neue Nummer könne er speichern. Dazu ein rotes Herzchen. Ein 60 Jahre alter Mann aus Brackenheim erhält diese Nachricht über Whatsapp auf sein Mobiltelefon. Im ersten Moment denkt er, beim Absender handele es sich um eines seiner drei Kinder. Dann wird er misstrauisch, ihm wird rasch klar: Ein Unbekannter versucht, ihn über den Tisch zu ziehen.
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Polizei: Masche noch relativ neu
Der Brackenheimer lässt sich zum Schein auf die Unterhaltung via Chat ein. Letztlich versucht der Täter, ihn dazu zu bringen, etwas mehr als 2800 Euro auf ein Konto zu überweisen. Betrugsversuche wie diese häufen sich zurzeit. "Die neue Betrugsmasche beschäftigt auch uns als Polizei Heilbronn", sagt Daniel Fessler, Sprecher des Heilbronner Präsidiums. Über die Anzahl der bisherigen Fälle könne er keine Angaben machen. "Das liegt unter anderem an der noch uneinheitlichen statistischen Erfassung aufgrund des neuen Modus Operandi."
Zweifel verstärken Gefühl, dass ihr Kind Hilfe braucht
So wie der Mann aus Brackenheim meldet sich ein Ehepaar aus Heilbronn in der Stimme-Redaktion. "Man hat versucht, uns per Whatsapp zu nötigen, zwei Beträge von jeweils mehr als 2000 Euro an ein uns unbekanntes Konto zu überweisen", schreibt das Paar in einer E-Mail. In diesem Fall gibt sich der Betrüger als Tochter aus, die ihr Handy verloren hat. Es sei dringlich, das Geld müsse sofort überwiesen werden.
"Es war so geschickt gemacht", erzählt die 69-jährige Heilbronnerin. Nie habe sie gedacht, dass sie auf solche Betrüger hereinfallen könnte. Sie wisse sehr gut über Methoden wie den Enkeltrick oder falsche Polizisten Bescheid. Sie macht die Erfahrung, dass dieses Wissen in der konkreten Situation nicht abgerufen wird. "Jetzt bin ich überzeugt, es trifft auch völlig wache Menschen." Gleich zu Beginn des Chats fragt sie: "Birgit, bist du"s?" Aufkommende Zweifel bestärkten sie nur in der Annahme, dass ihr Kind in Schwierigkeiten steckt und rasch Hilfe benötigt.
Ermittler fragen Telefon- und Kontoinhaber ab
"Ich bin bei der Frage stutzig geworden, ob ich beschäftigt sei", erzählt der Brackenheimer. Die Täter gaukeln ihm vor, die Tochter müsse Rechnungen für einen Laptop und das neue Handy zahlen. Die Kontoverbindung, die ihm die Täter nennen, gibt er der Polizei. Sein Eindruck: Die Beamten reißen sich kein Bein aus, um dem nachzugehen.
Fessler widerspricht. Die Polizei frage die Inhaber der Telefonnummern und der Konten ab. "Wir ermitteln im Hintergrund. Jeder angezeigte Whatsapp-Betrug, auch Versuche ohne Schaden, würden der Staatsanwaltschaft vorgelegt. Noch habe die Polizei keine gesicherten Erkenntnisse zu den Tätern. Das Vorgehen lasse Parallelen zu den Phänomenen Enkeltrick und falsche Polizeibeamte erkennen.