Betonboot-Regatta auf dem Neckar poliert Image auf
100 Teams aus dem In- und Ausland sind bei der Betonkanu-Regatta auf dem Neckar in der Heilbronner Innenstadt dabei. Die Zementindustrie will mit dem Wasserspektakel zeigen, was man aus dem Baustoff so alles machen kann.
Allein das Wort "Beton" hat schon einen etwas harten, ja fast brutalen Klang. Dass der Baustoff aber auch eine unerwartet filigrane und originelle Seite haben kann, das beweist alle zwei Jahre die sogenannte Betonkanu-Regatta, die das Infozentrum Beton aus Erkrath bei Düsseldorf im Auftrag der deutschen Zement- und Betonindustrie ausrichtet. Bei der 17. Auflage der ungewöhnlichen Wasserspiele zeigen am Samstag 100 Teams aus dem In- und Ausland auf dem Heilbronner Neckar zwischen Götzenturm- und Friedrich-Ebert-Brücke, dass Beton tatsächlich schwimmen kann. Getreu dem alten Slogan der Branche: Beton, es kommt darauf an, was man daraus macht.
Der Schlachtruf lautet: "Nichts riskieren, betonieren!"
Zwar ist kein einziges Team aus der Heilbronner Region dabei. Das tut der Stimmung auf und am Neckar aber keinen Abbruch. 64 Boote der Marke Eigenbau von vorwiegend angehenden Bauingenieuren aus 42 Universitäten üben sich im Kanu-Wettkampf oder haben jede Menge Spaß in der offenen Klasse der Regatta. Dabei präsentieren Teams während einer Parade neun tollkühne Betonkisten - begleitet vom Schlachtruf der Fans: "Nichts riskieren, betonieren!"
Zum Beispiel 15 Studenten der Technischen Universität Graz: Sie haben in einem Jahr Arbeit eine Art Trampolinfloß geschaffen. Allein die Katamaranpontons, auf denen die Konstruktion schwimmt, wiegen 1,2 Tonnen. "Wir wollten etwas für Jung und Alt machen", erklärt Thomas Laggner die Idee, die dahinter steckt. Dabei sei ihnen die Hüpfburg eingefallen. "Die mag jeder", sagt der 27-Jährige. Das Ganze ist eine Riesengaudi, weil man von dem Trampolin richtige Sprünge ins Wasser machen kann.
Die österreichischen Studenten haben aber auch ein Betonkanu gebaut, das nur zwei Millimeter dicke Wände hat und nur sechs Kilo wiegt. Laggner kommt fast ins Schwärmen, wenn er von Möglichkeiten spricht, die das Material Beton bietet. "Das ist irrsinnig, was der Werkstoff leistet." Das Schwimmdock der 26 Teammitglieder der Leibniz-Universität aus Hannover bringt es sogar auf ein Gewicht von 3,2 Tonnen. "Wir hatten auch die Idee, ein Wasserflugzeug zu bauen", berichtet Student Sven Ihßen (22). Dass Beton Flügel verleiht, war dann vielleicht doch zu hoch gegriffen. In das Schwimmdock können jedenfalls Knaus einparken, was die fleißigen Betonbauer auch auf dem Neckar demonstrieren. "Man hat ja keine Vorstellung davon, was Beton leisten kann", erklärt Philip Störmer (25).
Die Regatta ist das i-Tüpfelchen
"Wir wollen zeigen, wie vielseitig Beton ist", erläutert Ulrich Nolting. Der Geschäftsführer des Veranstalters betont, dass wirklich alle Gefährte komplett aus Beton gebaut sind. Dass die Schiffe nicht sinken, "hat etwas mit der Wasserverdrängung und dem Eigengewicht zu tun". Die Betonkanu-Regatta wolle aber auch demonstrieren, was der Stand der Materialforschung ist. Dabei trete die Zementindustrie in einen Dialog mit den Hochschulen, spreche aber ebenso Berufsschulen an. Für die Studenten und Auszubildenden sei das Ganze ein Teambildungsprojekt, bei dem sie viel lernen. "Die Regatta ist das da nur das i-Tüpfelchen."
Für den Geschäftsführer der Heilbronn-Marketing-GmbH, Steffen Schoch, passt das Festival zur Bundesgartenschau in Heilbronn. Die Buga zeige ja nicht nur Blumen, sondern beschäftige sich auch mit Bauen und Architektur. Schoch bedauert das schlechte Image des Betons: "Der Baustoff kann ja nichts dafür, was man aus ihm macht."