Was bedeuten Impfdurchbrüche und was sagen die Zahlen aus?
Nicht nur das Robert-Koch-Institut (RKI), auch die Stadt Heilbronn und der Landkreis Heilbronn erfassen seit Mai sogenannte Corona-Impfdurchbrüche. Dass die Zahlen steigen, liege in der Natur der Sache, heißt es. Überflüssig sei eine Corona-Schutzimpfung dennoch nicht.

Inzwischen werden immer mehr Fälle bekannt, in denen sich Menschen trotz vollständigem Impfschutz mit Corona infiziert haben. Das sorgt für Verunsicherung bei denen, die der Impfung skeptisch gegenüberstehen und sich noch nicht haben impfen lassen. Das machen zahlreiche Zuschriften von Lesern an unsere Redaktion deutlich.
Das Landratsamt Heilbronn erfasst seit Mai, wer sich geimpft und wer sich ungeimpft mit dem Corona-Virus infiziert hat. "Die Daten werden an das Landesgesundheitsamt (LGA) übermittelt", erklärt Pressesprecherin Lea Mosthaf. Nachdem der positive Laborbefund im LGA eingegangen ist, folgt ein telefonisches Ermittlungsgespräch mit der betreffenden Person, bei dem unter anderem der Impfstatus abgefragt wird. Die Daten werden in ein Softwareprogramm eingetragen.
Vom 16. bis 22. August verzeichnete das Landratsamt 254 positive Corona-Fälle. "Davon waren zehn Personen erstgeimpft und 17 vollständig geimpft", so Lea Mosthaf. Der erste Fall sei Mitte Januar mitgeteilt worden. "mRNA-Impfstoffe haben eine Wirksamkeit von 95 Prozent bezüglich der Wahrscheinlichkeit zu erkranken. Das heißt: Wenn man geimpft ist, beträgt das Risiko zu erkranken nur ein Zwanzigstel des Risikos eines Ungeimpften", erklärt Dr. Thomas Schell, Leiter des Gesundheitsamtes beim Landratsamt Heilbronn, und stützt sich dabei auf Informationen des RKI. Das bedeute: Von 1000 ungeimpften Personen erkranken 20, bei den geimpften Personen erkrankt von 1000 nur eine.
Falls man trotz erfolgter Impfung erkrankt, zeige die Impfung eine 85-prozentige Wirksamkeit gegen einen schweren Verlauf. Auch Vektorimpfstoffe würden das Risiko zu erkranken um bis zu 80 Prozent reduzieren. Trotzdem betrage im Falle einer Infektion die Wirksamkeit bei einem Geimpften bezüglich eines schweren Verlaufs sogar 95 Prozent gegenüber einer ungeimpften Person. Das Landratsamt Heilbronn verzichtet darauf, die Zahl der Impfdurchbrüche regelmäßig öffentlich auf der eigenen Webseite zu präsentieren. "Die reine Zahl sagt nichts über den Krankheitsverlauf der Personen und damit über die Wirksamkeit des Impfschutzes aus", betont Pressesprecherin Lea Mosthaf.
Die Stadt Heilbronn erfasst ebenfalls die Zahl der Impfdurchbrüche. Dazu werden alle positiv Getesteten systematisch zu ihrem Impfstatus befragt. "Bislang gab es insgesamt 45 Impfdurchbrüche - den ersten am 25. April. In der vergangenen Woche lag der Anteil bei 14 Prozent aller Neuinfektionen", erklärt Claudia Küpper von der Pressestelle der Stadt.
Inzidenzwerte und Covid-19-Patienten in der Region
Das Gesundheitsamts des Hohenlohekreises erfasst "wahrscheinliche Impfdurchbrüche" über die Software Sormas. "Im August wurden im Kreis in zirka 16 Prozent der Fälle wahrscheinliche Impfdurchbrüche gemeldet", berichtet Sascha Sprenger vom Landratsamt. Seit 11. Juli sind die SLK-Kliniken verpflichtet, dem Gesundheitsamt den Impfstatus der stationären Covid-19-Patienten zu melden.
Eine Erfassung erfolgt bei der Aufnahme des Patienten und wird im Krankenhausinformationssystem dokumentiert. Momentan werden im SLK-Verbund 21 Patienten mit positivem Befund behandelt, rund 20 Prozent der Patienten sind geimpft.
Begriffe
"Impfdurchbruch" bezeichnet eine symptomatische Infektion bei einem Geimpften, die mittels PCR oder Erregerisolierung diagnostiziert wurde. Als vollständig geimpft gilt, wer zwei Dosen der Moderna-, Biontech- oder Astrazeneca-Vakzine oder eine Dosis des Johnson & Johnson-Impfstoffs bekommen hat und seitdem zwei Wochen vergangen sind.