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Blockade mit 120 Traktoren
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Bauern legen Verkehr um Kaufland-Lagerhallen in Möckmühl lahm

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Die Kaufland-Lagerhallen in Möckmühl wurden in einer Nacht- und Nebel-Aktion von Bauern aus der Region Heilbronn und Hohenlohe lahm gelegt. Nun ist bekannt, wer dahinter steckt.

Rund 120 Landwirte haben sich an der Kundgebung beteiligt.
Rund 120 Landwirte haben sich an der Kundgebung beteiligt.  Foto: 7aktuell.de | Alexander Hald

Sie haben bleibenden Eindruck hinterlassen – auch in der Region. Die massiven Bauernproteste, die sich seit Mitte Dezember 2023 gegen die Beschlüsse der Bundesregierung zur Streichung der Agrardieselerstattung und den Wegfall von Subventionen richteten. Bisher stießen die Demonstrationen auf viel Verständnis in der Bevölkerung. Und während die Bauernverbände derzeit bundesweit beraten wie und in welchem Umfang die Proteste in Zukunft weitergeführt werden sollen, machen einzelne Landwirte im Stadt- und Landkreis Heilbronn und im Hohenlohekreis weiterhin mobil.

Für Aufsehen sorgten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zahlreiche Landwirte, die das Kaufland-Logistikzentrum in Möckmühl nahezu lahmlegten. Die nicht angemeldete Demonstration führte zu einem erheblichen Rückstau, der fast bis zur Autobahn reichte. Die Polizei hatte bereits gegen 21.30 Uhr mehrere Traktorfahrer in Öhringen angetroffen, die zu der Demonstration nach Möckmühl unterwegs waren. 


Verband Freie Bauern organisiert Blockade des Logistikzentrum von Kaufland in Möckmühl

Auch in Neuenstadt am Kocher kamen am Abend mehrere Landwirte zusammen, um sich mit ihren Traktoren auf den Weg zum Kaufland-Logistikzentrum zu machen. Dort blockierten die Trecker mehrere Kreisverkehre an der Zufahrt und verhinderten, dass die anliefernden Lastwagen an ihr Ziel gelangten. Nachdem die Polizei die Traktor-Blockaden beseitigte, konnte der Verkehr kurzzeitig wieder bis zum Logistikzentrum fließen.

Hinter den Protesten stecken die Freien Bauern Baden-Württemberg. Der bundesweit mit rund 1800 Mitgliedern kleinste organisierte Verband der Landwirte hatte die Aktion gestartet, um einen Gesprächstermin mit Kaufland zu bekommen. Die Gespräche wurden den Landwirten inzwischen zugesagt. Ähnliche Aktionen fanden in dieser Woche auch vor anderen Logistikzentren von Lebensmittelhändlern im Land statt. Auch zu Beginn des Jahres hatten Landwirte Discounter und Supermärkte wie Edeka und Lidl ins Visier genommen.

„Wir fordern faire Erzeugerpreise und die Kennzeichnung von Importware“, betont Marcel Herkner, der die Proteste in Möckmühl auf die Beine gestellt hat. Dort blockierten rund 120 Trecker mehrere Kreisverkehre an der Zufahrt und verhinderten, dass die anliefernden Lastwagen an ihr Ziel gelangten. Mit im Boot waren auch Kollegen aus dem Landkreis Schwäbisch Hall und aus Mosbach. „Manche Kollegen waren rund zwei Stunden unterwegs, um nach Möckmühl zu kommen“, schildert Herkner, der aus Heilbronn kommt. Nachdem die Polizei die Traktor-Blockaden zunächst beseitigte, konnte der Verkehr kurzzeitig wieder bis zum Logistikzentrum fließen.

Kaufland-Logistikzentrum blockiert: Bauern für Proteste mit rund 120 Traktoren in Möckmühl

Rund 50 Demonstrationsteilnehmer kamen jedoch anschließend zu Fuß zurück und blockierten nach Polizeiangaben erneut einen Kreisverkehr an der Zufahrt, so dass bis spät in die Nacht keine Lkw mehr auf das Gelände des Logistikzentrums gelangten. Erst als mehrere Polizeistreifen in Möckmühl eintrafen, gaben die Bauern den Kreisverkehr frei. Gegen 3 Uhr konnten die Zulieferer das Logistikgelände wieder erreichen. „Es verlief alles sehr friedlich und wir haben die Aktion nach 3 Uhr im Einvernehmen mit der Polizei beendet“, schildert Herkner. Konsequenzen wegen der nicht angemeldeten Proteste fürchtet er nicht. Die Freien Bauern wollen jetzt die Gespräche mit den Discountern abwarten. „Von den Ergebnissen hängt ab, wie es weitergeht“, unterstreicht Herkner. Die Demonstrationsbereitschaft im Verband sei jedenfalls sehr hoch. „Bei uns gibt es kein Ich und Du mehr, sondern nur noch ein Wir, weil wir alle in einem Boot sitzen“, so der 30-Jährige.  

Das sagt Kaufland zu den Blockaden

Kaufland teilt auf Stimme-Anfrage  mit: "Als Lebensmittelhändler ist es unsere Verantwortung, die Versorgungssicherheit mit unseren Partnern zu gewährleisten. Es ist uns dabei wichtig, dass die deutsche Landwirtschaft im europäischen und internationalen Vergleich wettbewerbsfähig bleibt", betont eine Sprecherin. Als Unternehmen stehe Kaufland für eine faire und verlässliche Partnerschaft mit seinen Lieferanten und Landwirten. "Natürlich sind wir uns bewusst, dass die Preisgestaltung ein sensibles Thema ist, welches in der Gesellschaft und der Politik immer wieder diskutiert wird. Die Bildung des Verkaufspreises unterliegt immer verschiedenen Faktoren", erläutert die Kaufland-Sprecherin. Zu den Folgen der nächtlichen Blockaden in Möckmühl sagte sie: "Wir können bestätigen, dass unser Zentrallager in Möckmühl von Mittwochabend bis in die späte Nacht von Landwirten blockiert wurde. Wir sind den Demonstranten gesprächsoffen und deeskalierend begegnet."  Grundsätzlich sei in den Kaufland-Filialen die Warenversorgung für die Kunden sichergestellt, "Lediglich bei einzelnen Artikeln kann es zu Lieferverzögerungen kommen", sagte die Sprecherin.

                     

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