Bauern-Proteste in der Region – Ärger über Agrardiesel-Regelung
Landwirte aus der Region Heilbronn unterstützen den Protest in Berlin durch verschiedene Aktionen. Grund für den Ärger ist das von der Regierung geplante Aus für die Diesel-Vergünstigung.

Viele Bauern sind sauer auf die Ampel-Regierung. Die einen fahren am Montag im Bus zur Demonstration nach Berlin, die anderen machen in der Region auf ihren Frust aufmerksam – auf Autobahnbrücken und mit einem Mahnfeuer.
"Ganz wichtig: Wir wollen nichts blockieren", sagt Markus Läpple, Landwirt aus Ilsfeld und stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg. Man werde sich am Montagvormittag auf Autobahnbrücken positionieren und von dort aus mit Plakaten auf die aktuelle Problematik hinweisen. "Die Botschaft ist: Die Landwirte vereinen sich. Und das kann böse enden", so Läpple kampflustig.
Bauernprotest auch in der Region Heilbronn – Landwirte sind empört über Regelungen zum Agrardiesel
Hintergrund für den Ärger sind die von der Regierung geplanten Streichungen der Steuerrückvergütung beim Agrardiesel sowie der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Zugmaschinen.
Auch Landwirte und Weingärtner aus dem Raum Brackenheim und Nordheim machen am Montag ihrem Unmut Luft. Um 16 Uhr ist von der deutschlandweiten Gruppierung "Land schafft Verbindung" (LSV) bei Nordheim-Nordhausen ein Mahnfeuer geplant. "Die Bauern ziehen jetzt alle an einem Strang", sagt Helmut Reiner-Saal, Landwirt aus Brackenheim-Hausen und Vorstandsmitglied bei LSV Baden-Württemberg.
Lkw-Fahrer solidarisieren sich mit Landwirten
Die Lkw-Fahrer solidarisieren sich mit den Landwirten, in dem sie ihr Gelblicht aktivieren und auf die Traktoren mit ihren hellen Signalleuchten reagieren. „Die Solidarität ist einfach toll“, sagt Landwirt Peter Möhle aus Untergruppenbach-Donnbronn unserer Redaktion. Viele Lkw-Fahrer hupen auch, um die Landwirte bei ihrem Protest auf der Autobahnbrücken – hier bei Untergruppenbach – zu unterstützen.
„Ich hoffe, dass wir etwas bewirken können“, sagt Landwirt Rolf Schukraft, ebenfalls aus Donnbronn. „Wir fühlen uns von der Politik verarscht.“ Es sei schwierig für die nachkommende Generation, wenn die Politik derart unverlässlich sei, sagen Möhle und Schukraft mit Blick auf ihre Söhne Steffen und Florian. Ebenso mit dabei ist um 6 Uhr Andreas Sauer aus Ilsfeld-Schozach.
"Sorge um die Existenz" – Demonstration der Landwirte am Montag in Berlin
Die Beschlüsse der Regierung stellten große Belastungen für landwirtschaftliche Betriebe dar und führten zu weiteren Wettbewerbsverzerrungen gegenüber anderen EU-Ländern, erklärt Reiner-Saal. "Der Aufschrei unter Landwirten ist groß, ebenso die Sorge um die Existenz."
Mit den Aktionen in der Region wollen die Landwirte die am Montag ab 10.30 Uhr stattfindende Bauerndemo auf der Straße des 17. Juni in Berlin unterstützen. An der Demo in Berlin nehmen ebenfalls einzelne Landwirte aus der Region Heilbronn teil.
Landwirt Jochen Frank aus Lehrensteinsfeld steht am frühen Morgen auf der Reisbergbrücke. Von vielen „kleinen Nadelstichen“ seitens der Politik spricht er, die Bauern seit Jahren erdulden müssten.
Auch Rainer Riedel sagt: „Das passt doch alles nicht zusammen.“ Allein durch die geplante Streichung der Dieselvergünstigung hätte sein Betrieb jährliche Mehrkosten von 5000 Euro zu tragen. Riedel, ebenfalls aus Lehrensteinsfeld, sieht große Widersprüche in Deutschland: Man wolle, dass die Landwirte für den Weltmarkt produzieren, aber überall auf der Welt seien Produktionskosten geringer als hier.
Landwirt aus Lehrensteinsfeld wünscht sich "ein bisschen Hirnschmalz" in der Politik
Und dann diese ganze „Bürokratie“, ärgert sich Riedel. Wenn Bauern für landwirtschaftliche Fahrzeuge künftig Kfz-Steuern entrichten müssten, „dann beschäftigen wir aber die Zulassungsstelle, das dürfte ja klar sein“. Man benötige dann Saisonkennzeichen, denn in den Wintermonaten blieben viele Fahrzeuge stehen. „Das ist doch alles nicht durchdacht. Wenn die ein bisschen Hirnschmalz hätten in der Politik, wäre das eine gute Sache.“
Zahlreiche Bauern fuhren am Montagmorgen zudem mit orangefarben blinkender Rundumleuchte durch Städte in der Region. Melanie Bräuninger aus Zweiflingen berichtet von 150 Landwirten, die mit ihren Traktoren auf Öhringens Straßen unterwegs waren. In Nordheim fuhren ebenfalls 20 Bauern den Ort auf und ab. Viele Autofahrer hätten mit Daumen-hoch ihre Zustimmung und Solidarität bekundet, schildert Helmut Reiner-Saal aus Hausen.
Eine größere Protestaktion gab es am Nachmittag im Bad Rappenauer Gewerbegebiet Buchäcker. Landwirte aus Fürfeld und Bonfeld waren mit zahlreichen Traktoren angereist. Nach Stimme-Informationen kam es infolge der Protestfahrt im Bereich der A6-Anschlussstelle zu kurzfristigen Verkehrsbehinderungen.