"Deutsche Bauern in Existenznot": Landwirte protestieren gegen Aus für Agrardiesel-Vergünstigung
Der Bauernverband läuft Sturm gegen Pläne der Regierung, die Steuervergünstigung auf Agrardiesel zu streichen. In Berlin steigt eine große Demo, auch in der Region protestieren die Landwirte.

Aus Protest gegen die vorgesehene Streichung von Steuervergünstigungen durch die Bundesregierung machen Landwirte am Montag in Berlin mobil. Unter dem Motto "Zu viel ist zu viel" ist eine Kundgebung am Brandenburger Tor geplant. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte der Deutschen Presse-Agentur, damit solle "ein erstes deutliches Signal an die Ampel-Koalition" gesendet werden. Die Pläne zum Agrardiesel und zur Kfz-Steuerbefreiung müssten komplett zurückgenommen werden. "Wenn nicht, wird es ab Januar massiven Widerstand geben."
Zu der Demonstration hatte der Bauernverband bundesweit auch über seine Landesbauernverbände aufgerufen. Bei der Polizei waren etwa 3.000 Menschen zu der Kundgebung angemeldet. Zu dem Protest sollten auch mehrere Hundert Traktoren anrollen. Am Morgen sammelten sich erste Fahrzeuge bereits auf der Straße des 17. Juni nahe dem Brandenburger Tor, wie die Verkehrsinformationszentrale mitteilte. Auch Landwirte und Weingärtner aus der Region Heilbronn machten am Montag ihrem Unmut Luft.
Bauernverband: Streichungen kosten Branche fast eine Milliarde
Nach Verbandsangaben würden der Branche mit den beiden Streichungen fast eine Milliarde Euro entzogen. Bisher können sich Höfe die Energiesteuer für Diesel teilweise zurückerstatten lassen. Dabei beträgt die Vergütung 21,48 Cent pro Liter – der Steuersatz für Agrardiesel liegt dann also bei 25,56 Cent pro Liter im Vergleich zum vollen Steuersatz von 47,04 Cent. Anträge auf Erstattung müssen Betriebe bei der Zollverwaltung stellen. Zudem sind land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge von der Kfz-Steuer befreit.
Bundesagrarminister Cem Özdemir kritisierte im ARD-"Morgenmagazin" erneut eine Kombination der Sparpläne bei Agrardiesel und Kfz-Steuerbefreiung. Andere Länder in der EU hätten Agrardieselsubventionen. "Das führt dazu, dass sich die Wettbewerbsbedingungen für deutsche Landwirte verschlechtern und das quasi auf einen Schlag." Beim Agrardiesel gebe es keine Alternativen für Bauern. "Wir reden über schwere Maschinen, die kann man nicht einfach auf Elektro umrüsten." Özdemir habe Finanzminister Christian Lindner (FDP) alternative Sparvorschläge gemacht.
Kreisbauernverband Heilbronn-Ludwigsburg rügt Bundesregierung
Die Union kritisierte die Pläne erneut, die auf eine Verständigung der Koalitionsspitzen zu Einsparungen im Haushalt 2024 zurückgehen. CSU-Generalsekretär Martin Huber sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ohne jede Rücksicht bringt die Bundesregierung die deutschen Bauern in Existenznot." Diese Ignoranz und Arroganz seien unerträglich. Auch Stefan Kerner, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg ist verärgert über die Entscheidung in Berlin „Das ist ein Schlag ins Gesicht der Landwirte“, sagte Kerner.
Nach Verbandsangaben würden der Branche mit den beiden Streichungen fast eine Milliarde Euro entzogen. Bisher können sich Höfe die Energiesteuer für Diesel teilweise zurückerstatten lassen. Dabei beträgt die Vergütung 21,48 Cent pro Liter – der Steuersatz für Agrardiesel liegt dann also bei 25,56 Cent pro Liter im Vergleich zum vollen Steuersatz von 47,04 Cent. Anträge auf Erstattung müssen Betriebe bei der Zollverwaltung stellen. Zudem sind land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge von der Kfz-Steuer befreit.
Die Umweltorganisation Greenpeace erklärte, der Wegfall der Subvention bei Agrardiesel sei angesichts rekordverdächtiger Agrar- und Lebensmittelpreise und vieler weiterer Agrarsubventionen verschmerzbar. "Bei allem Verständnis für die Bauern und Bäuerinnen - Agrardiesel staatlich zu verbilligen ist teuer, klimaschädlich und gehört abgeschafft", sagte Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter. Anders als vom Bauernverband behauptet, werde das Ende der Dieselsubventionen kein massives Höfesterben zur Folge haben.
Gewinne der Landwirtschaftsbetriebe gestiegen
Die Ertragslage der Landwirtschaft hatte sich nach Branchenangaben zuletzt verbessert. Im Ende Juni abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2022/23 stieg der durchschnittliche Gewinn der Betriebe auf das Rekordniveau von 115.400 Euro - ein Plus von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Angesichts sinkender Preise bei Getreide, Ölsaaten und Milch hatte der Bauernverband sich aber bereits vor Bekanntwerden der Ampel-Pläne pessimistisch zu den weiteren Geschäftsaussichten geäußert.
Eine Großdemonstration mit Tausenden Bauern aus ganz Deutschland und einer langen Traktoren-Kolonne hatte es auch Ende 2019 vor dem Brandenburger Tor gegeben. Damals forderten Bauern mit bundesweiten Aktionen mehr Mitsprache bei Neuregelungen zum Umwelt- und Tierschutz und mehr Wertschätzung für ihre Branche.