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Ausgangssperre und keiner weiß davon

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Mit der neuen Corona-Verordnung gelten in Hotspot-Regionen Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte. Bei einem nächtlichen Rundgang durch die Stadt Heilbronn reagieren viele Menschen überrascht auf die Hotspot-Regel.

Die Heilbronner Innenstadt am Mittwoch nach 21 Uhr. Bei der Kälte ist sowieso nur kaum jemand draußen unterwegs.
Fotos: Ralf Seidel
Die Heilbronner Innenstadt am Mittwoch nach 21 Uhr. Bei der Kälte ist sowieso nur kaum jemand draußen unterwegs. Fotos: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Es geht gleich gut los. Am Kiliansplatz in Heilbronn steht ein junger Mann mit einem Bekannten. Ja, er sei ungeimpft, sagt er um 21.20 Uhr. Dann müsste er aber schon brav Zuhause sein. "Dafür habe ich meinen gefälschten Impfpass", entgegnet der junge Mann. Er zeigt ihn stolz in die Kamera. Zwei Mal Biontech, verabreicht in Stuttgart. "So einen kriegst du an jeder Ecke", behauptet er. Koste etwa 50 Euro.

Studentin Alena, die mit ihrer Freundin die Kirchbrunnenstraße hinaufläuft, sagt: "Ausgangssperre für Ungeimpfte? Echt jetzt? Davon habe ich nichts gewusst." Es betrifft sie auch nicht, denn sie ist geimpft. Sie wolle später noch ins Winterdorf, da gelte 2G plus. Bis 22 Uhr könne man direkt dort noch einen Test machen, sagt sie. Sie lacht, denn sie weiß auch: Im Winterdorf ist dichtes Gedränge.


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Ständig neue Regeln

Zwei geimpfte Frauen stehen zusammen in der Kälte vorm Eingang zur Volkshochschule. Beide geimpft. Auch ihnen war die neue Hotspot-Regel – Ausgangssperre für Ungeimpfte – so noch gar nicht bewusst. Es sei auch fraglich, ob eine solche Maßnahme greife, meint eine von ihnen. Es sei wie immer momentan, ständig gebe es neue Regeln.


Eine Gastro-Angestellte, die draußen eine Pause macht, schildert, sie kontrolliere im Restaurant noch strenger als zuvor. Zusätzlich zum Impfnachweis lasse sie sich jetzt Personalausweise zeigen. Dann bestehe sie noch auf das Einloggen in die Luca-App. Die Gäste seien nicht begeistert, aber sie äußerten in der Regel Verständnis, sagt die Kellnerin.


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Schreckliche Situation für Ungeimpfte, findet eine Frau

Eine Frau berichtet, um kurz vor 21 Uhr habe ein ungeimpfter Bekannter von ihr, mit dem sie gerade im Gespräch gewesen sei, unvermittelt gesagt: "Ich muss jetzt gehen, um 21 Uhr muss ich daheim sein." Es gebe also tatsächlich Leute, die sich an die Regeln halten. Sie selbst finde die Situation schrecklich und habe Mitgefühl. Doch dieser Bekannte hat übersehen, dass die Ausgangssperre nicht so viel verbietet, wonach es sich anhört. Alleine spazieren gehen, darf man. Ehegatten oder Lebenspartner besuchen auch. Was also ist nicht erlaubt? In Restaurants gilt ohnehin 2G.

Dominik Massmann aus Böckingen sagt, er finde die 3G-Regel in Bus und Bahn sowie die Ausgangssperre einfach "nicht korrekt". Er sei aufgrund einer Krankheit nicht geimpft. Lange Zeit während der Pandemie sei er nicht so sehr eingeschränkt worden, "und jetzt auf einmal"?


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Heilbronns Polizeisprecher Carsten Diemer sagt, man müsse sehen, wie die Regeln umzusetzen sind. Bei der Ausgangssperre, die im Vorjahr während des Lockdowns bestand, seien die Dinge für die Polizeiarbeit klarer gewesen. Niemand durfte nach 21 Uhr unterwegs sein ohne triftigen Grund. Insofern waren auch Polizeikontrollen einfacher zu realisieren. Jetzt allerdings gilt das nur für die Ungeimpften. "Es ist eine Herausforderung für uns", sagt Diemer. "Bei Verstößen schreiten wir natürlich ein." Aber wer soll überhaupt Verstöße anzeigen? Dazu müsste für Menschen, die Verstöße melden, der Impfstatus anderer bekannt sein, sieht auch Diemer.

Ein junger Mann zeigt seinen gelben Impfpass, der mutmaßlich gefälscht ist. "So einen kriegst du an jeder Ecke", behauptet er.
Ein junger Mann zeigt seinen gelben Impfpass, der mutmaßlich gefälscht ist. "So einen kriegst du an jeder Ecke", behauptet er.  Foto: Seidel, Ralf

In einem Restaurant an der Neckarmeile kontrolliert eine Kellnerin 2G ganz genau. Sie selbst allerdings ist ungeimpft und macht eigenen Angaben zufolge jeden Tag einen neuen Test. "Ich möchte mich aus dem ganzen Thema heraushalten", sagt sie. Sie lebe sowieso nur zwischen Wohnung und Arbeit. Und für den Weg zur Arbeit nutze sie einen E-Scooter, mit dem darf sie auch ungeimpft fahren. Meinung "Aktionismus"

Triftige Gründe

Die neue Corona-Verordnung des Landes bringt seit Mittwoch für Ungeimpfte in der Region verschärfte Regeln. Stadt- und Landkreis Heilbronn sowie der Hohenlohekreis gelten als Hotspots. Ungeimpften ist der Aufenthalt außerhalb der Wohnung in der Zeit von 21 Uhr bis 5 Uhr des Folgetags nur bei Vorliegen triftiger Gründe gestattet. Diese sind die Ausübung beruflicher Tätigkeiten sowie die Inanspruchnahme medizinischer, pflegerischer und therapeutischer Leistungen. 


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