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Aufhebung der Impfpriorisierung fällt kaum ins Gewicht

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Arztpraxen in der Region sind nach wie vor abhängig von Impfstofflieferungen des Landes. Die kommen jedoch oft nur in geringen Mengen, weshalb das Einbestellen von Patienten immernoch schwer planbar ist.

Zahlreiche Menschen aus der Region sind vergangene Woche dem Online-Aufruf auf Stimme.de gefolgt und haben ihre persönlichen Erfahrungen bei der Buchung eines Impftermins geschildert. Aus mehr als 40 Zuschriften war Wut und Frust, aber auch Dankbarkeit und Freude herauszulesen (wir berichteten). Doch wie erleben Ärzte in der Region den Praxisalltag, nachdem die Impfpriorisierung im Land vollständig aufgehoben wurde?


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In der Praxis von Dr. Wolfgang Weil in Heilbronn hat sich die Situation seit Aufhebung der Impfpriorisierung nicht drastisch verschlechtert. "Vielleicht rufen ein paar mehr Leute an, sonst hat sich nichts geändert", erklärt Wolfgang Weil. Das große Problem sei nach wie vor, dass seine Praxis nicht ausreichend Impfstoff bekomme. "Wir bestellen die doppelte Menge und bekommen höchstens die Hälfte davon", so der Allgemeinmediziner. Dabei könnte er neben dem normalen Praxisbetrieb theoretisch zwischen 20 und 30 Personen täglich impfen. Aktuell seien es lediglich 30 Patienten in der Woche.

Er wundere sich über die Information, dass in Öhringen 3500 Impfdosen Johnson & Johnson zur Verfügung stehen sollen. "Wir bekommen hier kaum etwas und die leben in Hülle und Fülle. Irgendetwas stimmt da doch nicht." Aufgrund der unsicheren Impfstoff-Lieferungen könne man nie richtig planen.

 


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Warteliste der Impfwilligen erstmal geschlossen

Die Liste der Impfwilligen ist derweil auf 1000 Personen angewachsen. Inzwischen habe man das Online-Portal zur Anmeldung für eine Impfung erstmal geschlossen. "Das muss erstmal abgearbeitet werden. Wir sind auch gut damit beschäftigt, die Personen aus der Liste herauszufiltern, die zwischenzeitlich woanders eine Impfung erhalten haben. Außenstehende wissen nicht, was das für ein enormer Aufwand ist." Dass Arztkollegen das Impfen in ihrer Praxis eingestellt haben, kann Weil nachvollziehen. "Es ist schon ein großer Spagat, das alles neben dem Praxisbetrieb zu organisieren."

 


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Die Situation hat sich etwas beruhigt

Auch in der Praxis von Dr. Karl Stirn aus Erlenbach stehen noch zahlreiche Impfwillige auf der Warteliste. Wochenlang habe es einen unheimlichen Andrang gegeben. "Es gab viele Anrufe und auch eine große Verunsicherung bei den Menschen wegen der Astrazeneca-Impfung", erinnert sich Stirn. Im Moment habe sich die Situation wieder etwas beruhigt. Derzeit impfe man im Durchschnitt 28 Patienten in der Woche, da man wenig Impfstoff erhalte. Man empfehle den Patienten, zweigleisig zu fahren. "Wir nehmen sie auf die Warteliste, gleichzeitig sollen sie auch über die Impfzentren gehen und zuschlagen, wenn sie einen Termin angeboten bekommen", so Stirn. Etliche Kilometer weiter nördlich impft Dr. Annette Beermann inzwischen hauptsächlich Personen im Alter von 20 bis 35 Jahre, alle älteren Patienten seien durchgeimpft. "Anfangs gab es Lieferschwierigkeiten, inzwischen hat es sich gut eingependelt, und wir bekommen zuverlässig die bestellten Impfdosen", berichtet die Ärztin aus Roigheim. Derzeit verimpfe sie auch ausschließlich Biontech. "Alles andere lehne ich ab, da ich keine Impfwilligen über 60 Jahre mehr habe", so die Ärztin.

Keine Zwischenfälle wie Allergien

Aus organisatorischen Gründen bietet sie Mittwochnachmittags keine Sprechstunde mehr an, sondern konzentriert sich in diesem Zeitraum ausschließlich auf das Impfen. "Wir sind eine kleine Praxis, und es ist schwierig, wenn das Impfen und die Sprechstunde zeitgleich stattfinden", so Beermann. So müsse jeder Impfling 15 Minuten nachbetreut werden. Rund 200 Patienten hat Beermann inzwischen geimpft. "Zwischenfälle wie Allergien oder eine stationäre Aufnahme ins Krankenhaus gab es keine", erzählt sie.

 


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