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Auf der Suche nach dem ältesten Baum im Landkreis Heilbronn

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Die Suche nach dem ältesten Baum im Landkreis Heilbronn führt zum einen nach Beilstein. Dort steht die Linde an der St. Anna-Kirche, die auch noch im stattlichen Alter von rund 350 Jahren eine prächtige Baumkrone präsentiert. In Obersulm ist eine Jahrhunderte alte Rosskastanie zuhause.

Auch im stattlichen Alter von mutmaßlich mehr als 350 Jahren präsentiert die Linde an der Beilsteiner St. Anna-Kirche noch ihre prächtige Krone. Die ausladenden Äste müssen jedoch aus Sicherheitsgründen abgestützt werden. Foto: Andreas Zwingmann
Auch im stattlichen Alter von mutmaßlich mehr als 350 Jahren präsentiert die Linde an der Beilsteiner St. Anna-Kirche noch ihre prächtige Krone. Die ausladenden Äste müssen jedoch aus Sicherheitsgründen abgestützt werden. Foto: Andreas Zwingmann  Foto: Zwingmann, Andreas

Alt wie ein Baum möchte ich werden", wünscht sich die Rockband Puhdys in einem ihrer Songs. Ein optimistisches Ansinnen. Denn so ein Baum kann sehr alt werden. Der vermutlich älteste Baum Deutschlands, eine Linde im hessischen Schenklengsfeld, steht dort nachweislich seit mehr als 1200 Jahren. Daneben wirkt manch anderes Gewächs wie ein Teenager, auch wenn es selbst bereits mehrere hundert Jahre alt ist. Solche "Methusaleme" finden sich auch im Landkreis Heilbronn.

Alter kann nur geschätzt werden

Wer jedoch nun der älteste unter ihnen ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Denn das Alter eines Baums kann meist nur annäherungsweise geschätzt werden. Fehlen konkrete Daten, lässt sich Genaueres erst bestimmen, wenn der Baum gefällt wurde und die Jahresringe gezählt werden können. Weniger rigide ist die Messung mit einem Zuwachsbohrer, wie er in der Forstwirtschaft zum Einsatz kommt. Mit ihm wird ein Bohrkern aus dem Stamm entnommen und dann anhand des jährlichen Holzzuwachses das Alter bestimmt.


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Diese Methode hat Oliver Muth bei der Winterlinde angewandt, die direkt neben der Annakirche am nördlichen Ortskern von Beilstein steht. "Dabei hat sich gezeigt, dass der Baum leider hohl ist und das genaue Alter nicht bestimmt werden kann", so der Beilsteiner Revierförster.

Die Friedenslinde ist 350 Jahre alt

Dennoch hat die "Annalinde" gute Chancen auf einen Spitzenplatz: "Sie ist mindestens 350 Jahre alt und wohl eine Friedenslinde", so Muth. Sie könnte zum Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648 gepflanzt worden sein, vermutet er. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen wurden oftmals Linden in die Erde gesetzt - als Mahnung für den Erhalt des Friedens. Bis heute hat die Beilsteiner Linde eine stattliche Form angenommen: Ihr Stamm hat gemessen auf einer Höhe von 1,30 Meter einen Umfang von 4,30 Metern, die Spitze ihrer üppigen Krone ragt gut zwölf Meter in den Himmel. Ein kleines Holzschild kennzeichnet sie als Naturdenkmal.


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Ein anderer Baumveteran des Landkreises Heilbronn steht weniger prominent auf Privatgrund: Die Kastanie im Schlosspark von Obersulm-Weiler wird 1911 im Schwäbischen Baumbuch der Königlich Württembergischen Forstdirektion als "die wohl stärkste Rosskastanie Deutschlands" bezeichnet. "In den 1970er Jahren wurde ihr der Status des Naturdenkmals verliehen", weiß Ortsvorsteher Willi Schips. Seinerzeit sei die Kastanie vermessen und ihr Alter auf 300 bis 500 Jahre geschätzt worden. "Da das Schloss 1590 erbaut wurde, kann sie nicht älter sein", so Schips. "Sie könnte aber schon ein paar Jahre später gepflanzt worden sein, als der Park angelegt wurde."

Zur Neugestaltung der Anlage Mitte des 19. Jahrhunderts galt der Baum jedenfalls schon als "alt": 1861 hat Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius in der "Beschreibung des Oberamts Weinsberg" den Park erfasst - inklusive Kastanie: "Hinten schließt sich ein elf bis zwölf Morgen großer, vom vormaligen Hofgärtner Bosch angelegter Park mit zwei Gewächshäusern, einem Billardsalon, einem kleinen Badgebäude und Weiher an (?). Ein großer alter Kastanienbaum (...) in dessen unteren dicken Ästen Sitze für eine Gesellschaft angebracht sind, gehört zu den besonderen Zierden dieses Parkes."

Rosskastanie aus dem Balkan war eine Rarität 

Gut 30 Meter hoch und mit einem Stammumfang von 6,51 Meter steht der Baum heute auf einer schneckenförmig ansteigenden Erhebung inmitten des Parks, was auch seine Besonderheit nochmals betont. Die Gattung der Gewöhnlichen Rosskastanie war vor über drei Jahrhunderten in diesen Breitengraden noch eine Rarität. Aus dem Balkan stammend kam sie im zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts über die Türkei und Österreich Richtung Westen.


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Als Modebaum wurde sie dort zunächst meist in fürstlichen Parks und Alleen angepflanzt. Erst ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sie sich zum heute so beliebten Baum an Straßen und in Biergärten, wo sie im Sommer als Schattenspender dient. Für Jung und Alt.

Einzelbäume, deren Alter auf annähernd 300 Jahre geschätzt wird, gibt es im Landkreis Heilbronn noch mit der Annalinde, einer Winterlinde, die zwischen Kirchhausen, Frankenbach und Leingarten steht. Der seit 1941 als Naturdenkmal eingetragene Baum weist eine Höhe von gut 25 Meter und einen beeindruckenden Stammumfang von 7,64 Meter auf. Auf dem Friedhof an der Treschklinger Straße im Bad Rappenauer Teilort Bonfeld steht eine Flatterulme, die ebenfalls auf rund 300 Jahre geschätzt wird. Ihr Stammumfang beträgt gut 6,7 Meter, ihre Höhe etwa 27 Meter.

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