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Heilbronner EnBW-Schlote überragen fast alles im Land

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Die beiden weithin sichtbaren Kamine des Heilbronner Kohlekraftwerks sind mit 250 Metern die zweithöchsten Bauwerke in ganz Baden-Württemberg. Fast wären sie die allergrößten.

Potzblitz: Am 28. Juli 2013 hat Stimme-Redakteur Andreas Gugau dieses Blitzgewitter über dem EnBW-Kohlekraftwerk in Heilbronn festgehalten. Nur ein Bauwerk im Lande ist höher als die beiden Schlote. Foto: Archiv/Gugau
Potzblitz: Am 28. Juli 2013 hat Stimme-Redakteur Andreas Gugau dieses Blitzgewitter über dem EnBW-Kohlekraftwerk in Heilbronn festgehalten. Nur ein Bauwerk im Lande ist höher als die beiden Schlote. Foto: Archiv/Gugau  Foto: Gugau, Andreas

Sie stechen schon von weitem ins Auge. Für die einen sind sie ein Schandfleck, eine Art Dinosaurier des Klimakiller-Zeitalters. Andere nehmen sie als hilfreichen Kompass, als Orientierungspunkt. Angeblich bekommen manche Unterländer auf der Heimreise aus der Ferne bei ihrem Anblick Heimatgefühle. Die Rede ist von den zwei Schloten des EnBW-Kohlekraftwerks in Heilbronn.

Ohne lange nachzudenken wird sie fast jeder Unterländer bei einer entsprechenden Quiz-Frage als die höchsten Bauwerke weit und breit bezeichnen. Die Frage nach der genauen Höhe findet im Internet schnell die korrekte Antwort. Die Zwillingsschornsteine des 1982 bis 1986 gebauten EnBW-Heizblocks 7 sind genau 250 Meter hoch.

Was aber wenig bekannt ist und kaum amtlich dokumentiert, sorgte kürzlich bei der Reihe Wissenspause des Stadtarchivs Heilbronn im Deutschhof für Aufsehen. Laut Architekturhistoriker Dr. Joachim Hennze bilden die beiden Heilbronner Betonkolosse das zweitgrößte Bauwerk in Baden-Württemberg. Und zwar zusammen mit zwei genau so hohen EnBW-Schornsteinen in Altbach am Neckar, die zu zwei 1985 und 1997 in Betrieb genommenen Kraftwerksblöcken gehören.


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Das höchste Bauwerk steht in Nordbaden

Joachim Hennze, der die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Heilbronn leitet, weiß auch, wo das höchste Bauwerk im Ländle steht, nämlich in Mühlacker. Der dortige SWR-Sendemast misst exakt 273 Meter. Die Rundfunkanstalt habe das ausgediente Teil längst abreißen wollen, berichtet Hennze. Aber das ging nicht, weil es unter Denkmalschutz steht. 2020 ging der Mast in den Besitz einer Privatinitiative über, die das Wahrzeichen erhalten will und dafür sogar von der Stadt Mühlacker 30.000 Euro im Jahr Zuschuss bekommt.

2026 haben die Schlote ausgedient

Auch die Tage des Kohlekraftwerks Heilbronn sind gezählt. Die EnBW wird den letzten Block im Jahr 2026 abschalten. Stattdessen soll auf dem Kraftwerksgelände eine emissionsarmen Gas- und Dampfturbinenanlage gebaut werden. Der 140 Meter hohe Kühlturm wird weiter genutzt, auch einzelne andere Gebäude. Ob allerdings die 250-Meter-Schlote stehen bleiben, ist sehr fraglich. Details müssten noch geklärt werden, hieß es jüngst bei der Präsentation des Neubauprojekts. Was mit den Teilen des Kraftwerks geschieht, die nach 2026 überflüssig sind, ist offen. Vorstellbar seien mehrere Optionen: von einer Nachnutzung durch den Konzern über die Vermietung bis zum Abriss.

Nachnutzer gesucht

Dass man wie einst in anderen ausgedienten Gebäuden mit Deutschem Alpenverein und "Creme 21" Nachnutzer findet, ist im Falle der Schlote unwahrscheinlich. Womöglich kommt jemand auf die Idee, sie zum Denkmal des Industriezeitalters zu erhöhen. Hennze winkt ab. "Schornsteine aus Beton weisen keine bauhistorischen Besonderheiten auf, von ihrer Art gibt es viele in Deutschland." Da die Kamine auch kein bedeutender Architekten geplant hat und sie zudem keine lokaltypischen Besonderheiten aufweisen, fallen laut Hennze zwei weitere Schutzkriterien weg.

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