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EnBW plant neues Gaskraftwerk auf Areal am Neckar

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Ein Projekt mit Fragezeichen: Das Bündnis Energiewende sieht einen Rückschlag für die neuen Klimaschutzziele in Heilbronn, wenn das Gaskraftwerk entstehen sollte. Die Stadt bestätigt die grundsätzlichen Planungen, hält sich mit einer Bewertung aber noch zurück. Ein Antrag ist noch nicht gestellt.

von Carsten Friese
Ort des angedachten Umbaus vom Kohle- zum Gasmeiler: das Kohlekraftwerk der EnBW in Heilbronn. Passt so ein Projekt zum Klima-Masterplan der Stadt???
Foto: Sawatzki
Ort des angedachten Umbaus vom Kohle- zum Gasmeiler: das Kohlekraftwerk der EnBW in Heilbronn. Passt so ein Projekt zum Klima-Masterplan der Stadt??? Foto: Sawatzki  Foto: Sawatzki

Für das Kohlekraftwerk der EnBW in Heilbronn ist das Ende absehbar. Mit Blick auf den Klimawandel und das Aus für die klimaschädlichen Kohlemeiler ist in naher Zukunft Schluss. Was wird dann aus der riesigen Fläche zwischen Neckar und Lichtenbergerstraße?

Klimaschützer fordern, das Projekt zu stoppen

Jetzt werden Pläne öffentlich, dass die EnBW auf dem Areal ein neues Gaskraftwerk oder eine neue Gasturbine als Folgenutzung bauen will. Im März hatte EnBW-Vorstand Frank Mastiaux eine geplante Umrüstung von Kohle auf Erdgas (Fachbegriff: "Fuel switch", Brennstoff-Umrüstung) auch in Heilbronn angekündigt. Das ruft Klimaschützer auf den Plan. Sie sehen die geplanten großen Anstrengungen der Stadt, die Erderwärmung wirksam zu begrenzen, gefährdet. "Die Erdgas-Pläne für das Kraftwerk müssen gestoppt werden", fordert das Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn.

 


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Im Entwicklungsplan der Netzbetreiber ist Gasturbine in Heilbronn aufgelistet

Fakt ist: Im Entwurf zu einem Netzentwicklungsplan der Fernleitungsnetzbetreiber Gas für die Jahre 2020 bis 2030 wird unter der Rubrik "Neubaugaskraftwerke" der Neubau einer "Gasturbine Heilbronn" mit einer Gasanschlusskapazität von 1200 MW (Megawatt) aufgelistet. Netzbetreiber soll Terranets sein, die seit 1961 ein Gastransportsystem in Baden-Württemberg betreiben.

Die Energiewende-Vertreter Daniel Knoll, Birgit Brenner und Franz Wagner mahnen, dass ein neues Erdgas-Kraftwerk "das Gegenteil von Klimaschutz" und "eine schwere Hypothek" für alle Klimaanstrengungen der Stadt wäre. Bei der fossilen Ressource Erdgas werde es immer aufwendiger, den Rohstoff zu fördern. Beim Fracking werde wesentlich mehr Methan freigesetzt als bei der konventionellen Förderung - und Methan sei ein viel stärkeres Treibhausgas als das bereits problematische Kohlendioxid. In Summe, so das Aktionsbündnis, sei der Klimaschaden bereits bei konventioneller Erdgasförderung "höher als bei der Kohleverbrennung".

 


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Der Gemeinderat hätte in dem Fall das letzte Wort

Die Stadt Heilbronn hält sich mit Bewertungen noch zurück. Sie bestätigt, dass solch eine Umrüstung am Standort Lichtenbergerstraße geplant sei. Ein Antrag sei noch nicht gestellt. Man müsse die Planungen erst noch bewerten, auch mit Blick auf die Klimaschutzziele, teilt Rathaussprecherin Suse Bucher-Pinell mit. Für solch ein Vorhaben müsste ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Zuvor sei eine öffentliche Informationsveranstaltung geplant. Die letzte Instanz wäre in dem Fall das Stadtparlament. "Der Gemeinderat", so Bucher-Pinell, "entscheidet, ob ein Bebauungsplan aufgestellt wird."

Wie stufen Wissenschaftler eine Umstellung von Kohle- auf Gaskraftwerk ein? Das Fraunhofer-Institut berechnete im Juli 2019 deutlich geringere Kohlendioxidemissionen beim Wechsel von Kohle auf Gas, nannte sinkende Werte von rund 33 Prozent.

Stamme das Gas zum Beispiel aus Pipelines aus Sibirien, könnten auf dem langen Weg indes größere Mengen Methan entweichen, verweist die "Süddeutsche Zeitung" auf eine EWG-Studie. Dann wären Gaskraftwerke ab etwa drei Prozent Entweichungsrate nicht klimafreundlicher als Kohlemeiler. Aber: Es gebe technische Möglichkeiten, solche Methanverluste zu reduzieren.

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