Stimme+
Region
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Apotheker stellen Impfzertifikate wie am Fließband aus

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Viele Apotheker in der Region haben derzeit mit dem Ausstellen von QR-Codes zusätzlich zum Tagesgeschäft alle Hände voll zu tun. Hinzu kommt: Im Dezember ist auch ohne Coronavirus immer Hochsaison.

Apotheker wie Michal Najder aus Flein sind derzeit mit dem Ausstellen von digitalen Impfzertifikaten stark beschäftigt.
Foto: Mario Berger
Apotheker wie Michal Najder aus Flein sind derzeit mit dem Ausstellen von digitalen Impfzertifikaten stark beschäftigt. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Viele Apotheken in der Region werden derzeit überrannt. Nicht nur die kalte und dunkle Jahreszeit sorgt traditionell für mehr Kundschaft, vor allem der Bedarf an digitalen Impfzertifikaten hält das Apotheken-Personal auf Trab. "Der Bedarf ist immens", beschreibt Iris Salzl-Baur, Mitinhaberin der Salzl-Apotheken in Eppingen, die Lage.

Sie könnten den Ansturm mit einem großen Team aber gut bewältigen. Schlangen vor der Tür bilden sich bei ihr nicht, wie man das beispielsweise in Heilbronn beobachten kann.

Dieter Harfensteller von den gleichnamigen Apotheken berichtete bereits Anfang der Woche, dass seine Mitarbeiter mit dem Ausstellen von digitalen Impfzertifikaten und dem Tagesgeschäft ausgelastet seien.

So geht es auch Michal Najder und seinem Team in der Fleiner Apotheke. "Ich habe manchmal das Gefühl, wir sind keine Apotheke mehr, sondern nur noch eine Stelle für Impfzertifikate." Er sei aber froh, einen guten Beitrag in der Pandemie leisten zu können. "Es ist stressig, aber das ist im Dezember immer so", sagt Najder, der auch eine Apotheke in Brackenheim betreibt.

Personalausfall durch Krankheit und Quarantäne

Angespannt ist die Situation seit rund 14 Tagen in den meisten Apotheken in Baden-Württemberg, berichtet Frank Eickmann, Pressesprecher des Apothekerverbands. Die Gründe: Das Einführen der 3G-Regel am Arbeitsplatz sowie die Vorgabe, dass nur noch digitale Impfnachweise etwa in Restaurants und Geschäften akzeptiert werden. Hinzu komme, dass im Winter und kurz vor den Feiertagen auch unabhängig von Corona immer viel los sei und auch Apothekenpersonal vermehrt wegen Krankheit oder Corona-Quarantäne ausfalle.

95 Prozent aller Apotheken im Land helfen beim Ausstellen der QR-Codes für Geimpfte mit, sagt Frank Eickmann. Auch Hausärzte stellen zwar die digitalen Nachweise, die man in die Covpass- oder Corona-Warn-App einlesen kann, teilweise aus. Aber nicht in jeder Praxis geht das. "Man braucht eine Anbindung an den RKI-Server", erklärt der Pressesprecher. Auch mobile Impfteams könnten das oft nicht umsetzen. Somit kommen viele frisch Geimpfte oder Geboosterte mit ihrem Impfpass in die Apotheken. Hier sei Geduld und Verständnis gefragt, wenn es einmal länger dauere, sagt Eickmann.

Ansturm bleibt bei kleineren Apotheken aus

In größeren Städten ist die Nachfrage dabei besonders groß. Kleinere Apotheken auf dem Land, wie die von Maria Dannert in Langenbrettach, erfahren nicht so einen immensen Ansturm, sagt die Inhaberin der Kirchbrunnen-Apotheke. Anfangs sei zwar schon viel losgewesen als klar war, dass der gelbe Impfpass nicht mehr als Nachweis akzeptiert werde. Inzwischen laufe das Geschäft aber wieder normal. Was das Thema Impfen in Apotheken angeht, habe sie das schnell abgehakt, da die Räume in ihrer Apotheke dafür nicht geeignet seien, sagt sie. Außerdem seien die Ärzte vor Ort sehr fleißig, sodass sie keinen akuten Bedarf sehe.

 


Mehr zum Thema

Stimme+
Region
Lesezeichen setzen

Für Apotheker und Zahnärzte ist unklar, wie Corona-Impfungen konkret ablaufen sollen


So wie Maria Dannert geht es vielen Apothekern, weiß Frank Eickmann. "Es werden weit nicht alle Apotheken impfen", sagt der Verbandssprecher. Frühestens ab Januar soll es soweit sein, dass Impfwillige sich die Spritze auch in Apotheken geben lassen können. "Das macht Sinn aus unserer Sicht", sagt Frank Eickmann. Je mehr niederschwellige Angebote es gebe, desto besser. Limitierende Faktoren seien jedoch das Personal, die Zeit und die Räumlichkeiten. Ähnlich äußerte sich Dieter Harfensteller aus Heilbronn. Grundsätzlich könne er sich vorstellen, zu impfen. Wie genau das umsetzbar ist, müsse man noch klären. Auch müssten Mitarbeiter erst einmal geschult werden.

Genauere Details erwartet der Apothekerverband in den nächsten Tagen, sagt Frank Eickmann. Schulungen würden wegen Corona aber ohnehin einige Zeit dauern, da nicht so viele Personen auf einmal zusammenkommen können.

 


Mehr zum Thema

Smartphone, Papier oder Karte: Die Apotheken im Land stellen Zertifikate aus, mit denen die Corona-Impfung nachgewiesen werden kann. Immer wieder versuchen Ungeimpfte, den Impfnachweis illegal zu bekommen.
Foto: dpa
Stimme+
Stuttgart
Lesezeichen setzen

Corona-Impfbetrüger beschäftigen Justiz


Codes werden auf Papier oder Plastikkarte gedruckt

Für den digitalen Impfnachweis stellen Apotheken QR-Codes aus, die etwa in einem Geschäft abgescannt werden können. Wer den Ausdruck nicht immer dabei haben möchte, kann den Code in eine App einlesen. Denjenigen, die kein Smartphone haben, verkaufen manche Apotheken den Code auf einer Art Scheckkarte, die in den Geldbeutel passt. Hierfür können Kosten von zehn bis 15 Euro anfallen, berichtet Apotheker Michal Najder. Der Ausdruck sei hingegen kostenlos.

Er und sein Team hätten sich dagegen entschieden, die Karten auszustellen, auch wenn es sicher ein gutes Geschäft gewesen wäre und sie immer wieder vor allem von Senioren danach gefragt würden. Michal Najder findet aber: "Noch mehr Plastik, das muss nicht sein." Er drucke die Codes bei Bedarf nun im Rezeptformat aus, was auch gut in den Geldbeutel passe und genauso funktioniere wie eine Karte.

 


Mehr zum Thema

Menschen ab 60 Jahren empfiehlt die Stiko die jährliche Grippeschutzimpfung.
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Ausweitung der Impfberechtigung: "Noch viele Unklarheiten für uns Zahnärzte"


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben