Für Apotheker und Zahnärzte ist unklar, wie Corona-Impfungen konkret ablaufen sollen
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie sollen künftig auch Zahnärzte, Apotheker und Pflegefachkräfte Impfungen gegen das Virus vornehmen dürfen. Das Vorhaben schnell umzusetzen, hält Apotheker Dieter Harfensteller aus Heilbronn aber für unrealistisch. Sein Personal sei derzeit mit dem Ausstellen von digitalen Impfzertifikaten und dem Tagesgeschäft ausgelastet.
Im Kampf gegen das Coronavirus wollen Bund und Länder die Impfkampagne ausweiten und setzen dabei unter anderem auch auf Apotheker und Zahnärzte. Das haben die Ministerpräsidenten der Länder an diesem Donnerstag beschlossen.
Die Apotheker in der Region treibt derzeit jedoch ein anderes Thema um, sagt Dieter Harfensteller, der Apotheken in der Stadt und im Landkreis Heilbronn betreibt. Seit das Land vorschreibt, dass nur noch digitale Impfnachweise zum Beispiel in Geschäften akzeptiert werden dürfen, "rennen die Leute uns die Bude ein", sagt Harfensteller. Damit und mit dem normalen Tagesgeschäft seien seine Mitarbeiter derzeit vollkommen ausgelastet. "Ich wüsste nicht, wie wir noch Zeit zum Impfen haben sollen."
Apothekenpersonal braucht Schulung, um Spritzen zu verabreichen
Zumal ein Apotheker und seine Mitarbeiter nicht automatisch eine Spritze setzen könnten. Dafür brauche jeder eine Schulung. "Wie wir das alles kurzfristig hinkriegen sollen, ist mir schleierhaft", sagt Dieter Harfensteller.
Auch räumlich ist nicht jede Apotheke dafür ausgestattet, Impfungen in einem separaten Raum anzubieten. Auf lange Sicht kann sich der Apotheker aber schon vorstellen, bei der Impfkampagne mitzuwirken. "Das ist aber nichts, was uns dieses Jahr noch hilft", betont er. Wichtig sei zudem, was Ärzte davon halten, dass Apotheken impfen. Er wolle auf keinen Fall Konflikte.
Hausärzte brauchen ausreichend Impfstoff
Speziell in Heilbronn sieht Dieter Harfensteller bei zahlreichen mobilen und niederschwelligen Angeboten nicht unbedingt den dringenden Bedarf, dass Apotheken zusätzlich impfen. Viel wichtiger sei, die Hausärzte, die das organisieren, mit genug Impfstoff zu versorgen.
Zahnärzte warten auf Informationen
Zahnärzte in der Region wollen sich aktuell nicht zum Impfen in den Praxen äußern. „Wir haben noch keine Informationen von der Zahnärztekammer bekommen“, erklärt die Mitarbeiterin einer Zahnarztpraxis aus Ilsfeld. Deshalb sei es zu früh für eine Aussage. Eine Praxis aus Heilbronn, die ebenfalls nicht namentlich genannt werden will, erklärt: „Wir sind ziemlich ausgebucht. Aber wenn wir Kapazitäten hätten, würden wir schon impfen.“