Angeblicher Paketbomber kommt aus Untersuchungshaft frei
Ein Rentner soll Paketbomben an Lebensmittelfirmen verschickt haben - unter anderem an Lidl in Neckarsulm. Deshalb steht der Mann vor Gericht, kommt nun aber frei.
Ein für die Absendung explosiver Postsendungen an süddeutsche Lebensmittelfirmen angeklagter Mann kommt aus der Untersuchungshaft frei. Die zuständige Kammer habe den Haftbefehl gegen ihn am Montag aufgehoben, sagte eine Sprecherin des Landgerichts Heidelberg am Montagabend der Deutschen Presse-Agentur. Sie bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der Zeitung „Mannheimer Morgen“.
Nach derzeitigem Stand liege kein dringender Tatverdacht gegen den Mann mehr vor. Daher sei die Freilassung angeordnet worden. Ob der Mann bereits aus der U-Haft entlassen wurde, konnte sie am Abend nicht sagen.
Dringender Tatverdacht liegt der Sprecherin des Landgerichts zufolge vor, wenn aufgrund der bisherigen Ermittlungsergebnisse eine hohe beziehungsweise große Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Beschuldigte die Straftat begangen hat. Der dringende Tatverdacht sei in jeder Lage des Verfahrens neu zu bewerten, teilt sie auf Stimme-Anfrage mit. Unter den von der Verteidigung eingebrachten Expertisen ist laut «Rhein-Neckar-Zeitung» ein sogenanntes anthropologisches Gutachten. Dabei könne ein Experte anhand von Körpermerkmalen beweisen, dass das Video aus einer Überwachungskamera nicht den Beschuldigten zeige.
Die Kammer hat parallel zur Hauptverhandlung zwei Gutachten eingeholt, die nunmehr vorliegen und den bislang gegebenen dringenden Tatverdacht entkräftet haben. Diese Gutachten wurden bislang noch nicht in der Hauptverhandlung besprochen. Dies solle bereits am Freitag, 8. Oktober, geschehen. Das Verfahren werde wie geplant fortgesetzt.
Nach Angaben der Zeitung, die sich auf den Anwalt des Mannes berief, kam der Rentner bereits am Montagnachmittag frei. Beim Prozessauftakt am 8. September hatte der gelernte Elektriker aus dem Raum Ulm jeden Zusammenhang mit der explosiven Post bestritten.
Prozess geht am Landgericht weiter
Der Prozess geht nach Angaben des Landgerichts an diesem Freitag (8. Oktober) weiter. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten nach Angaben vom Prozessauftakt das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, gefährliche Körperverletzung und versuchte schwere Körperverletzung vor. Sie ging bislang davon aus, dass er die Sprengvorrichtungen selbst gebaut hat. Er habe Geld von den Firmen erzwingen wollen.
Die Serie der explosiven Postsendungen hatte am 16. Februar in Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) begonnen. Dort war in der Warenannahme des Getränkeherstellers ADM Wild ein Mann durch eine Verpuffung verletzt worden, als er ein Paket annahm. Am Folgetag kam es beim Öffnen eines Briefes in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) zu einer Explosion mit drei Verletzten.
Ein drittes Paket, das an den Babynahrungshersteller Hipp im oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm adressiert war, wurde in einem Paketverteilzentrum am Flughafen München abgefangen.