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Ermittler vermuten Serientäter bei explosiven Postsendungen

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Die Angriffe auf drei Lebensmittelfirmen mit explosiven Sendungen gehen wohl auf das Konto eines Täters oder einer Gruppe. 100 Ermittler untersuchen die Fälle unter Hochdruck - auch um Schlimmeres zu vermeiden.

von Adrian Hoffmann und dpa

UPDATE, Samstag, 20. Februar, 16.30 Uhr: Am Samstagnachmittag gaben die Behörden die Festnahme eines Tatverdächtigen bekannt. 

Nach zwei Lebensmittelfirmen im Südwesten - darunter die Lidl-Deutschland-Zentrale in Neckarsulm - ist auch der bayerische Babynahrungshersteller Hipp Ziel einer explosiven Postsendung gewesen. Das bestätigen die Heidelberger Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt am Freitagmittag in einer Pressemitteilung. Bekannt gegeben wurde darin auch, dass die explosiven Postsendungen in Ulm auf den Weg gebracht worden sein sollen. Darauf weise eine Spur hin, heißt es. 

Die Sendung war in der Nacht zum Donnerstag an einem Postverteilzentrum am Münchner Flughafen identifiziert und entschärft worden. Offenbar war sie gemeinsam mit dem Brief und dem Paket für den Getränkehersteller in Eppelheim und die Lidl-Zentrale in Neckarsulm an einer Postannahmestelle abgegeben worden. „Die kriminaltechnischen Untersuchungen der an den Tatorten gesicherten Spuren seien noch nicht abgeschlossen, heißt es in der Pressemitteilung vom Freitagnachmittag. „Wir gehen von einem Tatzusammenhang aus.“

 


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Ein Bekennerschreiben gibt es bislang nicht

Die drei Sendungen trugen fiktive Absender. Ein Bekennerschreiben war am Freitagmittag noch nicht eingegangen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass dies noch komme, nachdem ein gewisser Druck aufgebaut worden sei, hieß es. Bislang liege das Motiv völlig im Dunkeln. Eine Sonderkommission mit 100 Ermittlern untersucht die Fälle und beschäftigt sich dabei auch mit ähnlichen früheren Taten.

Unterdessen sind alle Verletzten aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ein Mitarbeiter eines Getränkeherstellers in Eppelheim hatte am Dienstag ein Knalltrauma erlitten, als er in der Warenannahme ein Paket angenommen hatte. Drei Menschen wurden am Mittwoch beim Öffnen eines Briefes in der Lidl-Zentrale in Neckarsulm verletzt. 

 


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Neckarsulms OB Hertwig verurteilt Taten

„Es ist ein fürchterlicher und abscheulicher Vorgang“, sagt Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig am Freitag im Gespräch mit Stimme.de. „Mich macht das betroffen.“ Der oder die Täter könnten gar nicht einschätzen, welchen Schaden sie mit den Briefbomben anrichteten. „Da wird billigend in Kauf genommen, dass es sogar Tote geben könnte“, so Hertwig weiter. Er wünsche sich sehr, dass die Ermittler einen schnellen Erfolg haben werden und der oder die Täter „ihrer harten Bestrafung zugeführt“ werden. Es sei nun wichtig, an Poststellen von Unternehmen und Behörden bis auf Weiteres „nicht panisch, aber wachsam“ zu sein.

Nach derzeitiger Einschätzung der Ermittler sei es wenig wahrscheinlich, dass weitere sprengstoffverdächtige Postsendungen auftauchen, es könne jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, heißt es dazu am Freitagnachmittag in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft Heidelberg .

Auch an der Dualen Hochschule war die vergangenen Tage Vorsicht geboten. „Am Mittwoch waren ja alle in der Region aufgeschreckt“, erklärt DHBW-Rektorin Nicole Graf. Und so lag die Vermutung nahe, dass es eventuell auch auf dem Bildungscampus eine Gefährdungslage geben könnte. Präventiv habe man daher alle Mitarbeiter gebeten, bis einschließlich Freitag von Zuhause zu arbeiten. Ab Montag werde der reguläre Pandemie-Betrieb fortgesetzt.

Lebensmittelverband rät zu erhöhter Wachsamkeit 

Unterdessen ruft der Lebensmittelverband seine Mitglieder zu erhöhter Wachsamkeit auf. „Wir haben sie informiert, auf was bei der Paketannahme geachtet werden muss“, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Poststellen sollen Sendungen aussortieren, wenn sie keinen bekannten Absender haben, Unebenheiten aufweisen oder ungewöhnlich schwer sind. Die Branche sei sehr emotionaler Kritik ausgesetzt, der an Hass grenze. Dieser äußere sich in sozialen Medien, E-Mails oder Drohanrufen. Da werde auf die Lebensmittelindustrie „eingedroschen“. Das sei in dieser Woche wieder sehr akut gewesen.

 


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