Ärger um Kfz-Zulassungen im Landkreis Heilbronn
Kunden klagen über keinen oder unfreundlichen Service, das Landratsamt in Heilbronn dagegen spricht von Beschimpfungen der Anrufer. Seit der Corona-Krise wurde der Service deutlich eingeschränkt, die Anzahl der Termine nun aber deutlich erhöht.

Seit mehr als einer Woche versucht Gustav Fröhlich, einen Termin bei der Kfz-Zulassungsstelle im Landratsamt Heilbronn zu bekommen. Neben dem Neuenstädter meldeten sich weitere Leser bei unserer Redaktion, die seit der Corona-Krise große Probleme haben, ihr Fahrzeug anzumelden. "Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Service der Zulassungsstelle deutlich reduziert und auf Terminvereinbarung umgestellt werden", heißt es aus dem Landratsamt.
"Es sind außergewöhnliche Zeiten. Aber ich verstehe nicht, dass in der Behörde gar nichts mehr geht", sagt der 72-Jährige. Ausgerechnet im April mit der normalerweise höchsten Nachfrage nach Auto-Zulassungen scheine die Ämterwelt stillzustehen, klagt er.
Der telefonische Weg führt derzeit selten zum Ziel
Ruft Fröhlich unter der Service-Nummer der Zulassungsstelle an, komme er kaum durch. Oder er wird, wie er sagt, "behandelt wie ein Depp." Ein einziges Mal ging, so erzählt er, eine Dame ans Telefon, welche sich sehr unfreundlich ohne Begrüßung lediglich mit "Was wollen Sie?" gemeldet habe. "Ich habe ganz normal gefragt, wie ich einen Termin bekommen kann", sagt der Rentner. Als Antwort erhielt er von ihr: "Melden Sie sich online an."
Die telefonische Vermittlung habe sich derzeit als nicht zielführend erwiesen, sagt Manfred Körner, Sprecher des Landratsamtes. "Es kam regelmäßig zu üblen Beschimpfungen und Beleidigungen durch Anrufer. Die Terminvergabe erfolgt deshalb nur noch online."
Zurzeit gibt es vorrangig Termine für systemrelevante Fahrzeuge 
Doch der Online-Dienst des Landratsamtes vermeldet kontinuierlich bezüglich Kfz-Zulassungen: "Zur Zeit sind keine Termine verfügbar, bitte versuchen Sie es später erneut." Fröhlich probierte es ab 7 Uhr morgens, wie er sagt, "jeden Tag etwa 50 Mal". Sogar nachts habe er hoffnungsvoll auf den Terminvergabe-Button geklickt. Vergeblich. Der Service-Umfang habe sich nun kontinuierlich erhöht, sagt Behördensprecher Körner, von wöchentlich rund 440 auf 500 Termine.
Sie sind laut Amt in erster Linie für systemkritische Infrastruktur wie Krankenwagen, dringend nötige gewerbliche Zulassungen wie Lieferwagen und private Fahrzeuge für Versorgungsfahrten gedacht. Doch die Termine würden von den Kunden nicht vorrangig für die Zulassung systemrelevanter Fahrzeuge genutzt, das sei sehr problematisch, sagt Körner. "Die Zulassungsstelle appelliert nochmals dringend, momentan nicht notwendige Anmeldungen, Ausfuhr- und Kurzzeitkennzeichen sowie Motorräder und Adressänderungen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben."

Gustav Fröhlich wünscht sich zumindest einen Hinweis, ab wann man etwa mit einem Termin rechnen kann. "Was ist mit einem Familienvater, der dringend sein Auto anmelden muss?" Von der Behörde heißt es, man solle in sehr wichtigen Fällen in einer E-Mail an kfz-zulassung@landratsamt-heilbronn.de den eigenen Fall schildern. Wenn die Nachweise vorgelegt würden, werde zeitnah ein Termin vereinbart.
Ein Auto abzumelden, ist während der Öffnungszeiten vor Ort ohne Termin möglich. Wer online einen Termin für die Zulassung seines Fahrzeugs ergattert, muss, auch wegen der Abstandshaltung, mit einer längeren Schlange vor den Schaltern rechnen.
Bei den einen Behörden klappt es, bei den anderen nicht
Das Landratsamt steht mit seinen Schwierigkeiten nicht alleine da: Zulassungsstellen in ganz Deutschland bieten eingeschränkte Dienste in der Krise, etwa die Stuttgarter Verkehrsbehörde. Manche Ämter waren bis zuletzt gar geschlossen, was der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes scharf kritisierte.
Doch es gibt andere Behörden, wenn auch deutlich kleinere, da scheint es in der Krisenzeit zu klappen. In den beiden Zulassungsstellen des Neckar-Odenwald-Kreises findet der Service ebenfalls nur über Termine statt, online, aber auch telefonisch. "In den meisten Fällen können die Fahrzeuge am Folgetag unter Einhaltung der üblichen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen zugelassen werden", sagt Jan Egenberger vom Landratsamt in Mosbach. Zulassungen von Autos, deren Halter in anderen Landkreisen gemeldet sind, seien aber natürlich nicht möglich. Der Service der Zulassungsstellen gilt nur für Bürger der jeweiligen Stadt oder des Kreises.
Gustav Fröhlich aus Neuenstadt jedenfalls, der seinen Oldtimer für den Sommer zulassen möchte, ist nun erleichtert: "Ganz plötzlich war online ein Termin für kommende Woche frei."





          
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