Sozialer Wohnungsbau
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Immer weniger Sozialwohnungen in Deutschland – Wie es in der Region aussieht

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

100.000 neue Sozialwohnungen pro Jahr - mit diesem Ziel war die Ampel angetreten. Doch auch im vergangenen Jahr waren es deutlich weniger. In der Region stehen die Unternehmen vor Herausforderungen.

von dpa und unserer Redaktion
Bis Ende des Jahrzehnts soll der Neckarbogen in Heilbronn Wohnraum für rund 3500 Menschen bieten. Der Anteil von gefördertem Wohnraum liegt im zweiten Bauabschnitt bei rund 30 Prozent.
Bis Ende des Jahrzehnts soll der Neckarbogen in Heilbronn Wohnraum für rund 3500 Menschen bieten. Der Anteil von gefördertem Wohnraum liegt im zweiten Bauabschnitt bei rund 30 Prozent.  Foto: Andreas Veigel

Die großen Wohnungsbauverbände hatten jüngst gewarnt: Die Baubranche stehe vor dem Kollaps, wenn nicht bald gehandelt werde. Das Ziel der Regierung, 400.000 Wohnungen jährlich zu bauen, ist für 2023 schon vertagt. Hohe Zinsen und gestiegene Baukosten machen auch städtischen Wohnungsbaugesellschaften zu schaffen. "Wir bauen weiter", hatte Stadtsiedlungs-Geschäftsführer Dominik Buchta im Gespräch mit der Heilbronner Stimme Anfang des Jahres gesagt.

Nichtsdestotrotz liegen manche Projekte wie die geplanten 41 Wohnungen in Heilbronn-Böckingen derzeit brach – auch wegen der aktuellen Zinsentwicklung. Weiter geht es aber im Neckarbogen und im Baugebiet Hochgelegen.

 


Mehr zum Thema

Bis zum Jahr 2025 soll das Baugebiet Hochgelegen, die größte zusammenhängende Quartiersentwicklung in der Geschichte der Stadtsiedlung, abgeschlossen sein. Es entstehen 749 Wohnungen.
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Stadtsiedlung Heilbronn ist trotz aller Krisen auf einem guten Weg


 

Neckarsulm ist eine der wenigen Kommunen im Landkreis Heilbronn mit Quote für Sozialwohnungen

Eine Quote für geförderten Wohnungsbau ist im Landkreis eher unüblich. Eine Kommune, die sich eine solche auferlegt, ist Neckarsulm mit 26.300 Einwohnern. Dort gibt es derzeit 100 geförderte Mietwohnungen, weitere entstehen in der Innenstadt und in Obereisesheim. 

In Öhringen, das mit 25.000 Einwohnern eine ähnliche Größe hat wie Neckarsulm, gibt es 176 mietpreisgebundene Wohnungen, 35 entstehen aktuell - aber eine Quote ist nicht festgelegt.

Ausschließlich geförderte Wohnungen entstehen in Weinsberg

Ausnahmecharakter hat ein Projekt der Heilbronner Drauz-Stiftung in Kooperation mit der Aufbaugilde, das derzeit in Weinsberg entsteht. Hier baut die Stiftung des sozial engagierten Ehepaars Roswitha und Helmut Drauz 44 zu 100 Prozent geförderte Wohnungen – mit 30 Jahren Sozialbindung.


Mehr zum Thema

Helmut und Roswitha Drauz (von rechts) mit Berater Joachim Beuchert freuen sich, dass ihr Projekt gut vorwärts geht.
Foto:Mario Berger
Stimme+
Region
Lesezeichen setzen

Heilbronner Drauz-Stiftung schiebt sozialen Wohnungsbau in Weinsberg an


Abwärtstrend bei Sozialwohnungen in Deutschland hält an

Unterdessen gibt es Deutschland immer weniger Sozialwohnungen. Ende vergangenen Jahres gab es bundesweit rund 1,088 Millionen solcher Wohnungen für Menschen mit kleinen Einkommen – rund 14.000 weniger als ein Jahr zuvor. Damit setzte sich ein langjähriger Abwärtstrend entgegen der Zielsetzung der Ampelkoalition fort. Die neuen Zahlen gehen aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Frage der Bundestagsfraktion der Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Die Koalition hatte angekündigt, jedes Jahr für 100.000 neue Sozialwohnungen sorgen zu wollen.

Bewilligt wurde 2022 demnach der Bau von 22.545 Sozialwohnungen. Die Koalition hatte angekündigt, jedes Jahr für 100.000 neue Sozialwohnungen sorgen zu wollen. Rund 36.500 Preisbindungen liefen 2022 aus, wie die Wohnungspolitik-Expertin der Linken, Caren Lay, feststellte. Sie hatte die Anfrage gestellt.

 


Mehr zum Thema

Das noch unbebaute Grundstück in Weinsberg grenzt an das gelbe Lebenshaus der Aufbaugilde (links). Das Areal hat die Stadt vergünstigt verkauft.
Foto: Ralf Seidel
Stimme+
Meinung
Lesezeichen setzen

Zahl der Sozialwohnungen zurückgegangen – Ein sozialpolitischer Skandal


 

Regionale Unterschiede

Im Vergleich der Bundesländer ist die Entwicklung unterschiedlich. So gab es etwa in Hessen einen Zuwachs von knapp 1700 auf 82.172 Sozialwohnungen. In Hamburg stieg die Zahl nach einem Rückgang in den Vorjahren um gut 600 auf 81.006 Sozialwohnungen. Viele Länder hatten allerdings einen teils deutlichen Rückgang zu verzeichnen. So sank die Zahl der Sozialwohnungen etwa in Niedersachsen um fast 2600 auf 52.601 und in Berlin um rund 4500 auf 104.757.

Die meisten Sozialwohnungen insgesamt verzeichneten Nordrhein-Westfalen mit 435.025, Bayern mit 133.129 sowie Berlin. Spitzenreiter gemessen an der Einwohnerzahl waren Hamburg (4281 pro 100.000 Einwohner), Berlin (2790) und NRW (2398). Den umfangreichsten Neubau in dem Bereich gab es in Bayern mit 4056 bewilligten Neubaumaßnahmen im Bereich der Mietwohnungsförderung und in Baden-Württemberg mit 3898 solcher Maßnahmen.

Längjähriger Trend und Ampelpläne

Die Zahl der Sozialwohnungen nimmt seit Jahren ab. Gab es in der alten Bundesrepublik noch fast vier Millionen Sozialwohnungen, waren es 2010 rund 1,66 Millionen und 2020 nur noch rund 1,13 Millionen. Die Mieten sind bei Sozialwohnungen staatlich reguliert. Wohnen dürfen dort nur Menschen, bei denen die Behörden besonderen Bedarf sehen. Nach einer bestimmten Zeit können die Wohnungen normal am Markt vermietet werden - je nach Regelung im jeweiligen Land.


Mehr zum Thema

Das Neugeschäft mit Baufinanzierungen schrumpft seit Monaten.
Stimme+
Hohenlohe
Lesezeichen setzen

568 neue Wohnungen im Jahr 2022 im Hohenlohekreis sind nicht genug


Insgesamt hatte die Ampel-Koalition wegen des enormen Bedarfs vor allem in den Städten im Koalitionsvertrag den Bau von jährlich 400.000 neuen Wohnungen angepeilt - davon 100.000 Sozialwohnungen. Auch wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs räumte sie aber ein, das Ziel zunächst zu verfehlen. Knappe Materialien, Fachkräftemangel und gestiegene Zinsen zählen zu den Haupthindernissen. Insgesamt wurden 2022 aber 0,6 Prozent mehr Wohnungen fertiggestellt als 2021 - nämlich 295.300.

Baustaatssekretär Sören Bartol (SPD) verwies darauf, dass bis 2027 18,15 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung gestellt würden. Erfahrungsgemäß legten die Länder mindestens den gleichen Betrag oben drauf. In acht Ländern sei die Zahl der Sozialwohnungen bereits erhöht worden. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte in einem Interview gesagt, sie werde den Erfolg ihrer Politik nicht an einer fixen Zahl messen, "sondern daran, ob es bei den Sozialwohnungen eine Kurve nach oben gibt".

Forderung an die Ampel

"Die bisherige Bilanz der Ampel beim Sozialwohnungsbau ist ein Trauerspiel", sagte der Bau-Experte der Unionsfraktion, Ulrich Lange (CSU), der dpa. Die Linken-Abgeordnete Lay warf der Ampel ein krachendes Scheitern ihrer Wohnungspolitik vor. Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds, sagte: "Der historische Tiefstand an Sozialwohnungen muss ein Weckruf für die Bundesregierung sein."

Der Gewerkschafter forderte den Bund unter anderem auf, Grundstücke anzukaufen, um sie verbilligt an Kommunen für sozialen Wohnungsbau abzugeben. Lange verlangte ein Sofortprogramm für den Bau: Die Neubauförderung solle erhöht, "realistische" Effizienzstandards sollten gesetzt und Erleichterungen bei der Grunderwerbssteuer umgesetzt werden. Lay forderte unter anderem ein öffentliches Wohnungsbauprogramm und ein Sondervermögen für bezahlbares Wohnen. Mindestens 20 Milliarden Euro müssten pro Jahr in den Bereich fließen. Die IG BAU hatte bereits ein Sondervermögen von 50 Milliarden für den Bau von Sozialwohnungen gefordert. AfD-Vorstandsmitglied Carlo Clemens forderte die Förderung genossenschaftlicher Wohnformen und den Ausbau der Bestände kommunaler Wohnungsbaugesellschaften.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben