568 neue Wohnungen im Jahr 2022 im Hohenlohekreis sind nicht genug
Die IG Bau fordert mehr Geld von Bund und Land für den Wohnungsbau und einen Abbau von Bürokratie. Was die Kreisbau Künzelsau dazu sagt und wo die größten Probleme vor Ort liegen.

2022 wurden im Hohenlohekreis insgesamt 568 Wohnungen neu gebaut - darunter 259 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das geht aus einer Pressemitteilung der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) hervor. Das seien jedoch 88 Wohnungen weniger als im Vorjahr. Und das, obwohl weiter viele Wohnungen fehlen, um den Bedarf zu decken. Die IG Bau Nordwürttemberg beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Toxischer Mix
Für das laufende Baujahr warnt die stellvertretende Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft, Yvonne Artico, vor einem weiteren Abwärtstrend: "Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Denn hohe Baukosten treffen auf hohe Zinsen und hohe Hürden beim Bauen durch staatliche Auflagen und Vorschriften. Das ist ein toxischer Mix für den Wohnungsbau." Das bestätigt auch Rolf Hofacker, Vorstandsvorsitzender der Kreisbau Künzelsau: "Bezahlbar zu bauen ist unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht möglich."
Insbesondere der Markt für Einfamilienhäuser sei eingebrochen, da die immens hohen Kosten für junge Familien nicht mehr zu stemmen seien, so Hofacker. Dass zudem die Förderung für das Effizienzhaus 55 durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) weggefallen ist und die Baulandpreise ebenfalls steigen, habe dann zur Folge, dass eben jene Familien zusätzlich auf den Wohnungsmarkt drängen, was die Lage dort verschärfe.
Förderbedarf hoch
"Die Politik muss endlich handeln unter dem Motto: Anforderungen runter - Förderung rauf! Bauen muss wieder einfacher und bezahlbarer werden", fordert Rolf Hofacker. Denn wenn die Kosten für energieeffizientes Bauen oder Sanieren immer weiter steigen, "werden keine Wohnungen mehr gebaut", damit sei weder den Menschen noch dem Klima geholfen.
Yvonne Artico von der IG Bau führt weiter aus, dass jetzt auch entscheidend sei, was gebaut werde: "Die Wohnungen müssen zur Lohntüte der Menschen passen." Gebraucht werde jetzt ein "Booster für den Neubau" von sozialen und bezahlbaren Wohnungen. Artico appelliert an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin für ein "massives Aufstocken der Fördergelder" stark zu machen. Aber auch das Land Baden-Württemberg sei gefordert. Hofacker aus Künzelsau ergänzt: "Im Prinzip müssten die Subventionswerte im geförderten Wohnungsbau mindestens doppelt so hoch sein, damit sich unter den derzeitigen Rahmenbedingungen eine soziale Wohnraummiete erreichen lässt."
Gesetze überarbeiten
Bis 2025 mindestens 72 Milliarden von Bund und Ländern, fordert in diesem Zusammenhang die IG Bau. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Berechnungen von zwei Wohnungsbau-Studien. Konkret werde ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau benötigt. "Nur dann kann es noch klappen, bundesweit 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu bauen", so Yvonne Artico. Zusätzlich seien 22 Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen dringend erforderlich. Davon profitiere auch der Hohenlohekreis.
Außerdem drängt die IG Bau auf ein "schlankeres Baugesetzbuch": "Es geht um das Durchforsten von Gesetzen, Verordnungen und Normen, auf das die Branche seit Jahren wartet. Das muss jetzt passieren - und nicht irgendwann im nächsten Jahr", fordert Artico.
Aktuelle Projekte der Kreisbau
Die Kreisbau Künzelsau baut aktuell 52 Eigentumswohnungen und sieben Doppelhäuser in Gaisbach, teilt Rolf Hofacker mit. Wohnungen, die bis zur geplanten Fertigstellung Ende 2024 nicht verkauft werden können, werden in den Wohnungsbestand übernommen und vermietet. Darüber hinaus investiere die Genossenschaft seit Jahren große Summen in die energetische Sanierung ihrer Mietgebäude, insgesamt seien das 23 Millionen Euro in den vergangenen 15 Jahren gewesen. Darüber hinaus seien in absehbarer Zukunft weitere Wohnbauprojekte in Gaisbach und Kupferzell geplant, abhängig von Marktlage und Fördermitteln.




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