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75 Prozent der älteren Bäume im Landkreis Heilbronn weisen Schäden auf

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Der Waldzustandsbericht wartet für das Heilbronner Land mit besorgniserregenden Zahlen auf. Als Gründe werden Hitze und Trockenheit genannt. Das Forstamt setzt auf eine noch bessere Mischung der Arten, um klimastabile Wälder zu erhalten.

Der Koordinator der Aktion "Unseren Wald von morgen gestalten" Jörn Hartmann untersucht in einem Wald bei Kleingartach junge Laubbäume, die sich auf natürlichem Wege vermehren.
Der Koordinator der Aktion "Unseren Wald von morgen gestalten" Jörn Hartmann untersucht in einem Wald bei Kleingartach junge Laubbäume, die sich auf natürlichem Wege vermehren.  Foto: Kühl, Jörg

Der Forstbetrieb des Landkreises Heilbronn setzt auf eine noch bessere Durchmischung der Baumarten. Damit möchte die Forstverwaltung auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren.Kurz vor Weihnachten hatte der Waldzustandsbericht der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg für das Jahr 2022 ein besorgniserregendes Bild der Wälder im Südwesten abgegeben.

Laut dem Waldzustandsbericht hat sich der Kronenzustand durch die lang anhaltende Hitzeperiode und Trockenheit im Sommer bei allen untersuchten Baumarten im vorigen Jahr wieder verschlechtert. Lediglich 17 Prozent der Waldfläche Baden-Württembergs gelten laut dem Bericht derzeit noch als ungeschädigt, so wenig wie noch nie seit Beginn der Waldzustandserhebungen im Jahr 1985. Nahezu die Hälfte der Waldfläche sei als "deutlich geschädigt" einzustufen, heißt es in dem Bericht.

Warum die Wälder im Landkreis Heilbronn noch vergleichsweise gut dastehen

Laut Martin Rüter, Leiter des Forstamts im Landkreis Heilbronn, zeigt der Waldzustandsbericht eine Tendenz auf, die auch in den Wäldern des Heilbronner Landes auffalle, wenngleich nicht in der Brisanz, die der Schadensbericht für ganz Württemberg ausweist. Betroffen seien hier einzelne Bäume und Baumgruppen. Großflächige Kahlstellen gebe es hingegen im Verwaltungsbereich des Landkreises nicht. Dafür sorgen laut Rüters Einschätzung einerseits die an vielen Waldorten guten Böden, die noch ausreichend Wasser speichern können.


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Andererseits seien die Wälder mit Baumarten gut gemischt. Große Nadelholz-Monokulturen, wie beispielsweise in Brandenburg, gebe es im Heilbronner Land nicht. Die wichtigste Nadelbaumart, die Fichte, wächst auf einer Fläche von nur noch sieben Prozent, wie die Zahlen der jüngsten Forsteinrichtung zeigen.

Im Hohenlohekreis sind die vorzeitigen Blattverluste noch extremer

Von den untersuchten Bäumen im Landkreis Heilbronn, die älter als 60 Jahre sind, sind laut dem Schadensbericht 75 Prozent mittel bis schwer geschädigt. Der trockenheitsbedingte Nadel- oder Blattverlust beträgt 29,5 Prozent. In Hohenlohe sieht es laut dem Schadenbericht noch schlimmer aus: Dort sind 91 Prozent der untersuchten Bäume im Alter von 60 oder mehr Jahren mittel bis schwer geschädigt. Der Verlust an Nadeln und Blättern beträgt hier 32,8 Prozent. Im Heilbronner Stadtwald sind bei den nur 24 untersuchten Baumexemplaren sogar 45,8 Prozent der Blätter oder Nadeln vorzeitig verloren gegangen.

Trotz der im Landesvergleich insgesamt weniger dramatischen Zahlen möchte sich die Forstverwaltung im Landkreis Heilbronn nicht auf den Status-Quo verlassen. "Wir werden noch mehr für Durchmischung sorgen", so der Forstdirektor. Dies sorge nicht nur für mehr Klimaresilienz, es streue auch das Risiko, so Forstmann Rüter. Eine Methode sei, bei der Durchforstung bisher unterlegene Mischbaumarten herauszupflegen. "Es geht darum: Welchen Baum fördere ich, welchen nicht." Bei der Durchforstung setzt die Landkreis-Försterei auch auf die Strategie, einzelne Bäume mit Zukunftspotenzial zu stabilisieren.

Wie eine engagierte Jagd dem Wald helfen kann

Nicht zuletzt gelte es, den Bestand an Rehwild durch engagierte Bejagung unter Kontrolle zu halten. Rehe hätten es ausgerechnet auf die Knospen der Baumarten abgesehen, auf die die Förster ihre Hoffnung setzen: Eiche, Elsbeere, Speierling und andere. "Rehe sind absolute Feinschmecker. Sie bevorzugen seltene und daher von uns erwünschte Baumarten", weiß Rüter, der selbst auf die Jagd geht, zu berichten.


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Das schlechte Abschneiden der Eiche bei der landesweiten Erhebung überrascht Rüter. "Vor allem die bei uns vorherrschende Traubeneiche gilt als deutlich klimastabiler als etwa die Buche." Ihr Problem sei möglicherweise, dass sie inzwischen fast jedes Jahr Eicheln produziert. Auch in diesem Jahr hätten die Bäume viele, aber wegen der Trockenheit kleine Eicheln gebildet, was die Bäume zusätzlich schwäche.

Welche Baumart den Förstern die größten Sorgen bereitet

Das Sorgenkind der Landkreisförster ist die Buche, die mit einem Flächenanteil von 33 Prozent die derzeit noch wichtigste Baumart ist. "Sie ist empfindlich gegenüber heiß-trockenen Sommern und leidet in den letzten Jahren stark. Wir mussten schon viele Tausend Festmeter geschädigter oder absterbender Buchen vorzeitig nutzen. Zum Glück ist die Verwendung und Vermarktung oft noch möglich", beschreibt der Forstmann das Hauptdilemma im Heilbronner Land.


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Welche Baumarten werden den Klimawandel aushalten?


Rüter und seine Kollegen hoffen, dass die nächste Baumgeneration, die aus Naturverjüngung stammt, besser auf die Klimaveränderungen reagieren kann. Dies könne zum Beispiel der Fall sein, wenn sich aus der Vielzahl der aufkeimenden Jungbäume eher jene durchsetzen, die tiefere oder stärkere Wurzeln bilden. Rüter erinnert daran, dass die Buche auch in Süditalien vorkommt, freilich seien die Bäume dort viel kleiner.

Das Raster der des Waldzustandsberichts beträgt acht mal acht Kilometer. Insgesamt wurden landesweit 317 Probenpunkte mit insgesamt 7550 Bäumen betrachtet. Im Landkreis Heilbronn waren es sechs Punkte mit 96 Bäumen. In Hohenlohe wurden 168 Bäume betrachtet, im Stadtkreis Heilbronn 24. Der Landkreis Heilbronn verfügt über 31.000 Hektar Wald, in Hohenlohe sind es 21.000 Hektar, im Stadtgebiet Heilbronn 1600 Hektar.

 

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