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Leben mit dem GKN: Wie sicher fühlen sich Neckarwestheimer?

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An die zwei bald stillgelegten Atomreaktoren haben sich die Einwohner der Gemeinde längst gewohnt. Doch der Atommüll wird wohl noch mindestens eine Generation in Neckarwestheim bleiben. Das gefällt nicht allen.

Von Janis Dietz
Vom Marktplatz in Neckarwestheim kann man das GKN fast sehen. Trotzdem ist das unterirdische Zwischenlager bei den Bürgern das größeren Aufregerthema. Foto: Veigel
Vom Marktplatz in Neckarwestheim kann man das GKN fast sehen. Trotzdem ist das unterirdische Zwischenlager bei den Bürgern das größeren Aufregerthema. Foto: Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Wenn überregional über Neckarwestheim berichtet wird, dann eigentlich nur in Verbindung mit dem GKN und den jüngsten Castor-Transporten auf dem Neckar. Vom Marktplatz der 3500-Einwohner-Gemeinde ist die Kuppel gut sichtbar.

Da sollte das GKN und seine Sicherheit hier ein wichtiges Thema sein, oder? „Ich habe mir noch nie darüber Gedanken gemacht“, sagt Bettina Moroch ganz offen. Die Neckarwestheimerin beschäftigen gerade andere Themen wie die Weltsicherheitslage viel mehr als das Kraftwerk in wenigen Kilometern Entfernung. Auch Helmut Schaupp sagt: „Ich war schon oft dort unten, es ist tip top sauber. Ich glaube, das ist sicher.“ Ein Jugendlicher ergänzt: „Es heißt, das GKN ist eines der sichersten Atomkraftwerke in Deutschland.“ Eine junge Erwachsene meint lakonisch: „Man kann wenig daran ändern.“ Zumal der zweite der Reaktoren ja planmäßig 2022 vom Netz gehen wird.

 

Die wichtigsten Ereignisse zum GKN - eine Chronologie

 

Am Zwischenlager zweifeln viele

Ganz anders ist die Stimmungslage beim Zwischenlager: „Beim Kraftwerk weiß ich, es ist sicher, beim Zwischenlager sehe ich ein Fragezeichen“, sagt Bert Hiller. Er fragt sich, ob die Castoren überhaupt für eine so lange Lagerung auslegt sind. „Ich habe Tschernobyl sehr intensiv miterlebt, jetzt habe ich das Zwischenlager direkt vor der Haustür“, klagt Birgit Müller. Sie denke jetzt anders über ihre Sicherheit nach. Als das GKN gebaut wurde, habe man einfach nicht an die Entsorgung gedacht, kritisiert Schaupp, der seit 40 Jahren in Neckarwestheim arbeitet. Er sei nicht glücklich mit dem Lager, „aber wo soll es hin?“

Hintergrund: Wird Neckarwestheim zum Endlager?

Das Zwischenlager sei eine sichere Lösung für den Moment, findet René Irion. Und später? „2050 bin ich 75“, sagt der Neckarwestheimer. Bis 2050 soll ein Atommüll-Endlager betriebsbereit sein. Doch noch streiten sich die Behörden um die Kriterien für einen geeigneten Standort. Deshalb meint Bert Hiller: „Das Jahr ist nicht realistisch.“ Wegen des unklaren Ablaufdatums, hält auch Bettina Moroch den Begriff für schwierig: „Ich glaube nicht, dass es ein Zwischenlager bleiben wird.“ So ähnlich sehen es auch viele andere Neckarwestheimer.

Doch René Irion sieht auch die Gemeinde in der Pflicht.  „Man hat jetzt 40 Jahre von den Gewerbesteuern profitiert, da kann man nicht sagen: 'Der Müll geht uns nichts an.'“ Er rät aber auch zu Vertrauen in die EnBW: „Ich war beim zweiten Castor-Transport auf dem Neckar dabei, die Proteste kann ich nicht verstehen. Es geht doch voran!“

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