Umstrittenes neues Ticketsystem: Am Breitenauer See gibt es erneut Änderungen beim Parken
Der Naherholungszweckverband Breitenauer See gesteht Fehler beim neuen Konzept mit den Onlinetickets ein und bessert nun nach – vor allem hinsichtlich zweier Kritikpunkte.

Gute Nachrichten für Wasserratten und Sonnenanbeter: Wer in der Badesaison an den Breitenauer See mit dem Auto anreist, der muss ab 2024 unter der Woche keine Parkgebühren mehr bezahlen. Und: Neben dem Online-Ticket-System wird es möglich sein, sich vor Ort bargeldlos eine Eintrittskarte zu ziehen.
Der Naherholungszweckverband reagiert damit auf die Kritik an dem neuen Konzept. Damit sollen die Besucherströme gelenkt und einem Verkehrschaos an heißen Sommerwochenenden vorgebeugt werden. Das zumindest hat im vergangenen Sommer funktioniert.
Online-Tickets für den Breitenauer See: Lob von Auswärtigen, Kritik von Einheimischen
"Es kam viel zusammen, was nicht ganz optimal war", musste aber Björn Steinbach, Vorsitzender des Naherholungszweckverbands Breitenauer See, in der Verbandsversammlung zugeben. Technisch habe das Online-Ticket sehr gut funktioniert. Von Auswärtigen mit längerer Anfahrt habe man viel Lob bekommen. Sie seien selten so entspannt angereist, weil sie den Parkplatz bereits sicher hatten.
Der Obersulmer Bürgermeister kam auf die vielen kritischen Stimmen aus dem näheren Umfeld zu sprechen. Teils seien die Leute nicht mit der Buchung zurechtgekommen, empfanden sie als zu kompliziert oder lehnten die Neuerung gänzlich ab. Die Beschäftigten vor Ort bekamen regelmäßig Rückmeldungen von Badegästen: Zwei Euro fürs Parken auf den Eintritt von vier Euro sei ihnen zu teuer.
In der Testphase für das Ticketsystem am Breitenauer See läuft nicht alles rund
Auch in der Testphase, die im Mai startete, lief einiges schief, führte Steinbach aus. Diese fiel mit schlechterem Wetter zusammen, trotzdem wurde Eintritt verlangt, was früher bei solchen Bedingungen nicht der Fall war. "Es war so nicht ausgemacht", meinte der Vorsitzende zum Vorgehen der See-Security, im Badebereich Tickets zu kontrollieren, was die Gäste "aufschreckte. Das hat sich festgesetzt", bedauerte Steinbach.
Die Warnung des Kreis-Gesundheitsamts Mitte Juni vor Zerkarien im Wasser habe auch nicht gerade zu einem guten Start beigetragen. "Eine richtige Entwarnung gab es leider von offizieller Seite nicht", beklagte Steinbach.
Grillverbot am Breitenauer See wirkt sich auf Besucherzahl aus
Dass mancher potenzieller Badegast wegen des neuen Konzepts und der Preise dem beliebten Ausflugziel fern bleiben würde, das war dem Zweckverband bewusst. 15 bis 20 Prozent der Einbußen schreibt Steinbach dem Grillverbot zu, das der Landkreis mit einem Shisha-Verbot erlassen hatte. Die Beobachtung: Großfamilien seien nicht mehr gekommen.
"Es ist einfach nicht gut gelaufen", fasste Armin Waldbüßer die Fehleranalyse zusammen und bezog die Kommunikation mit ein. Er ließ durchblicken, dass die Badesaison, die erste nach Corona und dem See-Ablass, Thema in der Klausur des Obersulmer Gemeinderats gewesen sei. Da habe man Klartext geredet. "Mancher vom Kontrollpersonal war fehlgeleitet unterwegs", meinte Roland Eisele. "Uns war allen klar, dass das ein Jahr wird, in dem es Haue gibt", sagte Erlenbachs Bürgermeister Uwe Mosthaf. Wichtig sei, nachzubessern.
Er wollte nicht immer auf die laut schreiende Minderheit hören. "So eine Schreierei und Presse können wir uns nicht dauerhaft leisten. Der See muss positiv wahrgenommen werden", betonte Mosthaf, der auch Vorsitzender des Vereins Tourismus im Weinsberger Tal ist. Man mache Tourismus auch für Einheimische.
Es könnte auch eine ganz andere Lösung kommen
Die Verbandsversammlung stimmte nicht nur geschlossen für den Wegfall der Parkgebühren unter der Woche und Ticketbuchungen vor Ort. Sie lässt eine mögliche weitergehende Lösung prüfen. Es geht um ein Urteil des Bundesfinanzhofes, der in einem vergleichbaren Fall Parkgebühren als vorsteuerberechtigt anerkannt hat.
Wenn das Finanzamt Heilbronn das ebenfalls so sehe, könnte überlegt werden, am Breitenauer See nur noch Parkgebühren zu verlangen, so Steinbach. Das würde vor allem Jogger, Spaziergänger, Radfahrer und Kioskgäste freuen, die dann auch nicht mehr zur Kasse gebeten werden.
Wie viele Tickets wurden verkauft?
29.436 Tagestickets für Erwachsene und 11.258 zum ermäßigten Tarif wurden in der Badesaison 2023 gebucht. Dazu kamen 804 Jahreskarten für Erwachsene und 113 zum ermäßigten Preis. Das neue Familienticket wurde 6028 Mal geordert.
An Jahre mit tollem Wetter und 200.000 Euro Gewinn kamen die Einnahmen aus dem Badebetrieb 2023 mit 73.000 Euro längst nicht hin. Da fehlen noch die Umsatzpacht von Kiosk und Bootsverleih. Einiges Geld entging dem Zweckverband, weil die Saison schon Anfang September beendet wurde. Der Sommer ging jedoch in die Verlängerung und zog viel Publikum an den See, das sich über kostenlosen Eintritt und kostenlose Parkplätze freute.
Der Campingpark erwirtschaftete ein Plus von 75.000 Euro.