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Breitenauer See wieder auf Normalpegel

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Der Normalpegel ist nach dem Ablassen des Hochwasserrückhaltebeckens 2020 erreicht. Wassersport und Baden sind wieder erlaubt. Eine Chronologie.

Am Badestrand ist kein Kies mehr zu sehen. Dieser ist nun überspült. Der Normalwasserstand ist erreicht. Die Badesaison kann kommen.
Am Badestrand ist kein Kies mehr zu sehen. Dieser ist nun überspült. Der Normalwasserstand ist erreicht. Die Badesaison kann kommen.  Foto: Veigel, Andreas

Es war ein Naturschauspiel in mehreren Akten, das sich über drei Jahre erstreckte. Am 1. Dezember 2020 wurde es eingeläutet. Als sich der Breitenauer See in 138 Tagen leerte, lag er im April 2021 ohne die 2,4 Millionen Kubikmeter Wasser nackt und ungeschützt da. Die Trockenheit verwandelte den schlammigen Seegrund in eine Kraterlandschaft, die im Sommer 2021 aufblühte. Flugsamen ließen einen grünen Teppich auf den 38 Hektar wachsen. Dieser verwelkte im Herbst zu rostrotem Gestrüpp, das vom auflaufenden Wasser verschluckt wurde.

Jetzt ist es vollbracht, schneller als gedacht: Am vergangenen Dienstag fehlten noch fünf Zentimeter zum Normalwasserstand des Hochwasserrückhaltebeckens, der 221,50 bis 222,50 Meter beträgt. Am Donnerstag konnte Vollzug vermeldet werden. Eine erlösende Nachricht: Die Badesaison 2023 im Naherholungsgebiet auf Obersulmer und Löwensteiner Gemarkung ist gesichert.


Sicherheitsüberprüfung nach 25 Jahren

Zuerst die Pandemie mit Lockdown und Sperrung des beliebten Ausflugsziels, dann die vertiefte Sicherheitsüberprüfung, die der Wasserverband Sulm nach 25 Jahren wieder vornehmen musste. Drei Mal in Folge fiel die Badesaison ins Wasser. Das ist jetzt Geschichte. Was zählt, ist: beim Normalpegel, der die Schwelle nach dem Einstieg ins Wasser überstaut, greift die Gemeingebrauchs-Verordnung des Landratsamtes Heilbronn. Die Segler dürfen wieder in See stechen, Stand-up-Paddler über die Wasseroberfläche gleiten und Besucher sich bei Badewetter im kühlen Nass vergnügen.

Eine Punktlandung

"Für mich ist es wichtig, dass wir eine Punktlandung hinbekommen haben", sagt Stefan Thoma, Vorsitzender des Wasserverbands Sulm. Man habe immer davon gesprochen, dass der See im Frühjahr 2023 wieder gefüllt sein werde. Vor 25 Jahren ging das wesentlich schneller, da brauchte es nur ein Jahr, bis das Becken wieder den Normalpegel erreicht hatte, erinnert sich Johannes Kübler, Technischer Leiter beim Wasserverband. Zweimal in seinem Arbeitsleben hat er diese Sicherheitsüberprüfung an der wichtigen Schaltstelle mitgemacht. "Das war keine Routine", sagt Stefan Thoma, "sondern eine große Herausforderung."


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Der Badesaison am Breitenauer See steht nichts mehr im Weg


Was alles saniert wurde

"Bis auf ein Gewerk hat alles super funktioniert", blickt der Weinsberger Bürgermeister auf die sechs Monate dauernden Arbeiten bis Oktober 2021 zurück. Am Grundablass wurden ein neuer Feinrechen und ein acht Meter hoher Entnahmeturm gebaut, Beton in Kellerräumen musste saniert werden, im Stollen wurden neue Leitungen verlegt und Schieber ausgetauscht, prophylaktisch wurde auf 250 Metern Länge das Ufer mit Steinschüttungen gesichert. Die Kontrolle ergab, dass der 420 Meter lange, 220 Meter breite und 21,50 Meter hohe Damm in Top-Zustand ist.

Die Kostenschätzung für Revision und Sanierung lag bei 400.000 Euro. Die Betriebsbeauftragte des Wasserverbands, Sabrina Theel, erwartet etwa 38.000 Euro an Mehrkosten. Das Land trägt 90 Prozent der Summe dieser Maßnahme. Hinzu kommen allerdings noch 60.000 Euro für den Amphibienzaun.

Sumpfkrebs nicht ausgerottet

Den hatte das Regierungspräsidium Stuttgart verlangt, sollte doch bei der Trockenlegung des Sees der Rote Amerikanische Sumpfkrebs ans Ufer spazieren und eingesammelt werden. Der unbeliebte Wasserbewohner, der andere Lebewesen verdrängt und die Krebspest verbreitet, dachte nicht daran: Kein einziger wurde am Ufer gesichtet. Zwar gingen rund 9000 artfremde Eindringlinge von vier Krebsarten dem Fischereiverein Breitenauer See ins Netz. Die Population sei aber nur dezimiert, nicht ausgerottet, so die Einschätzung von Wasserverband und Fischereiverein. Etliche Exemplare dürften sich im Sumpf vergraben haben.


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Campen am Breitenauer See wird teurer


Abfischen unter schwierigen Bedingungen

"Im Nachhinein war Corona die größte Unbekannte", sagt Vereinsvorsitzender Markus Friedle. "Das hat mich persönlich am meisten belastet." Das Abfischen durfte nicht zum Ansteckungsherd werden. Die bis zu 70 Helfer bei dem körperlich anstrengenden Einsatz an drei Tagen mussten alle getestet werden und Maske tragen. Der Bereich war großräumig abgesperrt, Schaulustige konnten keinen Blick aus der Nähe auf das Geschehen werfen. Die Rückholaktion wird unkompliziert vonstatten gehen.


Es genügt, den Schieber der Vorsperre zu öffnen, um die acht Tonnen Fisch in den See schwimmen zu lassen. Einige zehntausend Euro kostet den Fischereiverein der Transport der Fische, die Verpflegung der Helfer und der komplette Neubesatz an Futterfischen.

Geschäftsführer ist gespannt

"Das Warten hat nun ein Ende. Darüber bin ich sehr glücklich und gespannt", sagt Tobias Kniel. Nach vier Jahren als Geschäftsführer des Naherholungszweckverbands Breitenauer See wird er nun zum ersten Mal eine Badesaison erleben. Er freut sich aber vor allem für die vielen Besucher am See und die Urlauber im Campingpark. Corona und der Seeablass hätten diesen in den vergangenen Jahren das Badevergnügen verdorben. "Die aktuellen Buchungszahlen versprechen bereits eine tolle Saison im Campingpark", blickt Kniel voraus.


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Neustart nach Pandemie und Ablass des Breitenauer Sees


Es fehlten die Einnahmen

Finanziell waren die drei Jahre für den Zweckverband bitter. Es fehlten die Einnahmen aus dem Eintritt von Badegästen und sonstigen Besuchern sowie die Gebühren von Bootsverleih und Liegeplätzen. Durch Lockdown und fehlende Bademöglichkeit floss zeitweise gar kein oder deutlich weniger Geld von den Campern. Die finalen Zahlen liegen noch nicht vor. "Die Nerven waren angespannt, da viele Menschen ihrem Unmut freien Lauf ließen und unsachliche Kritik äußerten", merkt Kniel an.

Hoffnung auf Akzeptanz

Der Zweckverband nutzte die Zeit, sich mit der Lenkung der Besucherströme zu befassen. Chaotische (Verkehrs-)Zustände an heißen Wochenenden wie in der Vergangenheit soll Einhalt geboten werden. Kniel erhofft sich eine hohe Akzeptanz und eine reibungslose Einführung des neuen Online-Eintritts-und Park-Tickets. Das beinhaltet auch die Fahrten mit dem Öffentlichen Personennahverkehr.


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Nonnenbach umgeleitet

Mitte Dezember 2022 informierte der Wasserverband Sulm den Naherholungszweckverband (NZV) Breitenauer See, wegen fehlender Niederschläge sei die Badesaison 2023 in Gefahr. Der NZV traf eine Vereinbarung mit dem Besitzer von Ungers Mühle über die befristete Umleitung des Nonnenbachs in den Breitenauer See, der diesen mit zehn Liter pro Sekunde speiste.

 
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