Käsritt-Festumzug begeistert Alt und Jung – so bunt war Leingartens Fest
Der Leingartener Käsritt feiert nach acht Jahren Pause sein Comeback. Highlight ist der Festumzug mit 37 Gruppen, viel Musik, bunten Wagen und einem spektakulären Affenzoo-Moment.

Es ist ein Bild, das viele Leingartener Herzen höherschlagen lässt: Punkt 13 Uhr am Sonntag setzt sich der Käsritt-Festumzug in Bewegung. Hunderte Zuschauer sichern sich bereits lange vor Beginn Plätze an den Straßenrändern, um einen guten Blick auf das Geschehen zu erhaschen.
Die Vorfreude, die Aufregung ist deutlich spürbar. Kein Wunder – das Heimatfest musste wegen Corona und Bauarbeiten auf dem Festplatz ganze acht Jahre pausieren. Die Begeisterung ist entsprechend groß.
Käsritt Leingarten 2025: So verlief das Heimatfest
Angeführt von der Musikvereinigung Leingarten zieht der Festzug unter dem Motto „55 Jahre Leingarten“, geplant und organisiert von Hajo Baumgärtner, durch die Straßen. Insgesamt 37 Gruppen, darunter 17 Festwagen, präsentieren sich.
Vereine, Gruppierungen und Parteien der Stadt stellen jeweils ein geschichtliches Ereignis aus der Stadthistorie dar. Mit dabei: der Zusammenschluss von Großgartach und Schluchtern oder der Bau der Heuchelberger Warte.
So mancher Leingartener entdeckt dabei seine Stadt noch einmal neu – und kommt ins Staunen: Olympiateilnehmer aus Leingarten? Oder ein Ausbruch aus dem Affenzoo? Ja, tatsächlich – 1984, dargestellt von der evangelischen Jugend Leingarten und wohl das Highlight des Festumzugs.
Auf ihrem Festwagen ein Käfig, darin als Affen verkleidete Darsteller. Alle 20 Meter öffnet sich der Käfig unter lautem Gebrüll. Kurzzeitig ist nichts mehr sicher vor den „Affen“: Mützen, Brillen und sogar das Diensttelefon des Stimme-Redakteurs landen in ihren Händen. Jeder Wagen, jede Fuß- und Musikgruppe wird mit Applaus bedacht.
Festumzug beim Käsritt in Leingarten: „Einer der besten, die ich je gesehen habe“
Als der Festzug gegen 14.30 Uhr endet, drehen alle noch eine Ehrenrunde über den Festplatz. „Ohne Selbstlob“, sagt Bürgermeister Ralf Steinbrenner, „es war einer der besten Festumzüge, die ich je gesehen habe.“ Ähnlich sieht es die 94-jährige Irmgard Schübel, geborene Kuttruff, die tatsächlich beim allerersten Käsritt-Festumzug 1950 als Sonnenkönigin auf dem Wagen saß: „Ein toller Umzug mit sehr aufwendig gestalteten Wagen“, lobt sie. „Früher war alles etwas einfacher, aber herzlich“, fügt sie hinzu.
Gerade die vielen Sicherheitsauflagen machen solche Veranstaltungen für die Organisatoren heute zunehmend anspruchsvoller. So laufen beim diesjährigen Festumzug – einem Fest mit Reitergeschichte – lediglich zwei Pferde mit, das Reiterrennen entfällt seit 2017 komplett.
Eine doch nachvollziehbare Entscheidung: Als Bürgermeister Steinbrenner auf dem Festplatz Gäste, Darsteller und die traditionell gekleideten Käsreiter begrüßt und diese zum Käseholen in Richtung Hipfelhof verabschiedet, wird deutlich, wie sensibel manche Tiere reagieren. Beim Applaus bricht ein Pferd aus der Formation aus und galoppiert panisch davon.
Die Reiterin kann es nur mit Mühe beruhigen. Kurz darauf ein ähnliches Bild bei einem weiteren Tier. Den eigentlichen Ritt um 14.50 Uhr meistern die beiden Pferde dann aber problemlos und bringen die Laibe rund eineinhalb Stunden später sicher auf den Festplatz zurück. Dort schneidet Steinbrenner den Käse feierlich an.
Vier Tage Käsritt: Programmpunkte wurden gut angenommen
Zum stimmungsvollen Ausklang des Abends spielt die Musikvereinigung Leingarten mit dem Musikverein Stein im Festzelt. „Ich bin begeistert“, sagt Steinbrenner abschließend. Alle Programmpunkte seien mit großer Freude angenommen worden – und selbst das Wetter habe mitgespielt. „Der Herrgott muss ein Leingartener sein – er hat unseren Käsritt vom Regen verschont.“
Die Käsritt-Festtage begannen bereits am Freitag mit einem Fassanstich und der Partyband „Sicherheitshalbe“. Am Samstag sorgte die Rock-Coverband „24/7“ für Stimmung. An beiden Abenden war das Zelt bis auf den letzten Platz gefüllt.
Spontan erschienene Besucher ohne Ticket mussten sogar abgewiesen werden, wie es aus der Stadtverwaltung heißt. Den Abschluss bildet am Montagabend der Zapfenstreich mit Reiterquadrille bei bengalischer Beleuchtung.