Die Josef-Wund-Stiftung mit Sitz in Stuttgart geht auf den verstorbenen Unternehmer und Bäderkönig Josef Wund zurück. Zur Stiftung gehört auch die Thermengruppe Josef Wund mit der Badewelt Sinsheim. Die erste „Wundine on wheels“ ging 2022 in Betrieb. Eben diese steht nun in Eberstadt. Inzwischen sind vier mobile Becken im Einsatz mit dem Ziel, Kinder ans Wasser zu gewöhnen und ihnen erste Schwimmbewegungen zu vermitteln. Pro Woche können bis zu 180 Kinder kostenloses Training bekommen. Pro Kind sind zehn Termine à 90 Minuten vorgesehen. „Das ist eine Riesenchance für uns“, findet Bürgermeister Dillig. Auch Lehrerinnen, Erzieherinnen und Eltern würden die Wundine trotz des organisatorischen Aufwands als Chance sehen.
„Wundine on wheels“ in Eberstadt: Schwimmen lernen im mobilen Hallenbad
Besonderheit im östlichen Landkreis Heilbronn: Eines von vier mobilen Schwimmbädern der Josef-Wund-Stiftung macht bis Dezember in Eberstadt Station. Auf sechs mal zwei Metern können Kinder erste Schwimmerfahrungen sammeln.
Wenn das mal nichts Besonderes ist! Seit ein paar Tagen steht ein großer, blauer Lkw-Auflieger neben der Eberstädter Eberfirsthalle. Aber nicht irgendeiner. Es ist eines von vier Schwimmmobilen der Josef-Wund-Stiftung und macht bis 12. Dezember Station in der Gemeinde. In der „Wundine on wheels“ sollen Kindergartenkinder und Grundschüler aus Eberstadt und umliegenden Orten erste Schwimmerfahrungen sammeln. Eberstadt ist landkreisweit nach Jagsthausen die zweite Kommune, die von einem Mini-Hallenbad auf sechs Rädern angesteuert wird.
„Wundine on wheels“: Das sind die Aufgaben der Gemeinde Eberstadt
„Ich bin gespannt, wie es anläuft.“ Bürgermeister Patrick Dillig ist auch ein bisschen stolz, dass es geklappt hat und eine Wundine drei Monate lang in Eberstadt abgestellt ist. Das Ganze hatte einen langen Vorlauf. „Die Planungen laufen seit Anfang/Mitte 2024.“ Wo kann das Schwimmmobil stehen? Wer beprobt zweimal am Tag das Wasser? In Eberstadt sind Bauhof- und Bauamtsmitarbeiter dafür zuständig und eingewiesen worden. Die Gemeinde hat das zwei Meter breite und sechs Meter lange Becken auch befüllt und ist für die Reinigung der Wundine zuständig.

Die Verwaltung hat den Bedarf bei der Grundschule und bei den beiden Kindergärten sowie in den Nachbarkommunen abgefragt. „Mit der Resonanz sind wir zufrieden.“ Ganz ausgebucht ist die Wundine noch nicht.
Der umgebaute Lkw-Auflieger ist nicht nur mit einem 1,10 Meter tiefen Becken und mit 31 Grad warmem Wasser ausgestattet, sondern auch mit Umkleiden, Toiletten, Duschen und Föhnen. Eine Schwimmeinheit dauert 90 Minuten in Kleingruppen mit bis zu sechs Kindern.
DLRG-Studie: Viele Kinder können nicht schwimmen
Seit Jahren ist es ein großes Thema: „Die Nichtschwimmfähigkeit von Kindern ist erschreckend“, sagt Dillig. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) schreibt auf ihrer Homepage über eine repräsentative Umfrage, die sie 2022 in Auftrag gab: „Die Zahl der Grundschulkinder in Deutschland, die nicht schwimmen können, hat sich verdoppelt.“ Nach Angaben ihrer Eltern konnten 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen. 2017 waren es nur zehn Prozent gewesen.
Eigentlich sollen Grundschüler in Baden-Württemberg Schwimmunterricht bekommen. Das ist sogar im Bildungsplan verankert Doch oft ist der organisatorische Aufwand hoch, es fehlt an Bädern, und wenn es sie gibt, sind sie oft voll belegt. „In unserem Umfeld sind die Möglichkeiten mehr als rar“, bedauert Dillig. Immerhin: Die älteren Eberstädter Grundschüler haben seit dem vergangenen Schuljahr Schwimmunterricht im Neckarsulmer Hallenbad.
Als Ergänzung dazu, vor allem für die Jüngeren, nun das Bonsai-Bad auf Zeit neben der Halle. Freilich: Ein Seepferdchen-Abzeichen kann auf sechs Metern Länge niemand ablegen. Doch darum geht es auch nicht. Sinn und Zweck des Lehrschwimmbeckens ist es, Kinder zwischen vier und neun Jahren ans Wasser zu gewöhnen, ihnen erste Kenntnisse und Sicherheit im Wasser zu vermitteln und sie ans Schwimmen heranzuführen.

Auch Kinder aus umliegenden Orten können im mobilen Hallenbad in Eberstadt üben
In Kooperation mit der Josef-Wund-Stiftung sind Schwimmtrainer der Deutschen Kindersportakademie (DKSA) im Einsatz. Diese betreuen auch die derzeit laufenden Kurse auf privater Basis, die noch bis diesen Freitag gehen. Die kostenlosen Kindergarten- und Schulkurse beginnen am 22. September und enden am 12. Dezember. Neben Eberstädter Grundschülern kommen laut Bürgermeister Dillig Jungen und Mädchen aus Weinsberg, Erlenbach, Ellhofen und Lehrensteinsfeld, auswärtige Kitakinder sind aus Erlenbach und Gellmersbach angemeldet.
Auf das mobile Becken kam der Eberstädter Rathauschef, weil er die umfangreichen Vorarbeiten noch aus seiner Zeit als Jagsthausener Kämmerer kannte. Dort machte eine Wundine – vier touren aktuell durch die Lande – Anfang dieses Jahres Station.