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Schwimmen lernen im rollenden Pool: Stiftung bietet Kurse im Lkw-Hänger an

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Im Lkw-Anhänger schwimmen lernen – die Josef-Wund-Stiftung macht dies möglich. Für gut eine Viertel Million Euro hat sie einen Auflieger umgebaut. Der rollende Pool begeistert nicht nur Eltern und Kinder, er ist auch sicherer als ein übliches Hallenbad.

Kostenlose Kurse, Förderprojekte: Die Josef-Wund-Stiftung finanziert sich über die Gewinne mehrerer Thermen. Auch in Heilbronn profitieren bald Kinder davon.
Kostenlose Kurse, Förderprojekte: Die Josef-Wund-Stiftung finanziert sich über die Gewinne mehrerer Thermen. Auch in Heilbronn profitieren bald Kinder davon.  Foto: Simon Gajer

Schwimmnudeln am Beckenrand, Bälle und Gießkannen zum Plantschen und Rumspritzen: Am Beckenrand liegen übliche Utensilien, um Mädchen und Jungen ans Wasser zu gewöhnen und ihnen das Schwimmen beizubringen. Das Besondere an diesem Pool ist weniger die Größe, gerade einmal sechs mal zwei Meter groß und etwas über einen Meter tief ist er. Das Außergewöhnliche ist das Drumherum: Für gut eine Viertel Million Euro hat die Josef-Wund-Stiftung einen Auflieger zum transportablen, überdachten Pool umgebaut - mit Duschen, Toilette und einem Umkleide-Bereich. Die Nachfrage nach dem ersten Schwimmmobil in dieser Art ist groß, bundesweit wollen Städte und Gemeinden es haben.

Kommunen denken sogar darüber nach, ebenfalls einen Laster umzubauen. Die Stiftung kann das Angebot ausweiten: Das Land Baden-Württemberg bezahlt ihr zwei weitere Auflieger, einen will sie selbst finanzieren. Das Geld dafür kommt übrigens auch von den Besuchern der Badewelt Sinsheim - über die Wund-Holding gehören der Wund-Stiftung mehrere Thermen. Mit einem Teil der Gewinne aus diesen Bädern werden Investitionen in diese Anlagen finanziert, den anderen nutzt die Stiftung für ihre Zwecke. Davon profitieren kommendes Schuljahr auch Grundschüler in Heilbronn.

Schwimmen im Auflieger: Der spezielle Lkw-Hänger macht in Marbach Station

Schwimmkurs im Auflieger: Schwimmmobil „Wundine on Wheels“ der Josef-Wund-Stiftung will möglichst vielen Kindern ermöglichen, schwimmen zu lernen.  Foto: Simon Gajer
Schwimmkurs im Auflieger: Schwimmmobil „Wundine on Wheels“ der Josef-Wund-Stiftung will möglichst vielen Kindern ermöglichen, schwimmen zu lernen. Foto: Simon Gajer

Die sechs Jahre alte Rebecca sieht etwas müde aus, aber sie strahlt, als sie nach eineinhalb Stunden Schwimmkurs die Stufen des Aufliegers runterläuft, die Mama entdeckt und zu ihr geht. "Es macht Spaß", sagt sie. Der Hänger steht gerade in Marbach, gleich neben dem Hallenbad, das geschlossen ist. "Ich kann schon schwimmen", sagt das Mädchen ganz stolz. Der Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, ist es wichtig, dass ihre Tochter sicher im Wasser ist. Sie selbst kann nicht gut schwimmen, hat in tiefem Wasser Angst. "Wenn ich keinen Boden mehr unter den Füßen habe, ist es aus." Sie findet: "Schwimmen ist wichtig." Zwei Wochen dauert der Intensivkurs mit Schwimmlehrern aus der näheren Umgebung. In den Sommerferien sind erst einmal Mädchen und Jungen im Kindergartenalter an der Reihe. Nach den Sommerferien geht es mit Grundschülern weiter, die nicht schwimmen können. Die Kosten der Schwimmlehrer übernimmt die Wund-Stiftung. Für Strom, Wasser und die erforderlichen Wasser-Proben kommt die Stadt Marbach auf.


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Wer genau auf die Idee der rollenden Pools gekommen ist, weiß beim Gespräch in Marbach niemand mehr so genau. Wund-Stiftung und Deutsche Kindersportakademie (DKSA) arbeiteten zusammen, erzählt Stephanie Spohner von der DKSA. Und man überlegte sich, wie darauf reagiert werden kann, dass immer mehr Hallenbäder bundesweit schließen. "Mobile Becken gibt es schon", erzählt Stephanie Spohner. Diese sagten den Verantwortlichen nicht zu, denn schließlich sind sie nicht allwettertauglich. Irgendwann war klar: Ein Auflieger wird's. Der aber bringt so ganz eigene Tücken mit sich, berichten die DKSA-Mitarbeiterin und Andreas Schaffer, Mitarbeiter der Wund-Stiftung. Üblicherweise steht der Auflieger sechs Wochen an einer Stelle. Hänger plus Wasser, da kommt einiges an Gewicht zusammen, weshalb Wiesen als Standort nicht infrage kommen. Wasseranschlüsse müssen geklärt, Stromkabel verlegt werden. Für die Idee interessieren sich nun viele. "Wir haben den Impuls gegeben", freut sich Andreas Schaffer.

Die Kurse im Auflieger unterscheiden sich nicht zu denen im Hallenbad

Hallenbad oder Auflieger: Die Inhalte der Schwimmkurse seien dieselben, sagt Stephanie Spohner.
Hallenbad oder Auflieger: Die Inhalte der Schwimmkurse seien dieselben, sagt Stephanie Spohner.  Foto: Gajer, Simon

Hallenbad oder Auflieger: Die Inhalte der Schwimmkurse seien dieselben, sagt Stephanie Spohner. Der Hänger hat ihrer Ansicht nach aber Vorteile: Kinder seien in einem geschützten Raum, man habe sie besser im Blick als in einem Hallenbad zu öffentlichen Badezeiten. Außerdem seien Mädchen und Jungen fokussierter, sie würden eben nicht abgelenkt wie in einer öffentlichen Einrichtung. Auch die Größe komme ihnen entgegen. Sie seien nicht so weit vom Rand entfernt wie in einem herkömmlichen Bad. Das Gefühl: "Es ist wie eine große Badewanne."

Die Wund-Stiftung hat mehrere Leuchtturm-Projekte, sagt Günter Geyer, Prokurist und Projektmanager der Wund-Stiftung. Dazu gehört neben der Schwimmakademie, zu der der Auflieger gehört, das Stipendienprogramm "Talent im Land". Mit der Baden-Württemberg-Stiftung würden Schüler auf dem Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife unterstützt. Alles bezahlt über die Besuche in den Thermen. "Die Badegäste finanzieren gemeinnützige Projekte mit", sagt Günter Geyer.

Das sind weitere Projekte der Josef-Wund-Stiftung

Die Stiftung finanziert ein besonderes Angebot der Schwimmakademie, bei dem Lehrer an Schulen im Schwimmunterricht von einer zweiten Person unterstützt werden (Tandem-Teaching). So können Nichtschwimmer gezielter gefördert werden. Kommendes Schuljahr startet dieses Projekt in der Stadt Heilbronn, kündigt Stephanie Spohner an.

Bei Eltern kommt der rollende Pool gut an, auch wenn Familien wie in Marbach zunächst staunen, wenn ihnen das Projekt angeboten wird. Schwimmkurs im Hänger? Eine Mutter, die ihren Namen nicht öffentlich lesen will, gibt zu, dass sie sich darunter nichts vorstellen konnte. Jetzt ist klar: "Die Idee ist einfach toll", sagt sie. "So etwas könnte es öfter geben."


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