Die Herzogskelter wurde 1570 von Herzog Ludwig von Württemberg erbaut. Später nutzte die Weingärtnergenossenschaft Cleebronn-Güglingen das Gebäude. Nach deren Auszug in den 1970er-Jahren wurde die Kelter – unterstützt durch Landesmittel – zum Hotel umgebaut. Viel vom historischen Charme blieb erhalten, besonders in den Hotelzimmern. Von 1978 bis 1982 wurde das Ensemble für 4,9 Millionen Mark saniert. Eigentümer ist die Stadt Güglingen, die Hotel- und Restaurantfläche verpachtet.
Hotel Herzogskelter in Güglingen wieder geöffnet – Restaurant in letzten Zügen
Nach einem Monat Leerstand haben Florian Wieland und Mario Lang das Hotel der Herzogskelter in Güglingen übernommen. Nun startet der neue Betrieb. Für die Zukunft ist vieles geplant.

Ein bisschen Stress gehört wohl dazu, wenn man ein Hotel eröffnet. Doch bei Florian Wieland überwiegt die Begeisterung: „Wir sind angespannt – aber positiv“, sagt der Gastronom. Seit dem 1. September haben er und Mario Lang dasHotel der Herzogskelter in Güglingen nach einem Monat Leerstand als neue Pächter wieder eröffnet.
Mit sichtlicher Freude führt Wieland durch die historischen Räumlichkeiten – zu jedem Detail weiß er etwas zu erzählen. Noch ist nicht alles fertig, betont er: „Wir machen einen Softstart.“ Viele Ideen sind bereits umgesetzt, anderes ist noch in Planung. Für Wieland ist es die fünfte Hoteleröffnung, die zweite unter eigener Leitung.
Neue Pächter: Florian Wieland und Mario Lang übernehmen Herzogskelter in Güglingen
Zuvor führten Wieland und Lang knapp ein Jahr lang gemeinsam das Gasthaus Lamm in Neuenstadt. Der Schritt ins Zabergäu ist für sie vor allem mit Vorfreude verbunden. „Wir fühlen uns hier sehr wohl in Güglingen“, sagt Florian Wieland. „Wir wurden von Stadt und Bürgern herzlich aufgenommen. Das Interesse an dem, was hier geschieht, ist riesig.“ Kein Wunder – die Herzogskelter ist eine Institution im Zabergäu.

„Wir haben schon jetzt eine Handvoll Übernachtungsgäste“, sagt Wieland stolz. Große Konzerne rund um Güglingen bringen viele Geschäftsreisende ins Hotel. Aber auch Kultur- und Freizeitreisende möchte Wieland ansprechen. 32 Zimmer in drei Preiskategorien bietet er an: Einzelzimmer, Doppelzimmer und die Kategorie „Doppelzimmer Superior“. Alle Räume sind im urigen Kelterstil gehalten. Anders unter Wieland: neue Bettbezüge, neue Handtücher. Perfektionistisch richtet er die Bettdecke, bevor die Presse ein Foto macht. Für das ungeübte Auge ist kaum ein Unterschied zu erkennen.
Frische Ideen im Traditionshaus: Hotel in der Herzogskelter in Güglingen öffnet wieder
Besonders stolz ist Wieland auf den Frühstücksraum, den er nach seinem eigenen Stil umgestaltet hat: „Hier eine kleine antike Spielerei, dort ein besonderes Möbelstück“, erklärt er. Der Gast soll sich wie im eigenen Wohnzimmer fühlen. Auf echtes Feedback kann er bislang jedoch noch nicht bauen – die ersten Gäste seien viel unterwegs, Zeit für Gespräche blieb kaum.
Während der Hotelbetrieb bereits läuft, herrscht im Restaurantbereich noch Baustellenatmosphäre: Auf den Tischen stapeln sich Kisten mit Dekoration, an der Wand lehnen Sektflaschenständer, und auch ein Rehgeweih hat seinen endgültigen Platz noch nicht gefunden. „In etwa 14 Tagen eröffnen wir das Restaurant“, meint Wieland, ohne ein festes Datum zu nennen.
Einige Gerichte stehen jedoch bereits fest. „In einem schwäbischen Restaurant darf der Zwiebelrostbraten mit hausgemachten Spätzle und brauner Soße natürlich nicht fehlen“, sagt er. Aber auch internationale Gerichte hat der Gastronom im Blick. „Wie wäre es mit Kimchi aus der koreanischen Küche, kombiniert mit einer Forelle aus Leingarten?“ Großes Ziel des Küchenchefs sind die drei Löwen des Gemeinschaftsmarketings „Schmeck den Süden“. Voraussetzung dafür: 90 Prozent der Zutaten müssen aus regionaler Erzeugung stammen. Für Wieland kein Problem: „Die Region hat viel zu bieten, das soll sich auf unseren Tellern widerspiegeln.“

Herzogskelter in Güglingen: Guter Draht zwischen Pächter und Bürgermeister
20 Mitarbeitende beschäftigen Florian Wieland und Serviceleiter Mario Lang in der Herzogskelter. Einige von ihnen gehörten bereits zum Team der vorherigen Pächterin, die Ende 2024 angekündigt hatte, ihren Vertrag nicht zu verlängern. Grund dafür waren Unstimmigkeiten mit der Stadtverwaltung – ähnliche Probleme hatten auch frühere Pächter. Führt das nicht zu Unruhe? „Was bei meinen Vorgängern war, kann ich nicht beurteilen“, sagt Wieland mit einem Schulterzucken. „Ich habe mit Bürgermeister Michael Tauch einen hervorragenden Ansprechpartner.“ Beide würden dieselbe Vision für die Herzogskelter teilen.
Die Stadt zeigt sich kooperativ: Neuanstrich, neuer Teppichboden und die Modernisierung der Bar im Foyer des großen Keltersaals werden unterstützt. Diesen Saal darf Wieland nutzen, sofern keine städtische Veranstaltung stattfindet. Auch Hochzeiten möchte er künftig dort ausrichten. Bei Bedarf übernimmt sein Team zudem die Bewirtung städtischer Events. Die Zusammenarbeit soll künftig reibungslos laufen. „Wir planen hier etwas sehr Langfristiges“, betont er.

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