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Neuanfang in Güglingen: Zukunft der Herzogskelter bleibt ungewiss

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Nach zehn Jahren lassen die Pächter Diana und Markus Hoffmann den Vertrag zum Jahresende auslaufen. Wie es weitergeht, ist noch ungewiss. Die Gastronomie schließt schon Ende März.


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Die Ruhe der Feiertage ist vorbei, und in der Herzogskelter wird der Betrieb wieder hochgefahren. Am Tag nach Dreikönig ist Diana Hoffmann an der Rezeption im Einsatz, während die Mitarbeitenden die Tische im Restaurant vorbereiten. Schon am Abend werden die ersten Hotelgäste des neuen Jahres erwartet – es wird ein Jahr voller Veränderungen für die Herzogskelter.

Denn nach zehn Jahren endet die Pachtzeit des Ehepaars Diana und Markus Hoffmann. Sie fungiert als Managerin und Buchhalterin, er als Küchenchef, der jedoch nur sporadisch tätig ist, wenn er nicht als Berufsschullehrer arbeitet. Zum Jahresende läuft der Pachtvertrag mit der Stadt aus.

Das Hotel und das Restaurant schließen schon früher: die Küche Ende März, das Hotel zum 1. August. Bis dahin bleibt das Übernachtungsangebot mit Frühstück und der abendliche Restaurantbetrieb bestehen.

Die Herzogskelter mit Restaurant und Hotelbetrieb im Zentrum von Güglingen.
Die Herzogskelter mit Restaurant und Hotelbetrieb im Zentrum von Güglingen.  Foto: privat

Restaurant Herzogskelter in Güglingen schließt: „Wir sind in Gesprächen“, sagt Bürgermeister Heckmann

Noch steht kein Nachfolger für das traditionsreiche Haus mit seinen 50 Hotelzimmern, Restaurant und Veranstaltungssaal fest. Obwohl Diana Hoffmann der Stadt bereits im November 2023 mitgeteilt hat, dass sie den Pachtvertrag nicht verlängern wird: „Wir wollten frühzeitig Bescheid geben, damit das Personal untergebracht werden kann.“ Doch die Stadt sei nicht aktiv geworden, die Herzogskelter nicht öffentlich ausgeschrieben worden.

„Wir sind an der Vermarktung der Herzogskelter dran und werden rechtzeitig eine Lösung präsentieren“, sagt Bürgermeister Ulrich Heckmann. Derzeit führe er Gespräche mit professionellen Gastronomen. „Wir wollen den richtigen Partner finden.“ Die Herzogskelter sei eine „attraktive Einrichtung“ mit einem guten Konzept, dessen Fokus zukünftig mehr auf dem Hotelbetrieb liegen könnte.

Nachfolger der Herzogskelter muss bei Null anfangen

Von den insgesamt 20 Mitarbeitenden der Herzogskelter haben sich die meisten inzwischen anderweitig orientiert, und es wird Hotel-Inventar verkauft, etwa bei einem Flohmarkt im Rahmen des Palmmarkts. Der Nachfolger für die Herzogskelter wird „bei null anfangen müssen“, so Hoffmann. Das tut ihr leid, obwohl sie das eigentlich nicht kümmern müsste. „Für das Haus wäre ein nahtloser Übergang gut gewesen. Auch die Zimmer werden benötigt.“

Besonders aufgrund der ansässigen Unternehmen, deren Tagungsgäste, aber auch wegen Hochzeiten und Geburtstagsfeiern laufe das Hotel „sehr gut“, sagt Hoffmann. Unter der Woche liege die Auslastung bei 80 Prozent, an Wochenenden sei noch mehr möglich.

Diana Hoffmann hört nach zehn Jahren als Pächterin für Hotel und Gastro der Herzogskelter auf. Noch ist unklar, wer die Nachfolge antritt.
Foto: Ralf Seidel
Diana Hoffmann hört nach zehn Jahren als Pächterin für Hotel und Gastro der Herzogskelter auf. Noch ist unklar, wer die Nachfolge antritt. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Pächterin der Herzogskelter in Güglingen spricht von „schwieriger Zusammenarbeit“ mit Stadtverwaltung

Viele Buchungsanfragen für dieses Jahr konnte die Hotelfachfrau jedoch wegen der ungewissen Zukunft nicht bestätigen. Diana Hoffmann gibt an, dass die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung im Laufe der Jahre zunehmend schwieriger geworden sei. Das sei ein wesentlicher Grund, warum sie aufhören wolle. Die Pächter seien bei Entscheidungen oft nicht einbezogen und wenig oder gar nicht informiert worden. „Es war oft ein Kampf wegen Kleinigkeiten.“ Aus Sicht von Ulrich Heckmann sei die Zusammenarbeit „im Wesentlichen reibungslos“ verlaufen, trotz unterschiedlicher Sichtweisen.

Vom anfänglichen Optimismus im Oktober 2015, als das Gemminger Pächterpaar die Herzogskelter mit damals 45 Mitarbeitenden übernahm, ist nicht viel übrig geblieben. Auch wenn die ersten Monate vor allem durch Modernisierungsarbeiten im Restaurant- und Küchenbereich geprägt waren.

Mit der Corona-Pandemie kommen die Probleme

Die Corona-Pandemie wirkte dann aber wie ein Brandbeschleuniger. „2020 wäre ein top Jahr geworden. Das Reservierungsbuch war voll“, sagt Hoffmann. Doch dann kamen die Schließungen, Sicherheitskonzepte und Einschränkungen, und Diana Hoffmann unternahm einiges, um das Hotel durch die Krise zu führen. Die Verunsicherung aufgrund der vielen Krisen ist geblieben.

Es gibt weniger Restaurantbesucher, die Stimmung unter den Mitarbeitenden ist gedrückt, und generell herrscht Unzufriedenheit im Hotel- und Gastronomiebereich. Betriebskosten sind gestiegen, und die Rückkehr zum ursprünglichen Mehrwertsteuersatz wirkt sich negativ aus. Wer den Betrieb der Herzogskelter künftig übernehmen wird, muss vor allem eines mitbringen, sagt Diana Hoffmann: viel Freude am Beruf.

Geschichte der Herzogskelter

Gebaut wurde die Herzogskelter 1570 von Herzog Ludwig von Württemberg, später wurde sie von der Weingärtnergenossenschaft Cleebronn-Güglingen genutzt. Nachdem die WG in den 1970ern ausgezogen war, wurde die Kelter – unterstützt von Landesfördermitteln – zum Hotel umgebaut. Von dem damaligen Charme ist viel erhalten, etwa in den Hotelzimmern. Von 1978 bis 1982 wurde das historische Ensemble für 4,9 Millionen Mark saniert. 

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