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Schwierige Zusammenarbeit bei Herzogskelter

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Die Pächter der Güglinger Herzogskelter hören auf, ein Grund sei die schwierige Zusammenarbeit mit der Stadt. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Das Verhältnis zwischen Pächtern und Stadt endete fast immer wegen Unstimmigkeiten. 

Die Güglinger Herzogskelter, eine heilige Kuh im Ort. Wie es mit der Pachtsituation in diesem Jahr weitergeht, ist noch offen.
Die Güglinger Herzogskelter, eine heilige Kuh im Ort. Wie es mit der Pachtsituation in diesem Jahr weitergeht, ist noch offen.  Foto: Seidel, Ralf

Die Zukunft der Güglinger Herzogskelter mit Hotel, Gastronomie und Veranstaltungsräumen ist derzeit ungewiss. Die Pächter Diana und Markus Hoffmann beenden nach zehn Jahren ihre Tätigkeit; Hotel und Gastronomie schließen bereits früher. Die Stadtverwaltung Güglingen bemüht sich aktuell in Gesprächen mit Interessenten um geeignete Nachfolger.

„Für das traditionsreiche Hotel-Restaurant wollen wir den passenden Partner finden“, erklärt Bürgermeister Ulrich Heckmann. Die Herzogskelter soll weiterhin ein Aushängeschild für Güglingen bleiben. Allerdings hatte die Stadt die Herzogskelter nicht rechtzeitig für eine mögliche Nachfolge ausgeschrieben.

Ein Grund, warum das Ehepaar Hoffmann den Pachtvertrag nicht verlängert, sei das schwierige Verhältnis zur Verwaltung, wie Diana Hoffmann angibt. Sie und ihr Mann seien nicht immer über alle wichtigen Entscheidungen informiert oder einbezogen worden. Trotz der unterschiedlichen Ansichten habe die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren „im Wesentlichen“ funktioniert, entgegnet Bürgermeister Heckmann.

Ein Blick in die Geschichte der Herzogskelter zeigt: Das Verhältnis zwischen der Stadt und den Pächtern war stets von Schwierigkeiten geprägt – und endete fast immer mit Unstimmigkeiten.

Alle Jahre ein Wechsel 

1981 eröffnete der renommierte Gastronom Peter Klein mit einem zehnköpfigen Team das Restaurant der gehobenen Klasse im historischen Saalbau. 80 Sitzplätze standen zur Verfügung, auf der Speisekarte standen unter anderem Barbarie-Entenbrust und Mousse au chocolat. Doch das Verhältnis zwischen dem Gastronom und der Stadtverwaltung verschlechterte sich im Laufe der Jahre. Beide Seiten entschieden sich, den Vertrag nach zehn Jahren nicht zu verlängern.

Es wurde nach Nachfolgern gesucht. Aus 42 Interessenten wurde das Ehepaar Bernard und Christa Counil ausgewählt, das zuvor das Hotel-Restaurant Schützenhof in Nördlingen geführt hatte. Ab April 1991 übernahmen sie den Betrieb.

Doch auch das Verhältnis zwischen den Counils und der Stadtverwaltung geriet im Laufe der Zeit ins Wanken. Der Gemeinderat kritisierte beispielsweise die Speisekarte der Elsässer und favorisierte eine gutbürgerliche Küche für Güglingen statt der gehobenen Gastronomie - was die Pächter ablehnten. Der damalige Bürgermeister Klaus Dieterich bemängelte das mangelnde Engagement, die zähen Vertragsverhandlungen und finanzielle Entscheidungen. Die Counils wiederum klagten, dass keine Firmen mehr in die Herzogskelter kämen. Es war von „Kommunikationsstörungen“ die Rede, und so kam es zu einem vorzeitigen Pächterwechsel.

Ab 1996 übernahmen Volquardt und Cornelia Brand aus Thüringen den Betrieb. Mit ihnen hielt auch die bodenständige Küche Einzug in die Herzogskelter. Über Unstimmigkeiten mit der Verwaltung ist nichts bekannt. Im September 2015 schließlich übernahm das junge Gemminger Unternehmerpaar Diana und Markus Hoffmann die Herzogskelter.

Teurer Zuschussbetrieb

Die Herzogskelter blickt auf eine lange Geschichte zurück. Erbaut wurde sie 1570 als eine der größten Keltern Württembergs vom damals 16-jährigen Herzog Ludwig von Württemberg. Später wurde sie von der Weingärtnergenossenschaft Cleebronn-Güglingen genutzt.

Nachdem die Genossenschaft in den 1970er Jahren ausgezogen war, wurde die Kelter mit Unterstützung von Landesfördermitteln zum Hotel umgebaut. Zwischen 1978 und 1982 wurde das historische Ensemble für 4,9 Millionen Mark saniert, davon stammten 3,27 Millionen Mark aus Zuschüssen. 1989 wurde das Hotel auf insgesamt 60 Zimmer erweitert, wurde berichtet.

Die denkmalgeschützte Herzogskelter ist seit jeher ein Zuschussbetrieb und wird seit 1995 als Eigenbetrieb geführt. Anfang der 1990er Jahre wurden die jährlichen Kosten für den Betrieb auf eine Million Mark geschätzt. Im Haushaltsjahr 2023 fehlten 646.000 Euro. Zwar gab es bereits 1994 Überlegungen, das historische Ensemble zu verkaufen, doch für die Güglinger ist die Herzogskelter eine heilige Kuh.

Von 2010 bis 2012 wurden die Zimmer im ersten Obergeschoss saniert. 2015 wurden Kellerräume und die Küche modernisiert, und auch zwei Musterzimmer im zweiten Obergeschoss sollten renoviert werden.

Als Kultur- und Veranstaltungsstätte wird der große Bürgersaal der Herzogskelter seit 1981 von der Stadt Güglingen genutzt. Der Saal bietet Platz für bis zu 500 Personen und ist Schauplatz für ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm.

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