Eine Besonderheit bei den Heilbronner Stadtwerken ist die Beteiligung an der Salzwerke AG von knapp 50 Prozent. Gewinne daraus kompensieren Verluste aus den Bereichen ÖPNV und Bäder zusätzlich. „Das hat kein mir bekanntes Stadtwerk in Baden-Württemberg“, so Geschäftsführer Erik Mai. Ein weiterer Pluspunkt der SWHN ist die Planung bis 2041. Trotzdem reichen die positiven Aspekte nicht aus, um Verluste auszugleichen. Mobilitätswende mit elektrischen Fahrzeugen im ÖPNV, weniger Umsatz durchs Deutschlandticket, Energieversorgung mit Fernwärmeausbau und klimabedingte Gründe wie hoher Wasserverbrauch in Hitzeperioden treiben die Ausgaben hoch.
Heilbronner Stadtwerke kämpfen mit Verlusten: "Vieles auf einen Schlag“
Die Stadtwerke Heilbronn stehen vor hohen Ausgaben: Allein 120 Millionen Euro fließen in die Wasserversorgung, weitere Investitionen drücken zusätzlich. Zugleich spitzt sich die Haushaltslage der Stadt zu.
Die Stadtwerke Heilbronn (SWHN) müssen rechnen und spitzen den Rotstift. „Es kommt vieles auf einen Schlag“, sagt Geschäftsführer Erik Mai. Der ÖPNV schreibt immer mehr Verluste, Schwimmbäder sind sowieso ein Minusgeschäft. Die Gewinne der HNVG schrumpfen. Und die Investitionen sind mit anvisiertem Kombibad, der neuen Eissporthalle sowie dem Busbahnhof samt Elektrifizierung der Fahrzeuge gewaltig.
Größtes Pfund ist die Investition in die Wasserversorgung mit 120 Millionen Euro. Alle anderen größeren Maßnahmen lägen unter 100 Millionen Euro, so Mai. Was zu tun ist, wo gespart werden kann, das ist Thema in der Gemeinderatssitzung am kommenden Donnerstag. Eins ist jetzt schon klar. Teurer wird auf jeden Fall das Wasser. Um weitere Maßnahmen festzulegen, sei es zu früh. „Am Donnerstag ist sozusagen der Kick-Off, der Startschuss zum Thema.“
Seit vergangenem Jahr benötigt die Stadtwerke Heilbronn Mittel aus dem Haushalt zum Ausgleich
Eine Herausforderung ist es allemal“, sagt der Geschäftsführer. „Aber wir begegnen ihr ganz unaufgeregt.“ Die Problematik sei kein Heilbronn-spezifisches Thema, sondern landauf landab ähnlich. Als Mitglied des Landesvorstands des Verbands kommunaler Unternehmen hat er Einblick in die Situation zahlreicher Städte. Viele könnten die anstehenden Investitionen nicht mit eigenen Mitteln decken. Seit letztem Jahr benötigt die SWHN Mittel aus dem Haushalt, um den Verlust auszugleichen. Davor war es nicht nötig. Gleichzeitig wird die kommunale Haushaltslage immer angespannter.
Und das neue Bad, plus Eissporthalle und Campuserweiterung? „Ein Glücksfall“, sagt Mai, wenn es vorbehaltlich des Ausgangs des städtebaulichen Wettbewerbs Ende des Jahres denn alles auch so komme. In trockenen Tüchern sei noch nichts. Die Einrichtungen aber haben ihren Zenit überschritten. Das Freizeitbad Soleo etwa, 1971 gebaut, ist trotz guter Pflege am Ende seiner Nutzungsdauer, sagt der Geschäftsführer. Genau wie der Busbetriebshof. „Das hätte man auf jeden Fall anpacken müssen. Plus die Eishalle ab Mitte der 2030er Jahre.“

Der Verkauf von Grundstücken dient der Finanzierung von Kombibad und Eishalle in Heilbronn
Der Verkauf von Grundstücken des Areals Soleo und Eishalle dient dann zur Finanzierung von Kombibad und neuer Eishalle. In diesem Jahr liegen die Investitionen bei 6,5 Millionen Euro. Wenn alle Projekte umgesetzt wären, läge der Wert bei insgesamt 500 Millionen. Das bedeutet aufs Jahr heruntergerechnet 40 bis 60 Millionen. „Eine ganz andere Größenordnung“, so Mai. Aber: „Ohne Wasser geht es nicht. Und ganz ohne ÖPNV auch nicht.“ Deshalb sei es wichtig, dass der Gemeinderat aus dem Haushalt Geld bereitstelle.
„Wir werden der Drucksache zustimmen,“ sagt Rainer Hinderer, Fraktionsvorsitzender der SPD im Heilbronner Gemeinderat. Eine Konsolidierung sei der richtige Schritt. Das findet auch Thomas Randecker, sein Kollege von der CDU. „So arbeitet jeder Handwerksmeister“, sagt der Elektrotechnikermeister. „Es muss ein Weckruf an alle Fraktionen sein, dass wir uns nicht noch zusätzlich die Buslinie sonst wohin leisten können. Dass Ideen gegenfinanziert sein müssen.“ Ambitionierte Aufgaben für die Zukunft und angespannte Liquiditätssituation sind für die FDP die zwei Knackpunkte. „Strukturen anpassen, Einsparmöglichkeiten finden, Synergien herstellen“, das hält Nico Weinmann für wichtig, damit die „Solvenz nicht gefährdet ist“. Aber, Beispiel Kombibad: „Wir hätten auf der Zeitachse ein bisschen mehr Spielraum, aber an der Notwendigkeit eines Neubaus ändert sich nichts.“

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