„Hochprofessionell“: Minister besucht Cannabis Social Club in Bad Wimpfen
Gesundheitsminister Manfred Lucha hat „Royal Haze“ besucht, einem Cannabis Social Club in Bad Wimpfen. Wie er die Anlage für den Gras-Anbau einschätzt.
Trotz der Teillegalisierung von Cannabis im April 2024 sind die Auflagen für den Anbau hoch. Wie die Produktion funktionieren kann, ließ sich Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha auf seiner Sommertour beim Cannabis Social Club Royal Haze in Bad Wimpfen zeigen. Für die Öffentlichkeit gab es Einblicke beim anschließenden Tag der offenen Tür.
Manfred Lucha zu Besuch bei Royal Haze in Bad Wimpfen: Club erntet bald Cannabis
100 Cannabispflanzen stehen in der Klimakammer. „Es beginnt gerade die Blütephase“, erklärt Vereinsvorsitzender Max Klenk dem Besuch. Noch müssen sich die 23 Mitglieder im Alter von 22 bis 72 Jahren mit 25 weiteren auf der Warteliste gedulden.
Nach der Ernte von rund sechs Kilo im Oktober würden die Pflanzen über Kopf getrocknet und fermentiert. Mit der Abgabe an die Mitglieder sei Anfang November zu rechnen. Um die 100 Tage dauere ein Zyklus. Drei im Jahr seien möglich.
Kollektiver Anbau in limitierten Mengen für den persönlichen Bedarf: Rund 130.000 Euro, finanziert über Kredite, hat der Verein Royal Haze, der auch über einen Jugendschutz- und Suchtpräventionsbeauftragten verfügt, in die 130 Quadratmeter große Anlage im Allmend 6 investiert. Einen Gewinn darf er nicht erzielen. Es gilt das Prinzip der Selbstkostendeckung.
Minister Manfred Lucha begeistert von Besuch bei Cannabis Social Club in Bad Wimpfen
„Hochprofessionell und alles gesetzesgemäß, so wie es die strengen Auflagen vorgeben“, zeigt sich der Minister beeindruckt. Laut Verein geht es um die Förderung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Cannabis und einen sicheren Zugang der Mitglieder, die mindestens 21 Jahre alt sein müssen, zu hochwertigen und nachhaltig angebauten Cannabisprodukten.

Maximal 50 Gramm bekommt jedes Mitglied pro Monat. Nicht mehr als 25 Gramm auf einmal. „Mit Tabak gemischt, kommen 0,3 Gramm in einen Joint“, rechnet Klenk vor. Gemeinsam konsumiert werden darf auf dem Gelände aber nicht.
Gesundheitsminister Lucha in Bad Wimpfen über Drogenaufklärung: „Cannabis kein harmloser Konsum“
„In Baden-Württemberg gibt es 24 genehmigte Anbauvereine“, informiert Lucha. Für die Umsetzung der Vorgaben seien das Regierungspräsidium Freiburg als Genehmigungsbehörde und das Regierungspräsidium Tübingen als Betriebsüberprüfungsbehörde zuständig.
„Unsere Aufgabe muss es sein, in Schulungen darauf hinzuweisen, dass Cannabis kein harmloser Konsum ist.“ Wie bei Alkohol oder Tabak müsse jeder aber in einer Form von Selbstkontrolle entscheiden, ob er dieses Genussmittel konsumiere. Es werde über die Gefahren informiert. „Aber wir sind keine prohibitive Gesellschaft.“
Cannabis Social Clubs: Lucha betont Kinder- und Jugendschutz bei Besuch in Bad Wimpfen
„Als Land ist es uns sehr wichtig, dass Aspekte des gesundheitlichen Kinder- und Jugendschutzes aufrechterhalten werden“, betont er. Durch die Teillegalisierung bestehe die „perfekte Gelegenheit, aus der Kulturkampfdebatte herauszukommen.“
Die bisherigen restriktiven Vorgehensweisen hätten nicht dazu geführt, dass weniger konsumiert worden sei. Stattdessen habe man eine Kriminalisierung gehabt und daher auch keinen Zugang zu Kindern und Jugendlichen, weil sie sich aus Angst vor strafrechtlicher Benachteiligung nicht bei Hilfseinrichtungen gemeldet hätten.
Dazu machen Lisa Kemencei und Katharina Herrmann von der Jugend- und Suchtberatung im Stadt- und Landkreis Heilbronn allerdings klar: Die Beratungszahlen seien seit der Teillegalisierung rückläufig.