Trauer nach Kirchenbrand in Widdern: "Als ob ein Familienmitglied gestorben wäre"
300 Menschen nehmen nach dem Brand der katholischen Kirche in Widdern am Gedenkgottesdienst teil - und erleben ein Zeichen der Hoffnung.
Es ist ein verstörendes Bild, das sich am Samstagabend den Menschen bietet. Wer in Widdern die Kappelsteige hochfährt, hat einen herrlichen Blick in die Natur, sieht man einmal großzügig von der mächtigen Autobahnbrücke der A81 und den sich gemächlich drehenden Windrädern des Harthäuser Waldes in der Ferne ab. Dazwischen liegen Tal und Wald. Ein Flecken Natur, in dem man sich gerne aufhalten möchte, um runterzukommen und abzuschalten.Doch es klafft eine Wunde in diesem Idyll, nachdem einFeuer die katholische Kirche St. Josef in Widdern eine Woche zuvor völlig zerstört hat. Von St. Josef sind nur noch verbrannte Trümmer geblieben, geschützt hinter einem Zaun mit weißer Plane.
300 Teilnehmer bei Gedenkgottesdienst nach Kirchenbrand in Widdern
Rund 300 Bewohner sind nun an diesem Ort zusammengekommen, zu einem Gedenkgottesdienst im Freien, den gleich vier Geistliche gemeinsam gestalten. Mit dabei ist auch Georg Scheuerlein. 53 Jahre lang war er als Organist in St. Josef tätig, hatte den letzten Gottesdienst in der Kirche musikalisch begleitet.
„Das ist, als ob ein Familienmitglied gestorben wäre“, sagt der 88-Jährige. So sehr war er, der seit 1966 in Berlichingen lebt, mit dieser Kirche verbunden. Zum Gottesdienst spielt nun der Musikverein Berlichingen. „Wir sind froh, dass bei dem Brand niemand verletzt worden ist“, sagt Dirigent Günter Schmierer.
Josef-Statue hat das Feuer überstanden – Schutzpatron der katholischen Kirche in Widdern
Nicht alles ist von den Flammen zerstört worden. Die Josef-Statue mit dem Christuskind an der Seite ist erst einen Tag nach dem Brand der Widderner Kirche entdeckt und geborgen worden. „Wir sind stark verwundet, eine Hand ist abgefallen. Aber wir haben überlebt“, lässt Pfarrer Guido Bömer von der Seelsorgeeinheit Schöntal die Gläubigen den Verlust spüren und ergänzt: „Wir bekommen immer ein Hoffnungszeichen geschenkt.“ Josef, der Schutzpatron der Kirche, ist noch da.
Viele Ehrenamtliche, vor allem Heimatvertrieben, haben in den 1960er Jahren die katholische Kirche in Fertigbauweise errichtet. 1966 wurde sie eingeweiht. Mit Holz und Pressspanplatten als Baumaterial. Auch der Domkapitular Uwe Scharfenecker von der Diözese Rottenburg-Stuttgart zieht Vergleiche mit dem heiligen Josef heran. „Josef ergreift die Initiative, redet nicht, handelt. Dieses Tun hat auch die Menschen geprägt, die in den 1960ern gesagt haben, 'wir brauchen einen Ort, eine Kirche'.“
Der evangelische Pfarrer Dirk Nising dankt den Helfern, zu denen vor allem die Feuerwehr gehört und bietet den Gläubigen für Gottesdienste künftig die evangelische Kirche an. Schließlich durften auch sie selbst vor längerer Zeit „in diesen Räumen zu Gast sein“. Die Feuerwehr freute sich über die Worte des Dankes der Pfarrer. Kommandant Patrick Ehrhardt: "Die Wertschätzung hat gut getan."