Hohe Auflagen für Faschingsumzüge – Vereine im Raum Heilbronn klagen über Kosten
|
3 Min
Anhören
00:00 / 00:00
Erfolgreich kopiert!
Der Landesverband Württembergischer Karnevalvereine befürchtet, dass die Zahl der Faschingsumzüge zurückgeht. Deshalb fordert er einheitliche Standards und finanzielle Unterstützung für das Kulturgut durch das Land.
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Glomex, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung.
Externer Inhalt
Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.
„Auf der einen Seite steht der Spaß, auf der anderen die Sicherheit“, sagt Jochen Großkopf. Beides gehört zusammen, macht der Ordnungsamtsleiter der Stadt Bad Wimpfen deutlich. Sicherheitsvorkehrungen sind das große Thema nicht nur bei den jetzt anstehenden Weihnachtsmärkten, sondern auch bei den Faschingsumzügen.
Ab Januar ziehen diese landlauf, landab wieder Tausende von Menschen an. Sie zu schützen, brachte im Nachgang von Terroranschlägen immer mehr Auflagen und Kosten. „Die Auflagen sind teilweise so hart, dass sie nicht mehr durchführbar sind“, beklagt Steffen May, Präsident des Landesverbands Württembergischer Karnevalvereine (LWK), dem Faschingsvereine in der Region Heilbronn angehören.
Faschingsumzüge mit Gefahrenpotenzial? Vereine brauchen Sicherheitskonzept
Bad Wimpfen hat für seine Großveranstaltungen wie Talmarkt, Weihnachtsmarkt und Faschingsumzug ein eigenes Sicherheitskonzept, basierend auf einer Gefahrenpotenzialanalyse, an dem sich die Talheimer Karnevalisten orientieren. Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg vor einem Jahr hat die Stadt Bad Wimpfen teure Zufahrtssperren angeschafft, die statt der bisher platzierten Lkw Fahrzeuge an der Einfahrt hindern. Sperrgittern vor den Zuschauerreihen nennt Markus Weyhing, „Umzugsminister“ der Wimpfener Faschingsgesellschaft, als eine weitere Maßnahme für die Sicherheit, die schon immer groß geschrieben worden sei.
Sicherheit bei Faschingsumzügen – wer haftet?
„Letztendlich haftet unser Präsident“, spricht Markus Weyhing, „Umzugsminister“ der Wimpfener Faschingsgesellschaft, ein weiteres Problem in Sachen Sicherheit von Veranstaltungen an, sollte etwas passieren. „Das muss geändert werden“, sonst befürchtet er, dass sich irgendwann keine Leute mehr finden, die Events wie Faschingsumzüge organisieren. „Die Leute machen das alles ehrenamtlich“, gibt der Präsident der württembergischen Karnevalisten, Steffen May, zu bedenken. Das Risiko können man zwar versichern, aber nur begrenzt. Und zudem verursache das weitere Kosten.
Sicherheit bei Faschingsumzügen – Polizei prüft Konzepte der Karnevalsvereine
„Die Sicherheitskonzepte sind nicht klein“, gibt Ordnungsamtsleiter Großkopf zu. Es sind die Ortspolizeibehörden, die prüfen, ob der Veranstalter ausreichend Maßnahmen getroffen hat. Großkopf sieht Wimpfen gut aufgestellt. „Wesentlich ist es, seine Hausaufgaben zu machen, sich rechtzeitig damit auseinanderzusetzen und aufmerksam zu sein.“ DRK, Polizei, Feuerwehr, Sicherheitsdienste und Leitende Notärzte sind bei den Vorbereitungen und der Durchführung mit im Boot.
Weyhing ist froh über die sehr große Unterstützung der Stadt, die auch die Strecke absperre, Verkehrsschilder aufstelle oder die Straßen reinigt. „Der Bauhof ist von morgens bis abends im Einsatz“, so der „Umzugsminister“, der auch die kostenlose Brandwache der Feuerwehr hervorhebt. Die Kosten für den Umzug hätten sich in den vergangenen Jahren verdoppelt, berichtet Weyhing. „Wir legen drauf.“ Er befürchtet, dass irgendwann die drei Euro Besucherpauschale nicht mehr ausreichen.
Der Faschingssonntag ist traditionell der Termin, an dem sich der närrische Lindwurm durch die Gassen von Bad Wimpfen schlängelt. Die Stadt hat für den Umzug ein Sicherheitskonzept erstellen lassen.
Foto: Archiv/Seidel
Kommunen wie Talheim und Wimpfen unterstützen die Faschingsvereine
Vor der Corona-Pandemie hätte der Talheimer Carnevalsverein nur halb so viel Geld für die Sicherheit ausgeben müssen, macht der TCV laut Präsidentin Stefanie Abt die gleichen Erfahrungen wie die Wimpfener Faschingsgesellschaft. Das sei Wahnsinn, beklagt Abt, die der Gemeinde für personelle und finanzielle Unterstützung dankbar ist.
Mit der Zeit könne ein Verein diese Kosten nicht mehr stemmen, vor allem nicht, wenn wegen Regens die Zuschauer ausblieben. Das ist dem TCV in den vergangenen Jahren nicht passiert. Stiegen Kosten und Auflagen weiter, fürchtet Abt um die Traditionsveranstaltung. „Der Umzug gehört zu Talheim und nicht nur zum Verein“, unterstreicht sie aber die Bedeutung.
Kosten für Sicherheit: So steht es um den Gundelsheimer Faschingsumzug
Auch der Gundelsheimer Faschingsumzug könnte einmal gefährdet sein, wenn die Kosten für die Sicherheit ins Unermessliche stiegen, meint Hans-Peter Bechtold, Präsident des Gundelsheimer Carnevals-Vereins. „In Summe legen wir schon drauf.“ Die Auflagen hätten sicherlich ihre Berechtigung, fügt Bechtold hinzu. „Solange nichts passiert, waren es zu viel, wenn etwas passiert, zu wenig“, beschreibt er das Dilemma.
Für Ellhofens Bürgermeister Felix Pontow spielt die Verhältnismäßigkeit eine Rolle. Da Ellhofen gut einsichtbare Straßenzüge habe, brauche es beim großen Umzug nicht an jeder Ecke einen DRK-Helfer. Auf Anregung des Polizeireviers Weinsberg erstellen die Sulmtalnarren derzeit mit dem Bürgermeister ein Sicherheitskonzept, das auf der Basis der bisherigen Regelungen fortgeschrieben wird. Mehr Sicherheitsdienst, Ausschilderung von Fluchtwegen und Notfall-Sammelstellen gehören zu den Neuerungen.
Forderung von Karneval-Landesverband: Faschingsumzug sollte immaterielles Kulturerbe werden
„Wir reden über ein Kulturgut“, sagt Landesverbands-Präsident Steffen May zu dieser Brauchtumspflege, die das Land zum immateriellen Kulturerbe erklären soll. „Die Situation wird dazu führen, dass es immer weniger Umzüge gibt.“ Jetzt schon seien es im Verbandsgebiet ein Drittel weniger als noch vor ein paar Jahren.
„Es gibt keine einheitlichen Standards“, kritisiert May das Fehlen eines Muster-Auflagenkatalogs. Vieles sei Auslegungssache, manches hält er für völlig übertrieben. Das Landesnarrentreffen in Straßberg in diesem Jahr kam ihm wie ein Hochsicherheitstrakt vor. „Das kann so nicht weitergehen“, deshalb fordert May einen Rahmen und eine Balance der Maßnahmen. „Die klare Wahrheit ist: Es gibt nie einen hundertprozentigen Schutz.“
Eine Forderung im jetzt vom LWK verfassten Positionspapier an die Landespolitik ist eine finanzielle Unterstützung der Veranstalter, ein Budget, wie es im Saarland bereits eines gebe. Statt fünf Ministerien, die am jährlichen Runden Tisch versammelt seien, brauche es einen Verantwortlichen. Vieles verlaufe in der politischen Bürokratie. „Ich habe das Gefühl, wir sind im Stich gelassen. Wir brauchen Hilfe“, lautet der Appell von May.
Traurig, aber keine Sorge: Sie können natürlich trotzdem weiterlesen.
Schließen Sie einfach diese Meldung und sichern Sie sich das andere exklusive Angebot auf der Seite. Bei Fragen hilft Ihnen unser Kundenservice unter 07131/615-615 gerne weiter.
Kommentare