Das sind die schönsten Laufstrecken in der Region
Egal ob Weinsberg, Erlenbach, die Wälder in Hohenlohe oder das Kochertal: Unsere laufbegeisterten Redakteure kennen sich aus und geben Tipps für schöne Laufstrecken.

Laufen ist Volkssport. Etwa ein Viertel der Menschen in Deutschland joggt mehr oder weniger regelmäßig, damit gehört Laufen zu den beliebtesten Freizeit-Sportarten. Während einige immer wieder dasselbe Programm auf ihren ihrer Stammstrecke herunterspulen, entdecken anderen beim Laufen gern die Umgebung - und planen mit Komoot oder anderen Apps immer wieder neue Strecken. Mit Mitlieder unseres Redaktionsteams „Besser laufen“, zusammengesetzt aus jungen und mittelalten Läufern unterschiedlicher Leistungsstärken, haben aufgeschrieben, zu welcher Fraktion sie gehören und welches für sie die schönste Strecke ist.
Die schönsten Laufstrecken: Über das Weinsberger Tal und in Hohenlohe entlang der Limes-Blicke

Valerie Blass, 50, ist in diesem Jahr in Innsbruck ihren ersten Halbmarathon gelaufen
Vor der Idee zu unserem Projekt „Besser laufen“ kam der Ehrgeiz. Ich habe mich schon immer gern bewegt, aber joggen war für mich in den vergangenen Jahren eher Ventil für Stress als sportlicher Ehrgeiz - Zeiten waren mir egal, das Laufen in der Gruppe war mir eher suspekt. Meine große Sorge war, die anderen auszubremsen und nicht mithalten zu können. 2024 im Juni habe ich begonnen, regelmäßig mit einer Freundin Strecken um die 7 Kilometer zu laufen - immer in der Gegend um das Neckarsulmer Aquatoll bis Erlenbach, denn die Strecke an der Sulm entlang ist großteils flach und hat uns Ortsfremden die Orientierung erleichtert.
Als meine Freundin dann wegen einer Hüft-OP ausgefallen ist, habe ich mich getraut und mich der Erlenbacher Laufgruppe von Johannes Kaisers angeschlossen. Zum Start sind wir sonntags noch um die 10 Kilometer gelaufen, inzwischen absolviert die Gruppe Strecken bis zu 20 Kilometer, denn ein Teil der Läufer bereitet sich auf den Berlin-Marathon im September vor.
Stammstrecke des Teams: Vom Schweinshag aus durch den Wald im Dreieck Neckarsulm-Erlenbach-Dahenfeld. Hier laufe ich auch am liebsten, denn es ist herrlich grün und wenn man an einigen Stellen aus dem Wald kommt, hat man eine berückende Aussicht bis weit ins Weinsberger Tal. Außerdem ist es abwechslungsreich, es gibt breite geschotterte Wege, steile Anstiege, teils auch mit Treppen, zum Beispiel zum Kreuz am Scheuerberg, oder schmale Waldwege. Die laufe ich in letzter Zeit allerdings nicht gern, denn ich bin dreimal hingefallen, habe mir die Knie aufgeschrammt und muss erst meine Augen überprüfen lassen.

Marie Provençal, 26, läuft am liebsten Strecken im Wald - der besonders im Sommer vor Hitze schützt
Wald, Regen, Stille - was sich klischeehaft anhört, ist für mich der Inbegriff eines perfekten Laufs. Im Gegensatz zu vielen Läufern, laufe ich so gut wie nie mit Musik, der zusätzliche Lärm in den Ohren führt bei mir zu direkter Reizüberflutung. Am liebsten höre ich nichts außer meiner Atmung und meinen Schritten auf dem Waldboden. Ebenfalls gut verzichten kann ich auf Hitze und zu viel Sonne: Es ist also nicht verwunderlich, dass ich am liebsten da laufe, wo wenig los ist und es meistens Schatten gibt - im Wald. Genauer gesagt im Wald rund um Gleichen und Buchhorn, der zum Schwäbisch-Fränkischen Naturpark zählt und in Teilorten der Gemeinde Pfedelbach in Hohenlohe liegt. Perfekte Ausgangspunkte sind sowohl der Parkplatz am Aussichtspunkt über Geddelsbach in Buchhorn, als auch der Waldparkplatz in Gleichen.
Von dort aus hat man viele Möglichkeiten: So kann man beispielsweise eine Strecke wählen, bei der man an einer Aussichtsplattform vorbei kommt, die Teil der „Limes Blicke“ ist und einen Blick über die Hohenloher Ebene bietet. Insgesamt gibt es drei solcher Plattformen, in Gleichen, Öhringen und Zweiflingen - sie stehen in einer geraden Linie, genau so, wie der Limes einst verlaufen ist. Weiter kommt man an der Ruine eines sechseckigen Limesturm vorbei, kann am Gleichener See Halt machen oder durch den Wald bis zum Forellenparadies laufen. Auch in Buchhorn bieten sich diverse Waldrunden an, wer doch mal lieber in der Sonne laufen möchte, kann aber auch die Weinberge über den Adolzfurter und Geddelsbacher Hälden erkunden. Kilometermäßig ist alles möglich, je nach Kombination: Von der kleinen Vier-Kilometer Runde bis zur etwas längeren 15-Kilometer Tour. Ein paar Steigungen gibt es immer wieder, extreme Anstiege muss man aber nicht befürchten. Was man allerdings mitunter sehr wohl befürchten muss: Begegnungen mit Rehen, Hasen, Füchsen und Wildschweinen. Begegnung mit letzteren sind kein Spaß, weshalb vom Laufen im Wald bei in der späten Abenddämmerung eher abzuraten ist.
Von Niedernhall bis Forchtenberg entlang des Kochers, in Weinsberg durch den Stadtseepark

Yvonne Tscherwitschke, 56, ist gern entlang des Wassers unterwegs
Gibt es etwas Schöneres, als im Urlaub am Strand entlang zu laufen? Oder alternativ dazu entlang der Loire, immer wieder mit Blick auf ein wunderschönes Schlösschen? Oder in den Bergen, auch hier gern entlang eines Bachs, der beispielsweise von Galtür bis nach Ischgl den Weg leitet. Kaum. Laufstrecken am Wasser haben den Vorteil, dass sie Orientierung bieten. Das ist nicht schlecht für Menschen wie mich, die gedankenverloren vor sich hin laufen - und dann sehen müssen, wie sie wieder zurück kommen. Zumal die Strecken höchst unterschiedlich aussehen, wenn man in die andere Richtung läuft. Selbst wenn ich mich in Hohenlohe nach über 20 Jahren laufen ziemlich gut auskenne, bin ich auch hier gern am Wasser entlang unterwegs. Aus Gewohnheit? Oder weil ich mich schon zu oft im Wald beim Steinernen Tisch verlaufen habe? Und zwar so richtig.
Deshalb gehört auch die Strecke vom EBM-Marathon (immer Anfang September) zu einer meiner Lieblingslaufstrecken. Der Kocher fließt träge neben den Läufern dahin. Erst geht es rechts vom Kocher Richtung Forchtenberg, dann links vom Kocher zurück nach Niedernhall. Wer sich für die Langdistanzen entschieden hat, muss Steigungen in den Weinbergen und in die Altstadt von Forchtenberg bewältigen. Die Strecke vom Zehner ist einfach schön. Und flach. In der Vorbereitung darauf führt eine meiner beliebten Laufrunden nicht an der Brettach entlang wie meist, sondern von Möglingen am Kocher entlang Richtung Ohrnberg und noch ein Stückchen weiter durch das Kochertal, nun am Waldrand entlang. Die Strecke ist eine schöne Abwechslung zu meinen verschiedenen Runden im Brettachtal. Und das Beste daran: Es gibt verschiedene Stellen, wo man schnell ein kühles Bad nehmen kann.

Martin Peter, 47, lief lange Zeit einfach drauf los, entdeckte spät den Vorteil von TrainingsplänenLaufen hilft, erst recht in der freien Natur. Seit jeher laufe ich am liebsten im Wald. Alleine. Keine Musik, nichts außer die eigene Atmung und ein bisschen Waldrauschen. Für mich der beste Weg hin zur mentalen Gesundheit – besser kann zumindest ich nicht abschalten.
Trotz Sportstudiums stand hinter den Läufen lange Zeit kein Plan. Das Motto: Schuhe an und einfach drauf los. Und die meiste Zeit immer nur Vollgas. Ein Wettkampf gegen mich und meinen inneren Schweinehund. Je kaputter ich hinterher war, desto größer war auch mein Glücksgefühl. Als dann Corona kam, packte mich aber die Neugier, das Gerenne vielleicht doch einmal auf ein wissenschaftlich erprobtes Fundament zu stellen. Laufen mit einem echten Trainingsplan. Klingt unsexy, ist zugegebenermaßen auch ein bisschen bürokratisch – bringt aber wirklich was. Nur an die langen, langsamen Läufe musste sich der Renner in mir gewöhnen, die haben meine Disziplin auf eine harte Probe gestellt. In dieser Zeit wurde der Weg um die beiden Weinsberger Stadtseen zu meiner bevorzugten Hausstrecke. Vom Stadtseepark hinter Freibad, Tennisplätzen und Stadion über den Wander-Parkplatz vorbei und hoch in den Wald – ein Traum.
Vorteil: Die Runde ist nicht ewig lang, eignet sich mit leichten Abstrichen auch für Tempoläufe. Allerdings kann die Steigung einem den Zahn ziehen. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich die Runde auf wunderbare Weise in nahezu alle Richtungen verlängern lässt. Entweder durch Weinberge hindurch nach Lehrensteinsfeld. Oder wer es ein bisschen härter mag: steil hoch auf die Waldheide, übers Albvereinshaus sowie die Kirschenallee zurück nach Weinsberg.