Die Situation beschäftigt auch den Abstatter Bürgermeister Klaus Zenth. "Ich betrachte das mit großer Sorge." Der Standort sei in den vergangenen Jahren immer gewachsen, "auch über die Prognose hinaus", sagt Zenth. "Es ist wichtig, dass diese Arbeitsplätze in unserer Region erhalten werden." Der Standort Abstatt sei für die Zukunft des gesamten Unternehmens ein wichtiger Bestandteil. "Wir sehen es als Zukunftsinvestition an, hier nicht zu viele Arbeitsplätze abzubauen."
Unruhe bei Bosch in Abstatt: Arbeitnehmervertreter erwarten Zukunftsperspektiven
Gegen die Pläne zum Stellenabbau bei Bosch regt sich Widerstand. Eine kurzfristig anberaumte Betriebsversammlung schaffte keine Klarheit. Gewerkschaft und Betriebsrat fordern einen Plan, wie es weitergeht.
Wegen der unsicheren Situation bei der Robert Bosch GmbH (RBG) in Abstatt wachsen die Sorgen der Belegschaft. Bei einer kurzfristig anberaumten Betriebsversammlung am Dienstag hatten die Mitarbeiter viele Fragen, vieles bleibt aber unklar.
Der Technologiekonzern Bosch hatte angekündigt, 3800 Stellen in Deutschland streichen zu wollen. Der Grund laut Unternehmensführung: Fahrassistenzsysteme und Technik für autonomes Fahren seien weniger gefragt als angenommen.
Wie viele Stellen am Bosch-Standort Abstatt abgebaut werden, bleibt unklar
Der Bosch-Standort in Abstatt ist in zweifacher Hinsicht betroffen: Die Pläne für den Stellenabbau drehen sich um den dort angesiedelten Teil der RBG. Bei der hundertprozentigen Tochtergesellschaft Bosch Engineering (BEG) wird seit Oktober kürzer gearbeitet, damit Lohnkosten gespart werden.

Die drängendste Frage: Wie viele Stellen sollen bei der RBG gestrichen werden? Eine Antwort darauf gab es bei der Betriebsversammlung nicht. Gekommen war Stephan Hölzl, Bereichsvorstand des Geschäftsbereichs Cross-Domain Computing Solutions.
Für die Gewerkschaft IG Metall Heilbronn-Neckarsulm war Dustin Kielhorn vor Ort. Er beschreibt die Stimmung als gedrückt. Die versammelten Mitarbeiter seien gemeinsam aufgestanden, um gegen die Stellenabbaupläne zu protestieren. "Außerdem haben die Wortbeiträge der Geschäftsführung keinen Applaus bekommen. Das ist untypisch."
IG Metall fordert langfristige Zukunftsperspektive für Bosch in Abstatt
Bisher habe der Konzern viel Wert auf Innovationen gelegt, zwischen sieben und zehn Prozent werden in Forschung und Entwicklung investiert. "Nun vollzieht man einseitig einen Strategiewechsel. Jetzt soll es um Kostenführerschaft gehen", sagt Kielhorn. "Das bedeutet, dass man rein auf die Zahlen schaut." Das werde jedoch nicht transparent kommuniziert. "Es heißt lediglich: Jetzt ist es notwendig, Stellen abzubauen."
"Die zentrale Frage ist: Was ist die Zukunftsstrategie von Bosch?", sagt der Gewerkschaftssekretär. Diese Frage sei bei der Betriebsversammlung immer wieder gestellt worden. Eine langfristige Strategie sei unabdingbar, sagt Kielhorn, denn Innovationen würden sich erst in einigen Jahren auszahlen.
Stellenabbau laut Aussagen der RBG-Geschäftsführung "alternativlos"
Ähnlich sieht das Helmut Meyer, Betriebsratschef der RBG in Abstatt. Dass ausgerechnet Zukunftsbereiche "brutal unter die Räder" geraten, kritisiert er. Oft sei das Wort "alternativlos" für den Stellenabbau gefallen. "Personalabbau ist das eine. Aber es braucht natürlich Aussagen darüber, wie dieser gestaltet werden soll und wie es weitergeht." Diese Frage habe der Bereichsvorstand "weitgehend offen" gelassen.
Weiterhin unklar ist zudem, wie viele Stellen genau abgebaut werden sollen. Es sei noch nicht möglich, die Abbaupläne auf einzelne Standorte herunterzubrechen, zitiert Meyer aus der Versammlung.
Betriebsratschef der Robert Bosch GmbH fordert Gespräche
Als nächstes stünden Gespräche zwischen Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretern an, erklärt Meyer. Dazu seien er und der Betriebsrat nicht nur bereit, man fordere diese ein.
Die einzige positive Nachricht sei, dass man offenbar zu der Vereinbarung stehe, dass es bis 2027 im Mobilitätssektor bei Bosch keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll. Es sei zugesichert worden, dass die Pläne umgesetzt werden können, ohne diese Vereinbarung aufzukündigen, erklärt Meyer.
Bosch-Sprecher: Abbau betrifft Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions
Ein Bosch-Unternehmenssprecher konkretisiert auf Anfrage, dass in Deutschland bis 2027 rund 1800 Stellen im Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions abgebaut werden sollen. "Die von der ausbleibenden Nachfrage insbesondere betroffenen Produktbereiche befinden sich vor allem in Leonberg und Abstatt." Wie viele Stellen dort jeweils wegfallen könnten, sei aktuell aber nicht klar. In den beiden anderen in Abstatt ansässigen Geschäftsbereichen Bosch Engineering GmbH und Vehicle Motion sei kein Stellenabbau geplant.
Alles weitere werde in Gesprächen mit Arbeitnehmervertretern verhandelt. Diese werde man "zeitnah" aufnehmen. Der Stellenabbau müsse sozialverträglich erfolgen, so der Sprecher, über Vorruhestandsregelungen, Abfindungen oder Versetzungen in andere Bosch-Bereiche.