Attraktion in der Bad Wimpfener Stadtkirche: Darum ist die Orgel so besonders
In der evangelischen Stadtkirche in Bad Wimpfen steigt am kommenden Wochenende das Orgelfest. Für die Johann-Adam-Ehrlich-Orgel kommen Musiker aus ganz Europa in die Stauferstadt.

Mal klingt sie dramatisch tiefgründig, dann wieder einnehmend und fast zärtlich, aber sie kann auch flötend-tirilierend. „Eine Orgel ist ein unglaublich vielseitiges Instrument“, sagt Uwe Krause. „Jede Orgel ist in ihrem Aufbau ein Unikat und klingt anders.“ Der Oedheimer ist Kirchenmusiker und erklärt: „Jede Orgel hat eine unterschiedliche Anzahl von Pfeifen. Wenn man sich an ein Instrument setzt, muss man die Pfeifenreihen, die Register, erst kennenlernen. Das ist wie bei einem Menschen, den man zum ersten Mal trifft.“
Von der Johann-Adam-Ehrlich-Orgel in der evangelischen Stadtkirche Bad Wimpfen war Krause sofort begeistert. „Wenn ich hier spiele, bin ich nur noch glücklich“, sagt er. Das liegt zum einen an den hervorragenden Gegebenheiten vor Ort: „Der Klang einer Kirchenorgel hängt etwa vom Material des Gebäudes, von den Winkeln und von der Glattheit der Wände ab. Hier haben wir wegen des Sandsteins und des Gewölbes fast perfekte Verhältnisse.“
Johann-Adam-Ehrlich-Orgel: Am besten erhaltene Barockorgel der Landeskirche Württemberg
Darüber hinaus ist die Stadtkirchen-Orgel in der „schönsten Altstadt Deutschlands“ historisch von enormem Wert: 1747 erbaut, ist das Instrument mit seinen etwa 1.600 Pfeifen die am besten erhaltene Barockorgel der Landeskirche Württemberg und zudem die einzige des renommierten Instrumentenbauers Johann Adam Ehrlich, die sich noch im Originalzustand befindet.
Das Team der Firma Rensch aus Lauffen hat die Orgel 1972 restauriert, das Instrument dabei aber in der historischen Bauweise belassen und nicht an Modeerscheinungen des Instrumentenbaus angepasst. „Diese Restaurierung war mustergültig“, erklärt Uwe Krause.
Orgelfest vom 10. bis 12. Oktober in der Stadtkirche Bad Wimpfen
Das sehen auch andere Orgel-Experten so. „Wenn sich Organisten, Professoren und Studenten auf Orgelfahrten begeben, um außergewöhnliche Instrumente zu erforschen, ist meist auch ein Stopp in Bad Wimpfen dabei“, sagt Renate Lüdeking-Schreiber. Sie ist Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Orgeln und der Orgelmusik in Bad Wimpfen. Die Gruppe mit ihren rund 40 Mitgliedern besteht seit 27 Jahren und unterstützt die Erhaltung der Instrumente in der Stadt.
Das funktioniert am besten, wenn man die Orgeln für sich sprechen lässt. Wie am kommenden Wochenende. Von Freitag bis Sonntag, 10. bis 12. Oktober, findet in der evangelischen Stadtkirche in Bad Wimpfen das 15. Orgelfest statt – bei freiem Eintritt. Unter dem Motto „My Heart’s in the Highlands“ startet am Freitagabend um 19 Uhr das Eröffnungskonzert mit einer vierhändigen und vierfüßigen Aufführung.
Stadtkirche Bad Wimpfen: Kinder können kleine Orgeln bauen
Zur selben Uhrzeit, am Samstagabend um 19 Uhr, trifft der Orgelklang auf zarte Harfenmusik. Und nach dem Festgottesdienst am Sonntagmorgen um 10.30 Uhr steigt am 12. Oktober um 17 Uhr das Abschlusskonzert mit dem Titel „La Voce Humana“.
Renate Lüdeking-Schreiber verrät: „Am Samstagmorgen um 10 Uhr haben wir ein besonderes Programm für den Nachwuchs vorbereitet: Kinder können kleine Orgeln bauen.“ Uwe Krause, künstlerischer Leiter des Orgelfests und Schriftführer im Förderverein, ergänzt: „Das ist eine wunderbare Gelegenheit, dieses Instrument kennenzulernen und seine Funktionen im Kleinen zu verstehen.“
Darüber hinaus engagieren sich auch andere Fördervereine in der „schönsten Altstadt Deutschlands“: Der Förderverein des Ritterstifts St. Peter setzt sich zum Beispiel für den Erhalt des Bad Wimpfener Klosters ein.