Streitigkeiten vor Bluttat in Bad Friedrichshall? Ermittlungen zu Motiv dauern an
Einem 52-Jährigen wird vorgeworfen, zwei Arbeitskollegen in Bad Friedrichshall erschossen zu haben. Gab es im Vorfeld zwischen ihm und den Todesopfern Streit?
Schüsse fallen am Dienstagnachmittag in einer Firma in Bad Friedrichshall-Kochendorf. Nachdem ein maskierter Mann zwei Mitarbeiter im Alter von 44 und 49 Jahren in der Zahnradfabrik Hänel erschoss und einen 52-jährigen Kollegen lebensgefährlich verletzte, konnte die Polizei noch am Abend einen Tatverdächtigen festnehmen. Wer war der Mann? Und was könnte ihn zu dieser Tat bewegt haben?
Nach Todesschüssen in Bad Friedrichshall: Ermittlungen zu Motiv dauern an
Wie die Heilbronner Stimme bereits berichtete, handelt es sich um einen 52-Jährigen aus Seckach (Neckar-Odenwald-Kreis), der nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft ebenfalls in dem Unternehmen in der Siemensstraße in Kochendorf beschäftigt war.
Nach den Schüssen flüchtete der Täter vom Tatort. Er soll dabei weiteren Mitarbeitern begegnet sein, diese aber nicht angriffen haben, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Heilbronn und der Staatsanwaltschaft Heilbronn. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei, insbesondere zum Motiv, dauern an.
Nach Recherchen der Heilbronner Stimme soll es zwischen den Opfern und dem Tatverdächtigen in der Vergangenheit zu Streitigkeiten gekommen sein. Der Beschuldigte schweigt zu den Vorwürfen. Er befindet sich in Untersuchungshaft.
Festnahme in Seckach: Tatverdächtiger im Besitz von zwei Waffen
Ein Spezialeinsatzkommando hatte am Dienstag gegen 23 Uhr das Wohnhaus des Tatverdächtigen in einer ruhigen Wohngegend von Seckach gestürmt. Polizisten zertrümmerten das Glas der Eingangstür. „Legen sie sich auf den Boden“, sollen die Beamten geschrien haben, berichtet ein Nachbar.
Der Mann ließ sich widerstandslos festnehmen. In dem Haus befanden sich zu dem Zeitpunkt laut Polizei drei weibliche Personen. Der Tatverdächtige lebt dort mit seiner Frau und den gemeinsamen Töchtern.
Bei der Durchsuchung fand die Polizei zwei Waffen und Munition. Eine dieser Waffen hat das gleiche Kaliber wie am Tatort aufgefundene Munitionsteile, heißt es in der Pressemitteilung. Ob es die Tatwaffe ist, soll die Untersuchung zeigen.
Entsetzen nach Todesschüssen in Bad Friedrichshall: Getötete waren Brüder
Im Bad Friedrichshaller Stadtteil Plattenwald leben überwiegend Russlanddeutsche. Dort sorgen die Todesschüsse für Entsetzen. Es wird berichtet, dass der Tatverdächtige im Sommer vergangenen Jahres bei der Firma Hänel angefangen habe. Offenbar soll nicht sicher gewesen sein, ob er die Probezeit übersteht. Aus dem betrieblichen Umfeld heißt es, dass in den vergangenen Wochen das Auto eines Opfers auf dem Firmenparkplatz beschädigt worden sei. Von aufgeschnittenen Reifen und Kratzern im Lack ist die Rede.
Sowohl der Tatverdächtige als auch die drei Opfer sind Russlanddeutsche. Möglicherweise richtete sich die Tat in Kochendorf gezielt gegen bestimmte Kollegen. Ob Opfer und Tatverdächtiger auch privat miteinander zu tun hatten, dazu liegen den Ermittlern noch keine Erkenntnisse vor. Die zwei getöteten Opfer waren Brüder, beide offenbar Familienväter.
Legaler Waffenbesitz: Tatverdächtiger war Mitglied im Sportschützenverein
Nach Recherchen der Heilbronner Stimme war der 52-jährige Tatverdächtige bis Ende des vergangenen Jahres Mitglied im Sportschützenverein Hubertus in Seckach. Zuletzt habe er nicht mehr aktiv im Verein geschossen und die Mitgliedschaft im Sommer zum Jahresende 2024 gekündigt. Während seiner aktiven Zeit bei den Seckacher Sportschützen soll er keine eigenen Waffen besessen haben. Im Training habe er Kleinkaliberwaffen des Vereins benutzt.
Der Tatverdächtige soll allerdings einem anderen Schützenverein im Neckar-Odenwald-Kreis beigetreten sein. Dessen Oberschützenmeister macht auf Stimme-Anfrage keine Angaben. Ein Sprecher des Heilbronner Polizeipräsidiums bestätigt, dass der Tatverdächtige eine Waffenbesitzkarte erwarb und damit legal eine Waffe besaß.
Keine Vortaten bekannt: Motiv nach tödlichen Schüssen in Bad Friedrichshall unklar
Über Vortaten des mutmaßlichen Täters ist der Staatsanwaltschaft nichts bekannt, erklärte eine Sprecherin auf Nachfrage, Vorstrafen bestünden keine. Die Hintergründe und ein Motiv seien unbekannt. Der 52-Jährige soll nach Stimme-Informationen in der Vergangenheit handgreiflich gegen einen Betriebsrat geworden sein. „Wir wissen um die Dinge, die im Raum stehen. Diese Hinweise werden überprüft.“