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Appell der Bürgermeister
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Neckarsulm und andere Autostädte warnen vor Arbeitsplatzverlust

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Vertreter von Autostädten wie Neckarsulm fordern in einem offenen Brief an die EU-Kommission den Stopp für Verbrenner-Aus und Flottengrenzwerte.


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Mehrere Bürgermeister aus Autostädten beklagen in einem offenen Brief an die EU-Kommission die „akute Gefahr der Deindustrialisierung“. Zu den Unterzeichnern gehört auch Steffen Hertwig, Oberbürgermeister der Audi-Stadt Neckarsulm. „Die Automobilindustrie ist das Herzstück unserer Wirtschaft – und Neckarsulm ist mittendrin!“, sagt Hertwig. „Zehntausende Arbeitsplätze hängen bei uns und in der Region direkt und indirekt von der Branche ab. Nur wenn wir den Wandel aktiv gestalten, bleibt Neckarsulm ein starker Standort – und unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig!“

Bürgermeister warnen vor Arbeitsplatzverlust: Audi freut sich über die Initiative der Stadtoberhäupter

Bei Audi freut man sich über die Initiative. „Wir begrüßen, dass sich unter anderem die Oberbürgermeister an den Audi-Standorten Ingolstadt und Neckarsulm für die Wirtschaft einsetzen“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung. Am Standort Neckarsulm musste die Belegschaft in den vergangenen Jahren mit deutlich sinkenden Produktionszahlen kämpfen. Ausgelegt ist das Werk inklusive dem kleineren Standort Böllinger Höfe in Heilbronn auf bis zu 300.000 Fahrzeuge jährlich.


Die Zahlen für 2024 werden erst Mitte März bekanntgegeben, aber nach Informationen der Heilbronner Stimme wurden im vergangenen Jahr gerade einmal nur knapp 130.000 Autos gefertigt. Das soll sich nun drehen: Mit den Neuanläufen der beiden Baureihen A5 und A6erwarten Werkleiter Fred Schulze und Betriebsratschef Rainer Schirmer in den nächsten Jahren mehr als 200.000 Autos jährlich.

Audi-Vorstand: „Wir werden Neckarsulm gut auslasten“

Internen Planungen zufolge, von denen Insider unserer Zeitung berichten, geht man aktuell von rund 230.000 Autos im nächsten Jahr aus. Und auch Audis Produktionsvorstand Gerd Walker sagt: „Wir werden Neckarsulm gut auslasten.“

Bereits im November 2024 hatte Audi in der Montage der Baureihen A5, A6 und A7 von zwei auf drei Schichten aufgestockt, allerdings läuft die Nachtschicht bisher noch nicht voll. Im Lauf des ersten Quartals soll aber auch die Nachtschicht noch komplett aufgestockt werden, hört man aus dem Unternehmen. Unseren Recherchen zufolge werden aktuell über alle Baureihen zwischen 800 und 900 Fahrzeuge täglich gefertigt. Davon entfallen rund 400 Autos pro Tag auf den neuen A5.

Um den hohen Arbeitsanfall der beiden Neuanläufe zu decken, beschäftigt Audi wieder Leiharbeiter im größeren Stil. Zu genauen Zahlen schweigt das Unternehmen. Wie die Heilbronner Stimme exklusiv recherchiert hat, sind derzeit zwischen 1400 und 1600 Zeitarbeiter beschäftigt, um Spitzen in der Produktion mit abzufangen. Zur Erinnerung: Im Dezember 2023 musste sich der Autobauer angesichts der schlechten Auslastung damals von allen rund 600 Zeitarbeitern trennen.

Autostädte appellieren an die EU: Arbeitsplätze und Gewerbesteuern hängen von der Auto-Industrie ab

All dies ist wichtig für Arbeitsplätze und Gewerbesteuern. Die Automobilindustrie sei eine „Schlüsselbranche für Wachstum, Innovation und Wohlstand in Europa“, heißt es in dem Brief. „Wir fordern daher unverzügliche Maßnahmen, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und ihre industrielle Substanz zu erhalten.“ 

Marken wie Mercedes, BMW, Audi, Volkswagen und Porsche stehen nicht nur für wirtschaftlichen Erfolg, schreiben die Stadtoberhäupter, sie sicherten auch viele Arbeitsplätze. „Doch genau diese industrielle Substanz erodiert zunehmend – mit weitreichenden Folgen für Deutschland und Europa.“

Autostädte warnen vor Arbeitsplatzverlust: Produktionsverlagerung und Standortschließung gefährden den Wohlstand

Werde die Produktion auch bei Herstellern und Zulieferern verlagert und Standorte komplett geschlossen, gerate die „Grundlage unseres Wohlstands in Gefahr“. Investitionen in neue industrielle Kapazitäten im Bereich der E-Mobilität, in den Ausbau der Schnellladesäulen, in die Wasserstoffproduktion und -versorgung und insbesondere den Ausbau der Stromnetze seien jetzt dringend notwendig. 

Bürgermeister warnen vor Arbeitsplatzverlust: Anreize statt Verbote

Statt Verboten wie für den Verbrenner brauche es Anreize und „eine gesicherte Förderkulisse, damit Fahrzeuge für breite Bevölkerungsschichten bezahlbar bleiben“. Beklagt wird zudem „überbordende Bürokratie, lange Genehmigungsverfahren, einen Mangel an verfügbaren Flächen und einen zunehmenden Fachkräftemangel“.

Das Schreiben schließt mit konkreten Forderungen: Offenheit bei der Antriebstechnologie, gleiche Wettbewerbsbedingungen in Europa, ein Aussetzen der Strafzahlungen bei den Flottengrenzwerten, Förderung von Wasserstoffantrieben und neuen Batterietechnologien, Ausbau von Schnellladesäulen und Stromnetzen und vor allem: Ein „klares Bekenntnis zur deutschen Automobil- und Automobilzuliefererindustrie als Schlüsselindustrie des Wirtschaftsstandorts und damit für Arbeit, Wohlstand und Stabilität“. 

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