Schauspieler und Sänger Andreas Zaron spielt erstmals bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall
In Neckarsulm geboren, in Möckmühl aufgewachsen, musste Andreas Zaron als junger Mann für seinen Bühnentraum kämpfen. Bei den Haller Freilichtspielen ist der Wahl-Hamburger nun in "Der kleine Horrorladen" zu sehen. Für seine Rolle hat er sich allerdings geniert.

"Simsetänzler hat meine Mama mich immer genannt", erinnert sich Andreas Zaron. "Das sind Typen, die so auf dem Fenstersims herumtanzen wie ein Gaukler oder Till Eulenspiegel." Mit seiner Begeisterung für Schauspiel, Gesang und Tanz können die Eltern des gebürtigen Neckarsulmers, der in Möckmühl aufwächst und schon als Kind gerne Kasperletheater und Zirkus spielt, zunächst wenig anfangen. "Nö, du kriegst kein Geld von uns", bekommt der heute 56-Jährige von ihnen zur Antwort, als er einst nach vier, fünf Anläufen andernorts endlich einen Platz an der Schauspielschule in Saarbrücken ergattert.
"Schaffe, schaffe, Häusle baue", "Du sollst es später mal besser haben" und "Handwerk hat goldenen Boden" heißt es stattdessen in seiner Familie, die damals in dritter Generation eine Schreinerei führt und in der man zu neunt am Esstisch sitzt - "wie bei den Waltons". Aber: "Das hat sich später alles geheilt", sagt Andreas Zaron heute.
Denn mit dem Erfolg kommt schließlich doch der Stolz der Eltern: Als freiberuflicher Schauspieler steht er auf verschiedenen Bühnen in der Republik, als Songschreiber und Sänger landet er 1997 mit "Das ganz große Glück (im Zug nach Osnabrück)" seinen ersten Hit, tritt unter anderem in der ZDF-Hitparade auf und veröffentlicht bislang vier Alben.
Von ungefähr kommt das musikalische Talent wohl doch nicht, wenn es auch eine Generation übersprungen hat: Andreas Zarons Großvater war Mitglied im Gesangsverein Möckmühl, die Großmutter, die in den 20ern als Haus- und Kindermädchen in den USA ihre Aussteuer verdient hatte, sang ihm beim Ins-Bett-bringen Gospels vor.
Warum Andreas Zaron beim nächsten Mal seine Rolle im Stück anders angehen würde
Zum ersten Mal ist Andreas Zaron in diesem Sommer bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall auf der Großen Treppe zu erleben: beim Gala-Konzert "Stars on Stairs" am 26. August und davor im Kultmusical "Der kleine Horrorladen", in dem er einen jüdischen Blumenhändler spielt. "Der Typ ist schon sehr anders als ich bin", sagt der Schauspieler über den grummeligen, frustrierten, unsympathisch wirkenden Mr. Mushnik, der mit seinen Angestellten Seymour und Audrey eine Art Notgemeinschaft bildet, die von einer außerirdischen, fleischfressenden Pflanze aufgemischt wird.
Geschrieben von Komponist Alan Menken und Librettist Howard Ashman - beide aus jüdischen Familien stammend -, bedient Mr. Mushniks Geldgier ein antisemitisches Klischee. "Das ist als Joke gedacht", sagt Andreas Zaron, dem das Musical seit dessen Verfilmung in den 80ern vertraut ist. Dennoch: "Ein Freund von mir hat nach der Premiere gesagt: Du, eigentlich ist das auch ein bisschen gefährlich", erzählt der Darsteller, der sich daraufhin "wirklich geniert" habe, der aber auch Regie und Dramaturgie in der Verantwortung sieht.
"Beim nächsten Mal, falls ich das nochmal spiele, würde ich sofort sagen: Leute, er kann sich freuen können, dass er Kohle macht, aber dieses Ausnützen und Geldgierige darf man nicht bedienen", sagt der gebürtige Neckarsulmer. Vorerst habe er versucht, diese Charakterzüge rauszunehmen oder abzuschwächen und die Figur liebenswerter zu zeichnen und nicht vorzuführen.
Brezeln sind für den 56 Jahre alten Wahl-Hamburger ein Stück Heimat
Erste Bühnenerfahrungen sammelt Andreas Zaron in der Alten Kelter unter Klaus Wagner, seinerzeit Intendant des Heilbronner Theaters. Mit Schauspielerin Ingrid Richter-Wendel, so erzählt Zaron beim Gespräch in der Haller Altstadt, übt er in deren Wohnzimmer "Scapins Streiche", eine Komödie des französischen Dichters Molière, ein.
Die Schauspielschule in Saarbrücken verlässt er nach der Zwischenprüfung, lässt sich unter anderem an Tanzschulen ausbilden, macht Musikproduzent Ralph Siegel auf sich aufmerksam und hat bis 1988 ein Engagement am Pfalztheater in Kaiserslautern. Seitdem ist Andreas Zaron freiberuflich tätig. Nach einer längeren Pause hat der Sänger während der Pandemie wieder einige Singles herausgebracht, die jüngste mit dem Titel "Einfach machen" ist im Mai erschienen.
Und wenn er nicht auf der Bühne oder im Tonstudio steht? Dann hält sich Andreas Zaron mit Sport fit und geht auf Reisen - gerne auch zu den drei Geschwistern, die in Europa verstreut leben, oder nach Spanien zur Familie seines Mannes. Ein Stück Heimat sind für den Wahl-Hamburger, der schon in Köln, Berlin und München gelebt hat, übrigens Butterbrezeln. "Die sind hier so lecker", schwärmt der 56-Jährige, der in Schwäbisch Hall schon alle Bäckereien ausprobiert hat.
Zur Person
Andreas Zaron, geboren 1965 in Neckarsulm, besuchte die Schauspielschule in Saarbrücken und startete seine Theater-Laufbahn in Kaiserslautern. Zaron spielte an Bühnen in Mainz, Kassel, München, Zürich, Berlin und Hamburg. Daneben schrieb der heute 56-Jährige Songs unter anderem für Mary Roos, DJ Ötzi, Peggy March und veröffentlichte als Sänger selbst vier Alben.




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