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TV-Film erinnert an Kiesewetter-Mord – ab Herbst im Ersten

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Eine junge Polizistin gerät ins Visier von organisierter Kriminalität und extremen Rechten. Im Herbst soll die Geschichte im TV-Film "Die Nichte des Polizisten" ausgestrahlt werden, die auch in Heilbronn im April 2007 spielt.

Magdalena Laubisch spielt die 23 Jahre alte Polizistin Rebecca Henselmann.
Magdalena Laubisch spielt die 23 Jahre alte Polizistin Rebecca Henselmann.  Foto: SWR, Leonin Studios

Dustin Loose legt im April 2007 an der Filmakademie Ludwigsburg seine Aufnahmeprüfung ab, als in Heilbronn die Polizistin Michèle Kiesewetter während einer Pause im Dienstwagen auf der Theresienwiese mit einem Kopfschuss getötet und ihr Kollege Martin A. ebenfalls durch einen Kopfschuss lebensgefährlich verletzt wird.

Heute erinnert sich Loose, gebürtiger Bonner, Jahrgang 1986, an die nervöse Unsicherheit infolge der Tat. „Es lag etwas in der Luft, das hab’ ich damals gespürt. Deswegen begleitet mich diese Geschichte, dieses Thema, dieser Vorfall subkutan schon eine ganz schöne Weile.“ Schnell sagt Loose der Produzentin Gabriela Sperl darum zu, Regie zu führen beim Filmprojekt „Die Nichte des Polizisten“. Einem Thriller für SWR und NDR, der angelehnt ist an diesen brisanten Mordfall, der inzwischen zwar dem rechtsextremen Terrornetzwerk NSU zugerechnet wird. Bei dem nach wie vor aber Fragen offen sind.

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Thriller in Anlehnung an Heilbronner Polizistenmord: Auszeichnung beim Filmfest in München

„Es passen so viele Dinge in der öffentlichen Erklärung und öffentlichen Erzählweise dieses Falls nicht zueinander, dass es einfach sehr, sehr wichtig war, da jetzt eine Gegenthese zu machen“, sagt Loose diese Woche am Telefon. Für den BR hat der vielbeschäftigte Filmemacher gerade eine neue Episode des Franken-„Tatorts“ abgedreht. Und zwar direkt im Anschluss an die Premiere von „Die Nichte des Polizisten“ Ende Juni auf dem Filmfest München, wo die Produktion auch mit einem Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Voraussichtlich im Oktober soll sie im Ersten ausgestrahlt werden und in der ARD Mediathek abrufbar sein.


„Die Geschichte ist fiktional, aber nicht nur: Auch das Mögliche, Verlorene und Vergessene wird erzählt“: So ist es im Vorspann zu lesen. Dustin Loose betont mehrfach im Gespräch, dass der Fernsehfilm keine True-Crime-Story darüber sei, „wie es nun wirklich war“. „Wir zeigen nicht den Fall Michèle Kiesewetter.“ Wenngleich es Berührungspunkte gebe. Wie der Regisseur erfahren hat, seien Kolleginnen und Kollegen aus Kiesewetters Einheit, die den Film in München gesehen hätten, sehr ergriffen gewesen und hätten vieles wiedererkannt.

Gedreht wurde „Die Nichte des Polizisten“ vergangenes Jahr in Wien

Zur Handlung: Die Hauptfigur Rebecca Henselmann ist Anwärterin einer baden-württembergischen Polizei-Spezialeinheit. Aufgewachsen ist sie in einem kleinen Dorf in Thüringen, wo ihr Onkel, der ebenfalls Polizist ist, beim Staatsschutz mit der rechten Szene zu tun hatte. Schon bald wird die ehrgeizige 23-Jährige für verdeckte Operationen eingesetzt und gerät dabei ins Visier von organisierter Kriminalität und extremen Rechten. Diese ist nicht nur in Rebeccas Heimat vernetzt, sondern hat Verbindungen bis in ihre Einheit.

„Es lag etwas in der Luft, das hab’ ich damals gespürt": Regisseur Dustin Loose.
„Es lag etwas in der Luft, das hab’ ich damals gespürt": Regisseur Dustin Loose.  Foto: Tom Wagner

Gedreht wurde „Die Nichte des Polizisten“ vergangenen Oktober und November in Wien und Umgebung. Was genauso für jene Szenen gilt, die scheinbar in Heilbronn spielen. „Natürlich benutzen wir die emblematischen Bilder der Theresienwiese mit diesem roten Trafohäuschen als Wiedererkennungseffekt, aber wir haben keinen dokumentarischen Anspruch“, stellt Dustin Loose klar. Die Kraft des fiktionalen Erzählens liegt für den Regisseur darin, dass man das Publikum „anders entführen und anders mit aufs erzählerische Glatteis nehmen kann“.

Preview in Heilbronn

Der SWR produziert auch eine neue Doku, die sich explizit mit Michèle Kiesewetter und ihrer Ermordung beschäftigt. Diese soll in Kooperation mit der Heilbronner Stimme am 8. Oktober bei einer Preview in Heilbronn gezeigt werden. Im Anschluss ist eine moderierte Diskussionsrunde geplant. Nähere Informationen zu dieser Veranstaltung folgen.

Film „Die Nichte des Polizisten“: Provokante Schlusspointe weist in die Gegenwart

Neben Gabriela Sperl und Nicole Armbruster hat auch Rolf Basedow („Eine Stadt wird erpresst“, „Im Angesicht des Verbrechens“) am Drehbuch mitgeschrieben für diesen Polizeifilm. „Das war eine schöne und große Herausforderung, dieses Genre, das er so geprägt hat, mit diesem Film noch mal wiederaufleben zu lassen“, berichtet Dustin Loose. Der auch erklärt, warum der Soundtrack von „Die Nichte des Polizisten“ noch eine provokante Pointe parat hält. „Uns war es wichtig, dass das Ende dieser Geschichte eine Brücke ins Jetzt schlägt.“

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