ARD-Beitrag befasst sich mit Heilbronner Polizistenmord – Michèle Kiesewetter kein Zufallsopfer?
Eine Recherche des TV-Magazins Fakt geht der Hypothese nach, dass Polizistin Michèle Kiesewetter kein Zufallsopfer des NSU war. Dieser Verdacht ist nicht neu, doch die Sendung führt neue Erkenntnisse an – auf den ersten Blick erscheinen diese aber dünn.

Der halbstündige Fakt-Beitrag mit dem Titel "Cold Case NSU – Neue Erkenntnisse zum Polizistenmord in Heilbronn" ist am Dienstagabend (21.45 Uhr) in der ARD zu sehen und steht bereits jetzt in der ARD-Mediathek zum Abruf bereit. Kiesewetter wurde im April 2007 auf der Theresienwiese erschossen. Um dem Verdacht zu erhärten, sie sei von ihren Mördern bewusst als Opfer ausgewählt worden, berufen sich die Journalisten auf eine rechtsextreme Veranstaltung, die im Beisein von Neonazi Ralf Wohlleben am 18. März 2006 stattfand – einen Kilometer von Oberweißbach in Thüringen entfernt, dem Heimatort Kiesewetters. Das ist seit Jahren bekannt und auch öffentlich benannt worden.
Die Journalisten verweisen allerdings auf Akten zum Polizistenmord, die eine Zeugenaussage benennen, wonach Kiesewetter diese Veranstaltung der rechten Szene in unmittelbarer Nähe zu ihrem Heimatort "vereitelt haben soll". Im Beitrag kommt anschließend Martina Renner zu Wort, die als Obfrau der Linken im ersten Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtags saß. Sie stellt die Frage: "Warum ist man dem nicht nachgegangen?"
Journalisten sind der Ansicht: Heilbronner Fall um Mord an Kiesewetter sollte neu aufgerollt werden
In der Polizeiakte findet sich im Vermerk am Ende der Hinweis, ein Landtagsabgeordneter habe am 18. März 2006 um 17.38 Uhr die Polizei über die NPD-Veranstaltung informiert. "Wenn man das jetzt so liest", kritisiert Renner, "hätte man darauf kommen können, dass der Hinweis auf einen Landtagsabgeordneten die Geschichte nicht auflöst."
Das Fakt-Rechercheteam hat eigenen Angaben zufolge beim Bundeskriminalamt nachgefragt, sei aber auf den Generalbundesanwalt verwiesen worden. "Der lässt mitteilen, man sei dem Hinweis seinerzeit nachgegangen", heißt es im ARD-Beitrag. "Es hätten sich daraus keine tatrelevanten Ermittlungsansätze ergeben." Die Fakt-Journalisten meinen: Der Fall zum Heilbronner Polizistenmord sollte neu aufgerollt werden.
Die NSU-Terroristen ermordeten zwischen 2000 und 2007 neun Migranten und zuletzt Polizistin Kiesewetter. Bis zur Enttarnung 2011 hatten Ermittler rechtsextreme Hintergründe weitgehend ausgeschlossen.