NSU-Morde: 300.000 Euro werden an Zeugen ausbezahlt
Die Belohnung, die vor dem Hintergrund des Polizistenmordes in Heilbronn ausgelobt worden war, geht zu gleichen Teilen an drei Hinweisgeber aus dem Bundesgebiet. Eine Heilbronnerin stellte auch einen größeren Betrag bereit.

Am 25. April 2007 waren die Polizistin Michèle Kiesewetter auf der Theresienwiese in Heilbronn getötet und ihr Kollege Martin A. lebensgefährlich verletzt worden. Zur Ergreifung der Täter waren seinerzeit 300.000 Euro durch staatliche und nichtstaatliche Stellen ausgelobt worden.
Heilbronnerin beteiligt sich an Belohnung
Unter anderem hatte die frühere AfD-Bundestagsabgeordnete und heutige Stadträtin Franziska Gminder 5000 Euro bereitgestellt. "Ich habe damals sofort reagiert und diesen Betrag zur Verfügung gestellt. Die Täterschaft sollte dingfest gemacht werden", erklärt die Heilbronnerin gegenüber der Heilbronner Stimme. Dabei betont sie : "Damals war ich noch nicht in der AfD."
Gewaltverbrechen konnten aufgeklärt werden
Dass Beate Zschäpe 2018 unter anderem wegen Mittäterschaft am Heilbronner Polizistenmord zu lebenslanger Haft verurteilt werden konnte, ist nach Aussagen des baden-württembergischen Innenministeriums drei Zeugen zu verdanken. Sie haben, wie es in einem Schreiben an Franziska Gminder heißt, durch entscheidende und gleichberechtigte Hinweise zur Aufklärung der Gewaltverbrechen der rechtsextremistischen Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) beigetragen. Nach der Rechtskraft des Urteils im Jahr 2021 werde nun die Auslobungssumme an die drei Zeugen zu gleichen Teilen ausbezahlt.
Neun private Geldgeber gaben 107.000 Euro
Die Gesamtsumme von 300.000 Euro setzt sich aus einer staatlichen Summe in Höhe von 193.000 Euro und einem nichtstaatlichen Betrag von 107.000 Euro zusammen. Diese private Summe wurde nach den Worten von Renato Gigliotti, Pressesprecher des baden-württembergischen Innenministeriums, von insgesamt neun Geldgebern aus Deutschland zur Verfügung gestellt: "Es handelt sich dabei um Privatpersonen, Firmen und Gewerkschaften." Weitere Angaben, die Rückschlüsse auf die Geldgeber ermöglichen könnten, macht Gigliotti "aus datenschutzrechtlichen Gründen" nicht.
Geheimprotokolle sind 30 Jahre unter Verschluss
Die Protokolle des Untersuchungsausschusses "Die Aufarbeitung der Kontakte und Aktivitäten des Nationalsozialistischen Untergrunds in Baden-Württemberg und die Umstände der Ermordung der Polizeibeamtin M. K." sowie des Untersuchungsausschusses "Das Unterstützerumfeld des Nationalsozialistischen Untergrunds in Baden-Württemberg und die Fortsetzung der Aufarbeitung des Terroranschlag auf die Polizeibeamten" lagern im Landtag. "Die geheimen Protokolle aus den NSU-Untersuchungsausschüssen bleiben 30 Jahre unter Verschluss", erklärte auf Anfrage Marco Piljic von der Landtagspressestelle. Unter Umständen könne die Geheimhaltung sogar noch verlängert werden.
Wie geht es dem Polizisten Martin A.?
Mit Hinweis auf die Persönlichkeitsrechte macht das Innenministerium keine Angaben, wie es dem damals schwerverletzten Polizeibeamten heute geht. Auch gibt es keine Auskunft darüber, ob der Beamte noch im Polizeidienst ist.