„Versucht, mein Leben zu beenden“: Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp spricht über Suizidversuch
Nach einem Suizidversuch am 7. Juli in Burladingen spricht Trigema-Gründer Wolfgang Grupp erstmals über seine Altersdepression – und bricht ein Tabu.
Seit zehn Tagen liegt der Unternehmer Wolfgang Grupp im Krankenhaus – zurückgezogen, abgeschirmt, umsorgt von seiner Familie. Nun spricht der 83-Jährige erstmals selbst über die Gründe für seinen Zusammenbruch.
In einem persönlichen Brief an seine ehemaligen Mitarbeiter und die Öffentlichkeit macht er einen schwerwiegenden Schritt öffentlich: Am 7. Juli hat er versucht, sich das Leben zu nehmen. Offen berichtet er über seine Altersdepression – und darüber, warum er sich entschieden hat, diesen Weg nicht länger zu verschweigen. Zunächst hatte die „Bild“ darüber berichtet.
Wolfgang Grupp meldet sich nach Klinikaufenthalt zurück und spricht über Suizidversuch
„Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen. Da macht man sich auch Gedanken darüber, ob man überhaupt noch gebraucht wird“, schreibt Grupp in dem Schreiben, das er mit blauer Tinte unterschrieben hat. Nach zehn Tagen im Krankenhaus habe er nun die Kraft gefunden, sich selbst zu äußern. Die Veröffentlichung erfolge mit seiner ausdrücklichen Zustimmung, so die „Bild“.
Ziel sei es, auf ein Thema aufmerksam zu machen, das seiner Ansicht nach in der Gesellschaft noch immer zu wenig Beachtung findet: Depressionen im Alter. Grupp wolle anderen Betroffenen Mut machen – und ein gesellschaftliches Tabu brechen. „Ich bedauere sehr, was geschehen ist, und würde es gerne ungeschehen machen“, schreibt er.
Depressionen im Alter: Wolfgang Grupp will gesellschaftliches Tabuthema sichtbar machen
In dem Brief bedankt sich Grupp bei seiner Ehefrau Elisabeth sowie seinen Kindern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Ich bin sehr stolz auf meine Frau und meine Kinder. Sie sollen sich nun auf die Zukunft von Trigema konzentrieren können – mit Unterstützung aus unserem Umfeld“, heißt es weiter.
Die Familie bittet darum, mit Respekt auf die Offenheit des 83-Jährigen zu reagieren – ohne Spekulationen, aber mit Aufmerksamkeit für das Thema seelische Gesundheit im Alter. Mit seinem Schritt will Grupp ein Zeichen setzen: „Auch ein Mensch, der sein Leben lang stark war, darf Hilfe brauchen.“
Der 83-jährige Wolfgang Grupp hat die Firma Trigema über Jahrzehnte geführt. Seit 2024 stehen seine Kinder Wolfgang Grupp junior und Bonita an der Spitze des Textilunternehmens.
Hinweis der Redaktion: Entsprechend unseren journalistischen Standards berichtet wir in der Regel nicht über Suizide. Eine Ausnahme machen wir, wenn es sich um eine Person des öffentlichen Interesses handelt. Sollten Sie Probleme haben, depressiv sein oder über Suizid nachdenken, können Sie sich unter anderem an den Arbeitskreis Leben in Heilbronn wenden. Sie erreichen ihn unter 07131164251 und akl-heilbronn@ak-leben.de. Dort erhalten Sie Hilfe. Auch die Telefonseelsorge, 08001110111 hilft.