Wölfe in Baden-Württemberg: Nächster Rüde wird sesshaft
Baden-Württemberg gilt nicht als Wolfsland und es dürfte noch dauern, bis die Zahl der Exemplare deutlicher steigt. Allerdings wurde nun ein fünfter "Stammgast" und ein neues Territorium nachgewiesen.

Im vergangenen Jahr gab es in Baden-Württemberg immer wieder Wolfssichtungen und auch gerissene Nutztiere. Der bislang einzige bekannte Wolfswelpe wurde an Weihnachten am Schluchsee im Südschwarzwald von einem Auto angefahren und starb an seinen Verletzungen. Dadurch hatte das Land auch sein erstes Wolfsrudel verloren – denn neben einem Wolfspaar braucht es dafür auch Nachwuchs.
Eine Wolfssichtung, die für Aufsehen sorgte, ereignete sich im Januar im Ostalbkreis. Mitten am Tag filmten Menschen einen Wolf in Oberkochen und näherten sich dem Tier bis auf wenige Meter. Experten der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt hatten die Aufnahme als sicheren Wolfsnachweis bewertet.
Auch in der Region gab es in der Vergangenheit bereits Wolfssichtungen. Der Hohenloher Kreisjägermeister Robert Volpp hält es für extrem unwahrscheinlich, dass sich Wölfe in der Region ansiedeln, sagte er im Stimme-Interview. Vor allem in Hohenlohe seien die Waldgebiete nicht groß genug, die das Tier zum Jagen benötige. "Im Odenwald oder im Mainhardter Wald ist es vielleicht eher denkbar, aber immer noch nicht wahrscheinlich", betonte er.
Neuer Wolfsnachweis in Baden-Württemberg
In anderen Gefilden des Landes fühlen sich die Tiere wohler. Wie nun bekannt wurde, streunt ein fünfter Wolf als Stammgast durch die Wälder des Schwarzwalds. Ein jüngerer Losungsfund von Mitte Februar aus der Gemeinde Baden-Baden konnte dem Wolfsrüden mit der wissenschaftlichen Kennung GW2672m zugewiesen werden, teilte die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg mit. Der Rüde aus dem westlichen Nordschwarzwald sei zuletzt genetisch Anfang Juli 2023 in Sasbach (Ortenaukreis) nachweisbar in Erscheinung getreten. "Verschiedene Nachweise aus der Region wiesen bereits darauf hin, dass sich dieser Rüde nach wie vor in der Region aufhält", hieß es weiter.
Ursprünglich stammt das Tier laut Umweltministerium aus einem Rudel im niederösterreichischen Raum Gutenbrunn. Der Rüde ist vermutlich drei oder vier Jahre alt. Sein neues "Territorium Hornisgrinde" liegt laut Ministerium im bereits bestehenden Fördergebiet Wolfsprävention Schwarzwald. Dort werden bereits Maßnahmen zum Herdenschutz gefördert, wie eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage sagte.
Fünf sesshafte Wölfe in Baden-Württemberg nachgewiesen
In Baden-Württemberg sind damit fünf sesshafte Wölfe nachgewiesen, zwei im Nordschwarzwald und drei weitere im Südschwarzwald. Ein Rudel gibt es nicht mehr, weil der einzige Welpe an Weihnachten am Schluchsee überfahren wurde. Als sesshaft gilt ein Wolf, wenn sich seine Spuren über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten verfolgen lassen.
Bislang leben allerdings auch nur vergleichsweise wenige Exemplare im Land. Zum Vergleich: Im Monitoringjahr 2022/2023 wurden bundesweit insgesamt 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare und 22 sesshafte Einzelwölfe vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gezählt. Bundesweit liegen die Wolfsschwerpunkte auch eher in Niedersachsen und Brandenburg sowie in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch sorgen Zwischenfälle auf den Weiden immer wieder für Aufsehen auch im Südwesten.
Stimme.de