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Nur wenige Städte haben einen Plan gegen Hitze

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Wissenschaftler fordern vorausschauende Konzepte. Am Dienstg werden bis zu 37 Grad in der Region erwartet.

Grün in der Stadt bedeutet niedrigere Temperaturen. In Frankfurt spenden mobile bepflanzte Container Passanten Schatten.
Grün in der Stadt bedeutet niedrigere Temperaturen. In Frankfurt spenden mobile bepflanzte Container Passanten Schatten.  Foto: Boris Roessler

Angesichts der extremen Temperaturen über Deutschland fordern Ärzte und Wissenschaftler, dass sich Kommunen und Länder besser auf künftige Hitzeperioden und andere Extremwetter vorbereiteten. Durch die Erderhitzung werden solche Phasen deutlich häufiger und extremer, die Architektur von Städten mit großflächiger Versiegelung verstärkt Hitze zusätzlich. Vom Ärzteverband Marburger Bund heißt es, die Politik müsse "ihre Anstrengungen für Schutzmaßnahmen in Hitzephasen" deutlich ausbauen.


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Ohne Taten bleiben Hitzepläne heiße Luft


Anpassungsmaßnahmen sind notwendig

"In der Zukunft bedarf es einer kontinuierlichen Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen gegenüber Hitzestressrisiken, die sowohl die Temperatur als auch besonders verwundbare Menschen und deren Mobilität in der Stadt in den Fokus rücken", sagt Jörn Birkmann vom Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung der Universität Stuttgart. Das Thema dürfe nicht allein auf das Management von einzelnen Hitzewellen beschränkt sein, es gehe um einen "tieferen Strukturwandel und Transformationsprozess".

Bereits 2017 hat das Bundesumweltministerium Handlungsempfehlungen für die Erstellung von regionalen Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit herausgegeben. Zuständig dafür sind Länder, Kommunen und Träger von Einrichtungen. Doch bisher haben nur wenige Städte solche Pläne erarbeitet, Mannheim ist eine der ersten in Deutschland.


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Ein Kernelement des Mannheimer Aktionsplans ist die Warnung besonders gefährdeter Gruppen vor Hitzerisiken und die Aufklärung über richtiges Verhalten. Gekoppelt ist der Hitzeaktionsplan an das Klimaschutzkonzept der Stadt - die Entsiegelung betonierter Flächen, zum Beispiel Parkplätze und Schulhöfe, und das Einrichten von grünen Dächern und Fassaden sind vorgesehen. Zur Versorgung mit Trinkwasser hat die Stadt jetzt einen ersten öffentlichen Brunnen installiert, weitere sollen folgen.

Das Konzept ist da, jetzt muss es an die Umsetzung gehen

Viele Aspekte eines Hitzeaktionsplans bündelt Heilbronn in seinem Klimaschutzkonzept und verfolgt ganz ähnliche Maßnahmen wie Mannheim. Unter dem Schlagwort "Schwammstadt" soll es etwa darum gehen, bei Neubauprojekten die Anpassung an den Klimawandel mitzudenken - etwa durch den Bau von Zisternen oder Fassadenbegrünung. Das mehr als 200 Seiten starke Konzept liegt seit Ende 2021 vor, jetzt geht es an die Umsetzung. Dazu wurde eine Lenkungsgruppe im Rathaus eingerichtet.


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Eine Stadt läuft heiß: Wie Heilbronn sich für Hitzewellen rüstet


Auf die akute Hitzewelle, die am Dienstag mit bis zu 37 Grad in der Region ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen soll, reagiert die Stadt mit einer Reihe von Maßnahmen. So wurden Kindertageseinrichtungen einem Hitzecheck unterzogen, verbunden mit entsprechenden Empfehlungen.

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Auch das Land ist in Sachen Gesundheitsschutz gefragt

Es gebe keine Verpflichtung für Kommunen, Hitzeaktionspläne zu entwickeln, heißt es auf Stimme-Anfrage aus dem Landessozialministerium. "Wir empfehlen es den Kommunen und Institutionen aber unbedingt, ihre Aktivitäten in solchen Hitzeaktionspläne zu bündeln."

Das Thema könne nicht allein auf kommunaler Ebene bearbeitet werden, sagt dagegen Dea Niebuhr vom Bereich Gesundheitssystemdesign der Hochschule Fulda. Die Bundesländer hätten einen gesetzlichen Auftrag für den Gesundheitsschutz. "Hitzeextreme sind als Naturkatastrophen im Katastrophenschutz zu definieren, da Waldbrände, Dürren, Wasserknappheit direkt miteinander verzahnt sind."


Das waren die Hitzerekorde in der Region

Je nach Vorhersage werden am Dienstag (19.7.) in der Region Heilbronn Temperaturen von bis zu 37 Grad erwartet. Das könnte nahe heranreichen an die höchsten Werte, die je gemessen wurden. Der Deutsche Wetterdienst hat in seiner Station in Eppingen-Elsenz am 7. August 2015 den bisherigen Rekordwert von 39,2 Grad gemessen, in Öhringen waren es 38, 9 Grad. Eine Meteomedia-Station in Heilbronn, die auch nach internationalen Standards misst, meldete genau 40 Grad. Für die Region gilt derzeit eine amtliche Hitzewarnung. 

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