Eine Stadt läuft heiß: Wie Heilbronn sich für Hitzewellen rüstet
Bis zu 37 Grad gibt es am Dienstag: Unabhängig davon entwickelt Heilbronn ein Konzept, das die Stadt auf wiederkehrende Hitzeperioden vorbereiten soll. Viele der Maßnahmen werden jedoch erst mittel- und langfristig greifen.

"Wir nehmen das sehr ernst", sagt Dr. Peter Liebert, Leiter des städtischen Gesundheitsamtes. Vor allem die "vulnerablen Gruppen" gelte es zu schützen, also Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen. An Pflegeheime hat das Amt vor der Hitzeperiode Mails mit Verhaltenstipps verschickt. Alle Kitas hat die Stadt einem Hitzecheck unterzogen. Ausreichend Getränke für die Kinder vorsehen, Ventilatoren anschaffen, Zeiten im Freien genau planen: Das waren einige der Konsequenzen.
Warn-App gegen Hitze gibt es noch nicht
All das sind kurzfristige Maßnahmen, um die Hitze erträglicher zu machen und Gefahren zu mindern. Die Hitzewarnung prangt prominent auf der Homepage der Stadt. Ein Hitzetelefon, an dem Bürger Rat bekommen, oder eine Warn-App, wie sie andere Städte eingeführt haben, gibt es in Heilbronn noch nicht.
Kommunikation ist jedoch einer der Pfeiler in einem mehr als 200 Seiten starken Werk namens "Klimaschutzteilkonzept zur Anpassung an den Klimawandel in Heilbronn". Darin ist all das aufgelistet, was dazu beitragen kann, dass die zu erwartenden häufigeren Hitze- und Trockenheitsperioden gemeistert werden. "Wir wollen den Kohlendioxidausstoß reduzieren", sagt Florian Baasch, Leiter der zuletzt personell aufgestockten Stabsstelle Stadtentwicklung und Zukunftsfragen.
Das wäre der kommunale Beitrag, den Klimawandel einzudämmen. Längst hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass Klimawandel stattfindet und Strategien zum Umgang mit den nicht abwendbaren Folgen entwickelt werden müssen.
Bei Bauprojekten den Klimawandel mitdenken
Die Arbeit am Konzept läuft seit 2019, seit September 2021 liegt der Abschlussbericht vor, der drei große Handlungsfelder aufzeigt: Schwammstadt, grüne Gartenstadt und gesunde Großstadt. Im Rahmen der Schwammstadt geht es darum, rarer werdenden Niederschlag aufzufangen, etwa durch Zisternen in Neubaugebieten.
"Früher wollte man das Wasser möglichst schnell loswerden, durch Drainagen in den Kanal", erklärt Dr. Bettina Schmalzbauer von der städtischen Klimaschutzleitstelle den Paradigmenwechsel am Bau. Auch Fassadenbegrünung kühlt Städte ab. "Das sind wir im Dialog mit den Bauherren", berichtet Schmalzbauer von nicht immer einfachen Gesprächen. Begrünung ist teuer, nicht nur im Bau, sondern auch im Unterhalt.
Klimawäldchen in Heilbronn funktionieren

Grünflächenvernetzung, weniger versiegelter Boden, Dächerbegrünung, Trinkwasserbrunnen: Die Palette der Maßnahmen sind vielfältig, nicht alle sind so augenfällig wie die Klimawäldchen. Am Wollhaus und vor allem auf der Theresienwiese belegen die kleinen Grüninseln mit Bäumen und Wassersprühern, wie zubetonierte Hotspots etwas entschärft werden können. Wie gut das funktioniert, zeigen aktuelle Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera, die uns die Firma FSW-Luftbilder zur Verfügung gestellt hat. Aus knapp 110 Meter Höhe gemessen betrug die Temperatur im Klimawäldchen 22,8 Grad und am Asphalt drumherum 33,1 Grad.
In Zukunft gibt es viel mehr Tropennächte
Dass solche Klimaoasen gebraucht werden, zeigen die Wetterprojektionen, die Grundlage des Heilbronner Klimaschutzkonzepts sind. Niederschlag wird es in Heilbronn künftig mehr geben, allerdings mit einer Verschiebung in den Winter. Trockenheit im Sommer nimmt zu. Dauerfrost wird es demnach in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Tropennächte mit konstanten Temperaturen über 20 Grad, bislang eine Seltenheit, könnten jedes Jahr dutzendfach ins Haus stehen. Einen Vorgeschmack gibt es in der Nacht auf Mittwoch: Laut Wetterbericht wird es nicht kühler als 21 Grad.
Klimaschutz auf der Agenda
Zahlreiche Kommunen in der Region haben das Thema Klimaschutz in der Verwaltung verankert. Klimaschutzmanager gibt es etwa in Eppingen oder Neckarsulm. Fertige Klimaschutzkonzepte oder Hitzeaktionspläne sind aber rar. Im Gemeinderat Öhringen wurde die Frage laut. Noch gibt es keinen Hitzeaktionsplan, hieß es, er sei auch nicht terminiert.
Kreisbrandmeister Torsten Rönisch ist keine Kommune im Hohenlohekreis bekannt, die einen Plan für Extremsituationen bereits in der Schublade hat. Allerdings hat sich die kleinste Gemeinde im Hohenlohekreis, Zweiflingen, vor wenigen Wochen Unterstützung bei der EnBW geholt, um einen Katastrophenschutzplan zu erarbeiten, der sowohl kritische Infrastruktur schützt als auch Maßnahmen für Feuer, Wasser und Hitze beinhaltet.