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Immer mehr Kliniken in finanzieller Not

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Düstere Prognose: Die angespannte Lage wirkt sich immer deutlicher auf die Patientenversorgung aus. Inzwischen werden auch Eingriffe bei Krebs-Patienten verschoben.

Laut dem Monitor der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft BWKG muss für das Jahr 2022 mit roten Zahlen gerechnet werden.
Laut dem Monitor der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft BWKG muss für das Jahr 2022 mit roten Zahlen gerechnet werden.  Foto: Marcus Brandt/dpa/Symbolbild

Die Lage an den Kliniken verschärft sich weiter. Zum Megathema Personalmangel und der Belastung durch die aktuelle heftige Krankheitswelle in der Bevölkerung und beim Personal kommen große finanzielle Probleme, wie eine aktuelle Befragung unter den Kliniken im Südwesten zeigt.


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Die Krankenhaus-Vertreter bezeichnen die Lage als "dramatisch"

74 Prozent der Klinikverantwortlichen erwarten laut dem Monitor der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft BWKG rote Zahlen für das Jahr 2022 - und 84 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlechterung in den nächsten zwölf Monaten. "Das ist der schlechteste Wert, seit es diese Erhebung gibt", sagte der BWKG-Vorstandsvorsitzende Heiner Scheffold bei der Vorstellung der Zahlen in Stuttgart. Die wirtschaftliche Situation der Kliniken im Südwesten sei "dramatisch". In anderen Bundesländern komme es bereits zu Insolvenzen und Klinikschließungen.

Die Kliniken bleiben auf den Preissteigerungen sitzen

Der Bund hat insgesamt sechs Milliarden Euro für die Entlastung der deutschen Kliniken angekündigt, auf den Südwesten entfielen etwa 27 Millionen, so BWKG-Geschäftsführer Matthias Einwag. Das Geld werde aber nicht wesentlich zur Entspannung beitragen. Denn 4,5 Milliarden Euro davon seien zum Ausgleich für die gestiegenen Energiepreise gedacht und lediglich 1,5 Milliarden Euro für erhöhte Kosten für Lebensmittel, Dienstleistungen und medizinischen Produkten vorgesehen. Auf diese Güter entfalle aber der weitaus größere Anteil. "Die Inflationsrisiken abseits der Energiekosten drohen zum großen Teil bei den Krankenhäusern hängen zu bleiben", so Scheffold.


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Die Wartelisten für Eingriffe werden immer länger

Für die Patienten haben die Probleme der Kliniken inzwischen ganz konkrete Auswirkungen. Etwa zehn bis 15 Prozent der Kapazitäten können nicht betrieben werden, weil das Personal dafür fehlt. Das seien 5000 bis 8000 Betten im Land, schätzt Einwag. Eine Konsequenz: Die Wartelisten für planbare Eingriffe wie Hüft- oder Knie-OPs werden länger, Operationen werden häufig verschoben - inzwischen seien davon selbst Krebspatienten betroffen, so die BWKG. "Das ist mit viel Leid für die Patienten verbunden", sagte Heiner Scheffold.

Der Personalmangel bei Ärzten und Pflegekräften sei seit Jahren bekannt, hieß es. Damit in der Pflege wieder mehr Zeit für die Arbeit am Patienten bleibe, sei ein Bürokratieabbau dringend erforderlich. "Wir kämpfen gegen eine überbordende Kontrollbürokratie", so Einwag. Jeder Behandlungsschritt müsse für die Abrechnung und die Qualitätskontrolle penibel dokumentiert werden. "Das bindet sehr viel Personal."

Krankenhausplanung muss Ländersache bleiben, so die Forderung

Die jetzt vorgelegten Reformvorschläge für das Krankenhauswesen seien grundsätzlich zu begrüßen, sagten die BWKG-Vertreter. Allerdings sei zunächst eine "Folgenabschätzung" nötig. Fest steht für die Interessenvertretung, dass die Krankenhausplanung in der Hand der Länder bleiben müsse. "Wenn die Reform sich auf die Anzahl und die Struktur der Krankenhäuser auswirkt, darf sie nur im Einvernehmen mit den Ländern umgesetzt werden", so die Forderung.

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