Heilbronner Ipai und Tübinger Cyber Valley: Dieses Power-Tandem soll das Land nach vorne bringen
Europa ist in Sachen Zukunftstechnologie im Rückstand. Nun bläst Baden-Württemberg bei Künstlicher Intelligenz zur Aufholjagd. Zentrale und dezentrale Strukturen sollen das Land wettbewerbsfähig machen.

Der Heilbronner Innovations Park Artificial Intelligence (Ipai) soll "das relevanteste Ökosystem für künstliche Intelligenz (KI) in Europa werden". Das sagte eine Sprecherin des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums auf Anfrage der Heilbronner Stimme. Gemeinsam mit dem Tübinger Cyber Valley werde der Ipai aus Sicht des Landes das "KI-Power-Tandem der Zukunft in Baden-Württemberg" sein.
Das Land setzt auf Leuchtturmprojekte und dezentrale Strukturen
"Die Welt wartet nicht auf uns", sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut bei der Bekanntgabe des Architekturentwurfs für den Ipai am vergangenen Dienstag, 28. März, in Heilbronn. Zusätzlich zu den beiden "großen Leuchtturmprojekten" in Heilbronn und Tübingen sei es deshalb wichtig, Forschung, Entwicklung und Anwendung von KI-Produkten und KI-Lösungen im ganzen Land dezentral zu stärken, so eine Ministeriumssprecherin. Baden-Württemberg sei dabei, ein landesweites Netzwerk aus KI-Einrichtungen zu fördern und auch dessen Einbindung in europäische Forschungsstrukturen zu forcieren.
Europäische Union spricht von Marktversagen bei der künstlichen Intelligenz
Nationale und europäische Zusammenarbeit hält das Ministerium für dringend erforderlich. Eine im Juni 2021 veröffentlichte Studie der Europäischen Kommission kommt zu dem Ergebnis, dass es im Bereich KI in Europa ein Marktversagen gebe. Demnach bestehe in Europa eine jährliche Investitionslücke von vier bis acht Milliarden Euro im Vergleich zu China und Nordamerika. "Auch wenn Baden-Württemberg bereits heute große Anstrengungen im Bereich KI unternimmt und große Erfolge vorweisen kann, wird es diese Lücke nicht alleine schließen können", so die Ministeriumssprecherin.
Heilbronn und Tübingen arbeiten eng zusammen
Der Geschäftsführer des Heilbronner Ipai, Moritz Gräter, hat versichert, dass Heilbronn und das Tübinger Cyber Valley eng zusammenarbeiten werden. Die Einrichtungen stünden bereits in engem Austausch. Wie das Wirtschaftsministerium mitteilt, soll eine erste Kooperationsvereinbarung über eine strategische und operative Zusammenarbeit unterzeichnet werden.
Für das Land ist die Kooperation dieser beiden Institutionen unverzichtbar. "Damit Baden-Württemberg als Ganzes gegenüber international führenden Tech-Regionen wie dem US-amerikanischen Silicon Valley oder dem chinesischen Shenzhen konkurrenzfähig bleibt", so die Ministeriumssprecherin.
KI-Lösungen nach europäischen Wertmaßstäben
Aus Sicht des Landes ist es unerlässlich, durch die Entwicklung eigener Produkte und Lösungen sowie deren Anwendung "die digitale Souveränität des Standorts Baden-Württemberg" zu erhalten und auszubauen. "Dadurch sichern wir unsere Wettbewerbsfähigkeit." Für Hoffmeister-Kraut sei so zudem gewährleistet, dass "KI-Lösungen nach europäischen Werten in Bezug auf Cybersicherheit, Datenschutz und Ethik entwickelt werden".
Ipai ist größtes KI-Ökosystem in Europa
Mit Cyber Valley ist das größte KI-Forschungskonsortium Europas und ein Spitzenstandort für KI-Forschung entstanden, heißt es aus Stuttgart. Mit Ipai fördere das Land die Entstehung eines der größten KI-Ökosysteme in Europa. Die Technologie soll zudem mit 16 regionalen KI-Laboren branchenübergreifend in die Fläche des Landes getragen werden.